Sachsen. Sachsenforst zieht erste Bilanz zur Saatguternte 2023
Der Bedarf ist groร, das Angebot gering. Saatgut wird fรผr den Waldumbau in Sachsens Wรคlder dringend benรถtigt. Aber nicht jede Buchecker oder Eichel ist dafรผr geeignet. Nur Saatgut, dessen genetische Eigenschaften nachweislich an die regionalen Wachstumsbedingungen angepasst sind, darf im Staatswald verwendet werden. Mutterbรคume mit den richtigen Eigenschaften sind aber selten. Und sie bilden nicht jedes Jahr ausreichend viele Samen. Schon in den vergangenen Jahren konnte der Bedarf kaum gedeckt werden. Auch in diesem Jahr bleibt die Situation angespannt.
ยปDie Saatgut-Bilanz in diesem Jahr ist leider durchwachsen bis ernรผchterndยซ, erklรคrte Landesforstprรคsident Utz Hempfling bei einer Vorstellung der Ergebnisse heute. ยปDie Erntemengen fรผr die wichtigsten Baumarten Buche, Eiche und Tanne reichen nicht aus, um unseren Bedarf im Staatswald zu decken. Fรผr den Waldumbau und die Wiederbewaldung der vielen Schadflรคchen brauchen wir groรe Mengen an geeignetem Saatgut. Der unรผbersehbare Klimawandel schwรคcht auch die Erntebestรคnde. Die Elternbรคume stehen unter Stress und bilden nicht ausreichend oder nicht verwertbares Saatgut.ยซ
Zu wenige Bucheckern, Eicheln und Tannensamen
Grรถรtes Sorgenkind der Forstleute ist die Rotbuche. Die ยปMutter des Waldesยซ ist die am hรคufigsten gepflanzte Baumart im Staatswald. Bis zu zwei Millionen junge Rotbuchen werden jรคhrlich im Staatswald gepflanzt โ oder sollen gepflanzt werden. Denn durch den Mangel an Saatgut sind in diesem Jahr ยปnurยซ etwa 1,4 Millionen Stรผck verfรผgbar. Die Ernte 2023 gibt zumindest etwas Hoffnung: Vor allem im West- und mittleren Erzgebirge haben die Bestรคnde vergleichsweise gut fruktifiziert, in den anderen Regionen konnte aber nur wenig geerntet werden. Insgesamt konnten rund fรผnf Tonnen Bucheckern geerntet werden โ zu wenig bei einem Bedarf fรผr den Waldumbau im Staatswald von rund sieben Tonnen.
Auch die Situation bei den beiden heimischen Eichen-Arten, der Trauben- und Stiel-Eiche, spitzt sich weiter zu. In diesem Jahr konnten kaum Eicheln in nennenswertem Umfang geerntet werden. So werden in den kommenden Jahren weniger junge Eichen gepflanzt werden kรถnnen, als beabsichtigt ist. Bei der Weiร-Tanne, die zusammen mit den Eichen am zweithรคufigsten gepflanzt wird, fรคllt die Ernte ebenfalls schlechter als im Vorjahr aus. Da รคltere Weiรtannen in Sachsen aber sehr selten sind, ist eine Ernte bei dieser fรผr den Waldumbau wichtigen Baumart grundsรคtzlich nur sehr eingeschrรคnkt mรถglich. Die insgesamt in diesem Jahr 110 Kilogramm reinen Saatgutes reichen fรผr den Bedarf von rund 500 Kilogramm fรผr den Staatswald nicht aus.
Importe geeigneter Herkรผnfte sollen Mangel entgegenwirken
Weil das sรคchsische Saatgut nicht ausreicht, bemรผhen sich die Forstleute, Saatgut aus anderen Lรคndern mit รคhnlichen Wuchsbedingungen wie in Sachsen zu erwerben. Beispielsweise bezieht Sachsenforst fรผr den Staatswald Saatgut aus der Slowakei oder Tschechien. Das gewonnene oder erworbene Saatgut wird รผberwiegend fรผr die Anzucht junger Bรคume in den drei staatseigenen Baumschulen von Sachsenforst verwendet. Bei der Weiรtanne spielt aber auch die Saat im Wald eine wichtige Rolle.
Grundsรคtzlich setzt Sachsenforst beim Waldumbau auf eine natรผrliche Verjรผngung der Wรคlder aus den Samen vorhandener Bรคume. Gepflanzt werden Bรคume dort, wo die geeigneten Baumarten nicht vorhanden oder diese in ihrer genetischen Vielfalt eingeschrรคnkt sind. Auch auf Standorten, die besonders gefรคhrdet sind โ beispielsweise durch Bodenerosionen โ oder wo eine schnelle Ausbreitung von Grรคsern oder Brombeere die Wiederbewaldung verhindert, ist aktives Pflanzen notwendig.