1519 bis 2019: Festschrift zu 500 Jahre Nikolausaltar erschienen

0
331
Foto: PM Stadt Grimma

Grimma. 500 Jahre Nikolausaltar in Grimma gaben Anlass, Bekanntes sowie neue Forschungsergebnisse in einer Festschrift zusammenzutragen.

Das spätgotische Schnitzwerk mit seiner kultur- und kunsthistorischen Bedeutung ist nicht nur ein meisterhaftes Denkmal, sondern ist auch zentraler Ort bei Gottesdiensten und Trauerfeiern und erinnert noch immer an die 1888/89 abgerissene Nikolaikirche. In der Broschüre kann sich der interessierte Leser über die Entstehung des Schnitzwerkes und der Tafelmalerei belesen sowie in die mittelalterliche Kunstgeschichte eintauchen. Anliegen dieser Festschrift ist, den beeindruckenden Altar als Teil der wechselvollen Stadtgeschichte Grimmas lebendig zu erhalten. Die Broschüre kann über die Homepage www.friedhof-grimma.de bestellt und über den Buchhandel für 10 Euro bezogen werden.

Museumleiterin Marita Pesenecker beschreibt den Altar wie folgt: Der Nikolaialtar in Grimma (auch Nikolausaltar) ist ein sogenannter Wandelaltar, da er mit mehreren beweglichen Flügeln versehen ist. Die erste Wandlung zeigt in acht Bildern die Legende des Kirchenpatrons, wobei die Malereien unzweifelhaft von jenem Cranachschüler stammen, der um 1515/1516 den Auftrag für den Hochaltar der Nikolaikirche zu Döbeln ausführte. In der zweiten Wandlung ist mit acht Passionsbildern, an welchen mindestens drei Maler beteiligt waren, die Leidensgeschichte des Herrn dargestellt. Im geöffneten Altar steht der heilige Nikolaus von Myra als Patron der Kirche in der Mitte. Ihm zur Seite ordnen sich Erasmus und ein Bischof mit Buch, welcher als Donatus gedeutet werden kann. In den Flügelschreinen stehen links Barbara und Margareta sowie rechts Christophorus und ein Heiliger, dessen Attribut verloren gegangen ist. Es dürfte sich um Leonhard mit der Kette handeln. In der Predella befindet sich ein Relief mit der Geburt Christi und eine gemalte Verkündigung an die Hirten im Hintergrund.

Der Grimmaer Nikolaialtar ist ein typischer Bürgeraltar, der mit offenkundiger Absicht moralisierend einwirken will und Gelegenheit zur Fürbitte durch Aufnahme beliebter Nothelfer bietet. Laut dem Stadtchronisten Lorenz soll der Altar 1519 für den Preis von 220 Gulden aufgestellt worden sein, wobei es sich bei der Bezahlung nur um einen Teilbetrag handeln kann, da die Preise um diese Zeit für Altäre sehr viel höher lagen. Nach dem Abbruch der Grimmaer Nikolaikirche im Jahre 1888 gelangte der Altar in die 1910 stark veränderte Friedhofskirche. Die drei Figuren, die sich früher auf dem Altar befanden, hatten in dem niedrigen Raum offensichtlich nicht ausreichend Platz. Sie befinden sich heute in der Grimmaer Frauenkirche.