Zoff um Millionenprojekt

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Foto: Sรถren Mรผller

Grimma. Nach wie vor erhitzt das Millionenprojekt โ€žSportzentrum Husarenkaserneโ€œ die Gemรผter. Die Stadtratfraktion โ€žDie LINKEโ€œ legt jetzt mit einer Pressemitteilung nach und sorgt fรผr Unverstรคndnis bei Johannes Heine, Fraktionsvorsitzender der โ€žFreien Wรคhlerโ€œ im Stadtrat.

 

Mit einer Pressemitteilung macht sich โ€žDie LINKEโ€œ aktuell Luft.

In Grimma wรผrden kulturelle Einrichtungen wegen der Haushaltsschieflage geschlossen werden, teils wegen โ€žlรคcherlichen Summenโ€œ, wie beim Beispiel des Begegnungshauses der Senioren in Golzern, heiรŸt es in der Mitteilung.
Als โ€žHarakiriโ€œ wird die Prioritรคtensetzung in der Haushaltspolitik bezeichnet.

โ€žDas Paradoxon Bergerscher Haushaltspolitikโ€œ nennt die Fraktion den Umgang mit den โ€žSparzwรคngenโ€œ im Zuge der Haushaltskonsolidierung in ihrer Mitteilung.

โ€žZum Beispiel soll das Dorfgemeinschaftshaus in Golzern geschlossen werden, um jรคhrlich 900โ‚ฌ zu sparen. Auf der anderen Seite scheint aber genรผgend Kapital vorhanden zu sein, um Millionenschwere Prestigetrรคchtige Bauvorhaben, wie die Verlegung der Stadien an die Husarenkaserne durchzufรผhrenโ€œ erklรคrt Jรถrg Diecke (Fraktionsvorsitzender der Linksfraktion im Stadtrat).

โ€žHerr Dossin erlรคuterte in der LVZ vom 09. Februar sehr gut, wie eng die Verlegung der Stadien und der Neubau des REWE Marktes miteinander verwoben sind. Was er allerdings verschweigt ist, dass die Finanzierung noch nicht auf sicheren FรผรŸen stehtโ€œ so Diecke weiter.

Die Verlegung der Stadien, solle inklusive Teilrรผckbau des Stadions der Freundschaft mindestens 5 Mio. โ‚ฌ kosten. Finanziert durch Fรถrdermittel (3,2 Mio. โ‚ฌ) und dem Verkauf des Flurstรผckes, auf dem sich noch das Jahn Stadion befindet (1,6 Mio. โ‚ฌ). Dort soll den Plรคnen nach ein REWE-Markt entstehen. โ€žHier ergeben sich aus unserer Sicht eine Menge Probleme, die von der Stadtverwaltung und ihren Getreuen im Stadtrat, in der รถffentlichen Debatte bisher nicht thematisiert worden sindโ€œ meint Kerstin Kรถditz (DIE LINKE).

โ€žParadox erscheint besonders, dass die Stadt die Verlegung der Stadien mit einer akuten Hochwassergefahr begrรผndet, aber offenbar kein Problem darin sieht, an gleicher Stelle einen Supermarkt zu errichten.โ€œ Der Kaufpreis fรผr das Grundstรผck wรผrde auรŸerdem erst fรคllig, sobald eine Baugenehmigung fรผr den REWE erfolge. Dass diese erteilt werden wรผrde sei den Schilderungen der Fraktion โ€žDie LINKEโ€œ unwahrscheinlich, da nach sรคchsischem Recht keine Neubauten in hochwassergefรคhrdeten Gebieten erfolgen dรผrften. Wรคre allerdings die Schutzmauer vollendet, so entfalle das Hochwasserrisiko fรผr die Stadien.

โ€œDas stellt ein Problem dar, da die Fรถrdermittel zweckgebunden sind. Entfรคllt mit der Hochwassergefahr der Zweck fรผr die Verlegung der Stadien, kรถnnte dies zu einer zu einer Rรผckforderung der Fรถrdermittel nebst Zinsen fรผhren. Fรผr uns ist das in der ohnehin schon angespannten Haushaltssituation ein unkalkulierbares finanzielles Risiko, welches wir in dieser Form nicht mittragen kรถnnen!โ€œ erklรคrt Kรถditz.

Bereits jetzt stehe fest, dass die Bรถden an der Husarenkaserne mit Schadstoffen belastet seien, weshalb dort das Grundwasser nicht zur Bewรคsserung des Rasens im neuen Stadion genutzt werden dรผrfe. โ€žHierdurch wird ein aufwendiges Bewรคsserungssystem notwendig, welches die Betriebskosten fรผr die Sportanlagen in die Hรถhe treibtโ€œ zeigt sich Kรถditz besorgt.

Nach ersten Schรคtzungen wรผrden dadurch die Betriebskosten fรผr die Stadionanlagen von derzeit ca. 200.000 โ‚ฌ im Jahr auf 300.000 โ‚ฌ steigen. โ€žBisher wurde uns noch nicht erklรคrt, wer fรผr diese gestiegenen Kosten aufkommtโ€œ gibt Kรถditz zu bedenken.

โ€žHerr Dossin stellt die Verlegung der Stadien und den REWE Bau als Alternativlos dar. Dies ist mitnichten so. Warum belassen wir nicht die Stadien am alten Standort und stellen die Hochwassermauer fertig, um sie gegen die Fluten der Mulde zu schรผtzen?โ€œ so der Schlussatz des Rundumschlages den Johannes Heine als Fraktionsvorsitzender der Freien Wรคhler so nicht auf sich beruhen lassen will.

โ€œGrimma befindet sich in der Zwangssituation der Haushaltkonsolidierung. Da mรผssen alle Bereiche auf den Prรผfstand gestellt werden und das geschieht in sehr verantwortungsvoller Weise durch die Verwaltung in Zusammenarbeit mit der Arbeitsgemeinschaft Finanzen, Ausschรผssen, Beirรคten und den Ortschaftsrรคten.โ€œ erklรคrt er die Streichung der Zuwendungen fรผr das Begegnungshaus der Senioren in Golzern.

Der Stadt Grimma entgehe eine groรŸe Chance wenn man auch trotz der der Sparzwรคnge die Mรถglichkeiten der Inanspruchnahme der mรถglichen Fรถrdermittel nicht ausschรถpfen wรผrde.

โ€žIch mรถchte daran erinnern, dass die Verwaltung in der Vergangenheit groรŸes Augenmerk darauf gelegt hat solche Mรถglichkeiten nicht zu verpassen. Es kรถnnen viele Beispiele an Schul-, Kindergarten-, Sport-, StraรŸenbau- und Feuerwehr- Projekten genannt werden. Im Vergleich zu anderen Kommunen hat das in Grimma funktioniert wobei andere nicht die notwendigen Eigenmittel aufbringen konnten.โ€œ gibt Heine zu Bedenken.

So seien in Grimma die Eigenmittel versilbert und vergoldet worden, um bildlich zu sprechen.

โ€žDass die Lage so ist wie sie ist finden wir auch nicht toll, aber so sind nun mal die Fรถrderrichtlinien vom Land Sachsen und der Bundesrepublik. Wir kรถnnen uns auch ein anderes, vor allem einfacheres Prozedere vorstellen. Wir kรถnnen es aber nicht รคndern, sondern nur das Optimalste herausholen.โ€œ

Als blanke Polemik weist Heine die ร„uรŸerung โ€žparadoxe Bergersche Haushaltspolitikโ€œ kopfschรผttelnd zurรผck.
โ€žDas kann man so nicht stehen lassen! Alle Entscheidungen wurden im Stadtrat auf demokratische Weise entschieden und DIE LINKE war bekanntlich dabei. Auch wenn sie oft dagegen waren oder sich der Stimme enthalten haben, so mรผssten Sie doch gemerkt haben, dass โ€žBERGERโ€œ die Entscheidungen nicht allein getroffen hat.โ€œ

Auch die inhaltlichen Vorwรผrfe sind fรผr Heine haltlos: โ€žBei den Sparzwรคngen beruft man sich auf das Dorfgemeinschaftshaus Golzern und fรผhrt im Gegenzug den Neubau von REWE und Stadion auf. Hier verschweigt man bewusst, dass Dorfgemeinschaftshaus Golzern ist auch nicht zu retten, wenn man REWE und Stadionneubau verhindert. Das Eine hat mit dem Anderen gar nichts zu tun!โ€œ.

Der Wiederaufbau von hochwassergeschรคdigten Gebรคuden und Anlagen muss nach den aktuellen Richtlinien des Freistaates nachhaltig erfolgen. Das heiรŸt bei nochmaliger Hochwasserschรคdigung werden keine Gelder mehr von Land und Bund flieรŸen.

โ€žBauen wir das Stadion (Kunstrasenplatz) an gleicher Stelle wieder auf sind beim nรคchsten Hochwasser alle anfallenden Kosten durch die Stadt Grimma zu tragen.โ€œ so Heine.

Damit lenkt er auf einen wichtigen Aspekt, nรคmlich auf den Unterschied ob mรถgliche Hochwasserschรคden dann durch den Steuerzahler getragen werden mรผssten oder eben durch ein Unternehmen welches Schรคden an seinem Gebรคude selbst zu decken hรคtte.

Die im Bau befindliche Mauer soll eine Schutzwirkung eines HQ 100 Hochwassers haben, also einem Hochwassereignisses welches in etwa alle 100 Jahre vorkommt. 2002 war beispielsweise ein Jahrtausendhochwasser welches die Mauer nicht verhindern kann. Auch รผber die mรถgliche Schutzwirkung eines Hochwasserereignisses wie 2013 streiten sich die Geister. Schlussfolgernd ist auch die Mauer kein 100- prozentiger Schutz.

โ€žAlso entfรคllt hier auch nicht die Hochwassergefahr, so dass Fluthilfen zurรผck gezahlt werden mรผssten. Frau Kรถditz ist immer schnell dabei gegen etwas zu sein, aber Alternativen habe ich von Ihr noch nicht gehรถrt! Wer etwas will findet Wege, wer etwas nicht will findet Grรผnde!โ€œ

Den REWE Markt kรถnne man der Ansicht von Heine nach entsprechend bauen, so dass die Schรคden sich in Grenzen halten wรผrden. Der Investor wรผrde dort nicht bauen wenn das Risiko fรผr ihn nicht kalkulierbar wรคre.

Auch zu den โ€žschadstoffbelasteten Bรถdenโ€œ mahnt Heine an Kerstin Kรถditz: โ€žNatรผrlich wissen alle, dass die Bรถden, wo einst die Rote Armee zu Hause war, entsprechende Hinterlassenschaften beinhalten. Was sollen wir tun? Die Augen verschlieรŸen und darauf warten, dass spรคtere Generationen das Problem lรถsen, denn von selbst lรถst sich das Problem nicht. Jeder Bau und jede Investition beinhaltet Risiken, ja Frau Kรถditz! Eine hundertprozentige Sicherheit kรถnnen auch wir nicht geben. Aber tun wir nichts, bewegt sich auch nichts. Grimma ist ein Mittelzentrum und wir mรผssen schon etwas dafรผr tun, dass die Standortfaktoren so sind das weiterhin junge Familien Grimma fรผr sich interessant finden, junge Menschen nach Ausbildung und Studium wieder nach Hause wollen weil in Grimma Arbeitsplรคtze sind, die Kinderbetreuung, Schulbildung und Freizeitgestaltung in guter Qualitรคt vorhanden sind. Das bekommt man nicht zum Null-Tarif. Grimma ist in eine wunderschรถne Landschaft gebettet mit einer tollen Infrastruktur. Das ist gegeben! Den Rest mรผssen wir schon selbst aufbringen und gestalten, was wieder nicht ohne Risiko geht.โ€œ