Interview mit den VVG-Vizepräsidentinnen Stefanie Diestel & Yvonne Pawlik

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Seit über zwei Jahren führen die beiden Vize-Präsidentinnen Stefanie Diestel (links im Bild) und Yvonne Pawlik (rechts im Bild) erfolgreich den VVG Foto: memofotografie

Grimma. Seit über 2 Jahren, wird der Volleyballverein Grimma VVG, von einer weiblichen Doppelspitze geleitet und gelenkt.  Stefanie Diestel, verantwortlich für Sponsoren, die Bundesligamannschaft und die medizinische Abteilung und Yvonne Pawlik, verantwortlich für Nachwuchs, Trainer und Vereinskoordinationen. Im Interview stehen siie gemeinsam Rede und Antwort.

Sie sind beide Mütter, Firmeninhaberinnen (Physiotherapie und Logopädie) und Vize Präsidentinnen des VV Grimma, wie bekommt man das zeitlich alles unter einen Hut, wie machen Sie das?
St.D.Manchmal zeigt mir diese Doppelbelastung im Alltag tatsächlich meine persönlichen Grenzen auf. Ich habe zwei kleine Kinder zu Hause und ein mittelständiges Unternehmen mit 15 Mitarbeitern zu führen. Mit den Vorwärts Sachsen Volleys habe ich folglich drei Herzensprojekte die, jedes für sich, meine volle Aufmerksamkeit und Zeit fordern. Es bedarf auf allen Ebenen gute Organisation und Planung und das jeweilige Verständnis aller Beteiligter. Man darf an dieser Stelle nicht vergessen dass, obwohl wir von Profisport sprechen, unsere Arbeit an der Vereinsspitze eine rein ehrenamtliche ist.
Y. P. Meine Kinder sind Gott sei Dank schon groß genug, um ihr Studium und ihre schulischen Aufgaben auch ohne meine Hilfe meistern zu können. Beruflich bin ich seit der Pandemie auch nicht mehr so gestresst und habe glücklicherweise 2 Kolleginnen, die mich sehr gut unterstützen. Ich könnte zurzeit also eigentlich sogar noch ein bisschen mehr für den Verein tun als vor der Pandemie. Leider bremst uns die ganze Corona-Sache aber sehr aus. Vorstandssitzungen sind persönlich nicht mehr möglich, alles läuft mehr oder weniger nur über soziale Medien. Und an Heimspieltagen ist auch weniger zu tun, seit Zuschauer nicht mehr zugelassen sind, was mich im Übrigen sehr ärgert, denn wir hatten ein sehr gutes Hygienekonzept für Spieltage mit Zuschauern.“

Der Volleyballverein durchlebt, wie jeder andere Verein, gerade keine leichten Zeiten, was können Sie aus Eurem Verantwortungsbereich genauer darüber berichten?
St.D.Wo soll ich anfangen… An erster Stelle bin ich persönlich stolz darauf dass unsere Liga eindeutig als Profiliga deklariert wird und stattfinden darf. Ich sehe dies auch als ein Zeichen der Wertschätzung gegenüber der Tätigkeit und dem Aufwand aller Beteiligten über Jahre hinweg. Dazu gehören nicht nur die Spielerinnen, Trainer und STAFF, sondern auch alle fleißigen Helfer im Hintergrund, Sponsoren, Unterstützer, Medien etc. Zusehen zu müssen wie Mühe und Arbeit im Nachwuchs und Amateurbereich, welche über Jahre hinweg in Vereinen geleistet wird, innerhalb kürzester Zeit auf Null heruntergefahren wird, schmerzt mich persönlich sehr. Umso schöner ist es wenigstens das Flaggschiff des VVG in voller Fahrt erleben zu dürfen. Um die Ligaspiele stattfinden zu lassen, bedarf es eines großen Aufwandes an Hygienemaßnahmen und ein aufwendig erarbeitetes Hygienekonzept. Sowohl bei Heimspielen in einer leeren Halle, als auch bei Auswärtsfahrten. Bei den Aktiven sorgte die aktuelle Situation (im Übrigen auch bei anderen Vereinen) für eine hohe nervliche Belastung. Einige unserer Spielerinnen und Betreuer gehen einer hauptamtlichen Tätigkeit in ihren Berufen nach. Sie setzen sich durch die Teilnahme an den Bundesligaspielen einem deutlich erhöhten Infektionsrisiko aus. Mit einigen Berufen ist dieses Risiko nicht vereinbar und somit kam es zwischenzeitlich für kurze Zeit zu einer Abschwächung des Kaders, welche völlig nachvollziehbar ist. Derzeit sind wieder alle Spielerinnen an Bord und ich freue mich über die Ergebnisse der vergangenen Spiele. Auch an der Sponsorenfront hinterlässt Corona seine Spuren. Im Normalfall steht in dieser Jahreszeit der Etat für die kommende Saison im Groben fest. Viele unserer Sponsoren sind massiv betroffen und es ist noch nicht abzuschätzen in wieweit sich diese Krise auf die finanzielle Situation der Profimannschaft auswirken wird. An dieser Stelle gilt mein großer Dank an alle uns begleitenden und unterstützenden Partner.“
Y.P.Naja, ich als Verantwortliche für alle Mannschaften außer der 1. Damenmannschaft finde es schon schade, dass unser Nachwuchs und die 2. und 3. Damen nicht mehr trainieren können. Ich glaube, das fehlt den Mädels auch sehr. Aber die Gesundheit hat nun mal oberste Priorität und somit lässt sich das nicht ändern. Ich würde mich aber trotzdem sehr freuen, wenn das Training in den zuvor genannten Gruppen endlich wieder starten könnte

Durch den anhaltenden Lockdown und die Kontaktbeschränkungen muss der VVG sich auch „neu erfinden“, wie halten Sie Kontakt zu Vorstandsmitgliedern, Trainern, Verantwortlichen und den Nachwuchsspielern, den Sponsoren?
St.D. „Corona lehrt uns andere Medien zu nutzen. Vorstandsitzungen sind nur im äußersten Notfall und unter Beachtung aller Hygienevorschriften möglich. Wir kommunizieren mit den Mitgliedern über die üblichen Medien. Da ich persönlich als Therapeutin offizieller Teil der Mannschaft bin und bei den Spielen meinen Platz auf der Bank habe bzw. unter der Woche die Spielerinnen zur Behandlung in meiner Praxis sind, ist es mir möglich persönlichen Kontakt zum Team zu halten. Der Kontakt mit Nachwuchsspielern ist derzeit leider für mich nicht möglich und ich hoffe auf einen baldmöglichsten Trainingsstart für unsere Kids und Amateursportler. Ebenso verhält es sich mit Kontakt zu Sponsoren, vieles wird am Telefon oder online geklärt und besprochen.“
Y.P. „Auch hier erfolgt der Kontakt meist nur über soziale Medien. In der Vorweihnachtszeit haben sehr engagierte Elternratsmitglieder kleine Geschenke an den Nachwuchs verteilt und diese auch persönlich, natürlich unter Beachtung der geltenden Vorschriften, an die Nachwuchsspieler*Innen übergeben. Ich denke, alle haben sich darüber gefreut, zumindest gab es sehr viele positive Rückmeldungen.“

In einigen Medienberichten liest man, dass durch die Corona-Pandemie den Vereinen die Mitglieder den Rücken zu wenden, sich Trainer und Nachwuchssportler vom Verein abmelden, ist dass beim VVG auch zu vermelden?
St.D. „Derzeit haben wir keinen Corona bedingten Verlust zu vermelden. Als Verein sind wir stolz und dankbar für die Loyalität unserer Mitglieder, die auch in schwierigen Zeiten zeigen das sie ein blaues Herz in ihrer Brust schlagen haben.“
Y. P. „Wir haben bis jetzt keinen außergewöhnlichen Schwund an Mitgliedern zu verzeichnen. Vielen Dank an dieser Stelle an alle Mitglieder, die uns weiter die Treue halten! An der Stelle sei aber auch unbedingt nochmal erwähnt, dass ein Mitgliedsbeitrag nicht für Trainingsstunden gezahlt wird. Aber ich glaube, das wissen unsere Mitglieder, sonst würde es vielleicht anders aussehen…“

Positiv in die Zukunft schauen, ist eine sehr wichtige Voraussetzung um so einen großen und für Grimma wichtigen Verein durch die Krise zu manövrieren, wenn jede von Ihnen 3 Wünsche frei hätte, wie wären diese?
St.D. „An erster Stelle natürlich für alle Beteiligten, gesund bleiben! An zweiter Stelle wünsche ich mir an der Vereinsspitze mehr tatkräftige, innovative Unterstützung. Die notwendige Arbeit und Verantwortung lastet auf zu wenigen Schultern. Das macht uns verwundbar und
instabil. Bis dato hat das VVG-Mutterschiff die vergangenen Stürme gut überstanden. Somit ergibt sich mein dritter Wunsch: Der VVG mit seinen Vorwärts Sachsen Volleys ist seit 13 Jahren mein Herzensprojekt. Ich habe zwei Meisterschaftstitel in der zweiten Bundesliga mit der Mannschaft erleben dürfen, mit großartigen Menschen zusammengearbeitet und eine Fangemeinde wachsen sehen die ihresgleichen sucht. Es sind Dank der Mithilfe einiger im Hintergrund arbeitenden Menschen großartige Projekte auf die Beine gestellt worden, die uns auch außerhalb des Profisports zu Aushängezeichen im Muldental gemacht haben. Sei es über die Aktion Mensch, sei es über die Nachwuchsarbeit, das alljährlich stattfinde Sommercamp oder die überregionale Außendarstellung in den sozialen Medien. Ich wünsche mir von Herzen, das das Vereinsleben, so wie wir es kennen und lieben gelernt haben, mit all seinen Nuancen und Facetten, bald wieder aus seinem Dornröschenschlaf erwacht und ohne Blessuren wieder zum Leben erweckt werden wird.“
Y.P. „Als erstes wünsche ich mir, wahrscheinlich wie alle anderen auch, dass wir die Pandemie zeitnah überstehen, alle gesund bleiben und es bald wieder ein "normales" Leben geben kann. Zweitens liegen mir die Sponsoren natürlich am Herzen und ich wünsche mir, dass es allen gut geht und sie uns weiterhin unterstützen können und wollen. Und drittens wünsche ich mir für unser Team der 2. Bundesliga, dass sie in der nächsten Saison dort anknüpfen können, wo sie in der letzten aufgehört haben. Ich glaube fest an das Potential, das in dieser jungen Mannschaft steckt und wünsche ihnen diesen Erfolg sehr. Wenn ich noch einen 4. Wunsch frei hätte, würde ich mir wünschen, dass wir noch viele engagierte Helfer finden könnten, die uns bei unserer Vereinsarbeit genauso unterstützen, wie es die bisherigen schon tun. An dieser Stelle ein großes Dankeschön an alle fleißigen Helfer (Catering, Auf-/Abbauteam, Ballroller und deren Eltern, Elternrat, Trainer, Sponsoren, Gönner, Fans….)“

In Kürze stehen beim VVG wieder die Vorstandswahlen an, werden Sie für Ihr Amt wieder „den Hut in den Ring werfen“?
St.D. „Das kann ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht sagen. Mit Yvonne Pawlik habe ich derzeit eine starke Partnerin an meiner Seite. Die Aufgabenbereiche sind klar strukturiert und ich vertraue ihr. Mit Franziska Weiske als Schatzmeisterin haben wir nach Jürgen Bergmann, der über viele Jahre mit seiner verdienstvollen Arbeit große Fußstapfen hinterlassen hat, eine junge, dynamische Frau mit Fachwissen, auf diesem Posten. Auch sie erfüllt ihren Aufgabenbereich zur vollsten Zufriedenheit. Leider besteht der Vorstand nur noch aus einem weiteren Vorstandsmitglied. Das ist einfach zu wenig. Diese ehrenamtliche Belastung tragen meine Familie, meine Kinder und ich schon seit vielen Jahren. Der eisige Wind welcher uns manchmal aus verschiedenster Richtung entgegen weht, macht mich traurig und mürbe. Es hagelt sehr schnell Kritik, aber es gibt wenig Anerkennung. Um einen Blick hinter die Kulissen zu bekommen, bemühen sich die Wenigsten und es werden uns immer wieder Steine in den Weg geräumt, welche es gilt mit einem Lächeln auf den Lippen weg zu räumen. Wie lange wir das in dieser Besetzung noch schaffen steht in den Sternen.“
Y.P. „Das kann ich zum jetzigen Zeitpunkt nicht sagen. Das hängt von einigen Faktoren ab, die ich leider nicht beeinflussen kann… Ich würde schon gerne….“

Abschließend noch drei Sätze, die Ihnen auf der Seele brennen…
St.D.: „1. Es kommt immer zu kurz: von Herzen Danke an alle Helfer und Unterstützer, Sponsoren und Ehrenamtler!
2. Vorwärts Sachsen Volleys: gebt weiterhin Gas, haltet zusammen und rockt das Feld!
3. Danke dass ich ein Teil der VVG Familie sein darf!“
Y.P.: „Hoffentlich ist der ganze Spuk bald vorbei, alle bleiben gesund und wir dürfen wieder Zuschauer in der Muldentalhölle begrüßen, denn die fehlen wirklich sehr!!!!!! Es wäre schön, wenn wir zeitnah einen hauptamtlichen Jugendtrainer einstellen könnten. Hoffentlich können auch alle anderen Mannschaften möglichst bald wieder trainieren!“