Sirgid Huß-Ausstellung ist nur noch zwei Wochen in der Schaddelmühle – Porzellan aus Colditzer Keramikfabrik rundet Bild ab

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Foto: Sigrid Huß

Grimma. Wenn man heute über die Schaddelmühle spricht, ist sie vielen nur mehr als eines von vielen Künstlerhäusern mit dem Schwerpunkt Keramik bekannt. Dabei wissen nur wenige um die bedeutungsvolle Geschichte des Hauses, das seine Anfänge im Jahr 1974 hatte.

Kulturgesetzliche Änderungen in der ehemaligen DDR schufen bildenden Künstlern plötzlich Freiräume, die man so nicht erwartet hätte. Eine wirkliche staatliche Kontrolle, wie sie sonst in der DDR üblich war, gab es nicht, die Künstler konnten ihre Freiräume selber nutzen und ausfüllen.

Als sich das Kollegium bildender Künstler am 16. Mai 1974 um Horst Skorupa bildete, war eines der Gründungsmitglieder Sigrid Huß, die 1929 im thüringischen Mühlhausen geborenen wurde. Von 1949 bis 1951 machte sie eine Lehre als Holzbildhauerin. 1956 begann sie ein Studium der Gafik an der Kunsthochschule in Berlin-Weissensee, bei den renomierten Kunstproffessoren Arno Mohr und Werner Klemke.

Ihr beruflicher Werdegang glich anfangs einem Überraschungspaket:

Ich habe Holzbildhauerin nur gelernt, weil es die einzige künstlerische Ausbildung nach dem Krieg war, die ich bekommen konnte. In dieser Zeit hatte ich mein Abitur nachgeholt, das ich durch den Krieg und die Flucht aus Schlesien nicht mehr machen konnte. Dann habe ich Grafik studiert. An Keramikarbeiten habe ich da noch überhaupt nicht gedacht. Keramik hat mir immer gefallen aber selbermachen und gefallen, sind etwas voneinander entfernt.

Noch vor ihrer Aufnahme in das Kollegium der bildenden Künstler, hatte sich Sirgid Huß einen Namen als Grafikerin gemacht und erhielt bereits 1971 den Preis für das beste Buch der DDR, das sie illustriert hatte. Ihre Grafiken für die Öffentlichkeit waren unpolitisch. Landschaftsthemen und Stadtansichten, Szenen aus dem Künstlerleben, die sie mit Linoliumschnitzereien schuf, herrschen vor. Allerdings konnte sie auch anders, in einem Gespräch betont die Künstlerin: „Die Wahlstimmenmaschiene, war nur eines von vielen politischen Bildern, die ich lange vor Schaddel gemacht habe. Ich habe sie nur nie zeigen können, dann hätte es mächtigen Ärger gegeben. Heute kann man sie gefahrlos zeigen.“

In den Schaddelmühle-Jahren 1974 bis 1981 widmete sie sich auch der Keramik und dem Design von Raumtextilien. Sie schmunzelt, als sie auf das Kennenlernen zurückblickt:

Die Schaddelahner fragten mich, ob ich bei dem Projekt mitmachen wolle. Ich kannte sie ja so gut wie gar nicht. Sie waren ja jünger als ich. Da mein Sohn groß war, habe ich zugesagt. Dort habe ich mich auch das erste Mal mit Porzellan beschäftigt. So kam ich über diesen Weg erst zur Keramik. Die ersten Gefäße, waren nicht höher als zwanzig Zentimeter. Richtig Töpfern habe ich in Berlin gelernt, auch weil man davon besser leben konnte, als von Grafiken,“ so Sigrid Huss.

Auf die Frage nach ihrem Ausscheiden aus der Schaddelmühle sagt sie rückblickend, dass es viele Gründe gab.

Einerseits waren es Spannungen zwischen mir und den anderen Künstlern, ich war nie wirklich dort angekommen, der wichtigere Aspekt, ist allerdings die Familie gewesen. Mein Sohn hat Westzeitungen aus der Schweiz gehabt, in denen über irgendwelche Verträge mit der DDR berichtet wurde. Die haben er und meine Schwiegertochter vervielfältigt und verteilt. Am selben Tag wurden beide noch abends verhaftet. Ein Gericht verurteilte ihn damals zu 3,5 und meine Schwiegertochter zu 1, 5 Jahren Zuchthaus. Etwas später wurden beide von dem Westen freigekauft und wechselten in die BRD rüber. Ich war hier in der DDR mit meiner Enkeltochter, die ihre Eltern nie wirklich gekannt hat, zurückgeblieben. Erst nach der Wende, kam die Familie wieder zusammen und ist heute glücklich.“

Eine Keramiksausstellung mit dem Titel Vom Steingut zum Porzellan, die auch Produkte der ehemaligen Porzellanfabrik Colditz beinhaltet ist zu sehen. Zeitungsausschnitte und andere Druckerzeugnisse, beschreiben das Wirken der Angestellten in dem Porzellanwerk. Fotografien von Eberhard Jasinski zeigen die architektonische Schönheit eines industriellen Zweckbaus. Die Ausstellung kann in der Woche von 8 bis 16 Uhr, Samstags von 10 bis 15 Uhr. Sonntags sind Ausstellungsbesuche nur nach Absprache möglich. Die Austelltung läuft noch bis Ende kommender Woche.

Kulturförderverein Schaddelmühle e.V.
Zur Schaddelmühle 5
04668 Großbothen OT Schaddel
Telefon: 034384 / 71202

Quelle: Detlef Rohde