Grimma. Eine 89-Jährige, welche im sogenannten PH 9, Stecknadelallee 13 wohnt, kann aufgrund von technischen Mankos im Gebäude ihre Wohnung, bzw. ihre Etage im 8. Stockwerk seit mehreren Tagen nicht mehr alleine verlassen.
Die Rentnerin ist auf einen Rollstuhl angewiesen und kann seit Tagen nicht mehr die Wohnung verlassen, schildert ihre Enkelin. Grund dafür seien defekte Aufzüge. Der innenliegende Aufzug, der in den Keller zur einzigen Rampe für Rollstühle führt, sei seit mehreren Tagen kaputt. Der Aufzug, der draußen vor dem Eingang angebracht wurde, sei schon seit vielen Monaten kaputt und wäre ohnehin nicht für die Last von Elektrorollstühlen und dessen Benutzer ausgelegt. Lediglich ein Aufzug im Gebäude funktioniert, doch der führt nur in den Eingangsbereich den mobilitätseingeschränkte Bewohner so nicht alleine nutzen können. Auf Nachfragen, beim Personal und den Leiterinnen sei den Angehörigen gegenüber nur ausweichend geantwortet worden. „Ich finde das unmöglich, die alten Leute, die nicht mehr so gut zu Fuß sind, wie Tiere einzusperren.“ so die empörte Enkelin uns gegenüber.
Mittlerweile ist allerdings Bewegung in die Sache gekommen. Die Stadtverwaltung Grimma ist zumindest um Vermittlung bemüht. In einem Schreiben an die Rentnerin erklärt die Stadt die Gründe für die defekten Aufzüge. „Seitens der Grimmaer Wohnungs- und Baugesellschaft als Vermieter wurde uns mitgeteilt, dass die Ersatzteile für den defekten innliegenden Aufzug bestellt wurden und es sich bei der Lieferung und daraus resultierender Reparatur nur noch um Tage handeln kann. Ebenso wurde durch den Eigentümer die Reparatur des Außenliftes beauftragt, jedoch ist auf Grund fehlender technischer Voraussetzung bedauerlicherweise eine zeitnahe Umsetzung nicht möglich, an der Erfüllung dieser wird aber mit Hochdruck gearbeitet.“ Diese Ersatzteile sollen allerdings zum Teil aus China kommen, wie wir erfuhren.
„Selbstverständlich können sich die Bewohner bei Problemen bzw. mit Beschwerden bezüglich des Aufzuges direkt an das Personal vor Ort wenden, dieses versucht dann schnellstmöglich zu helfen. Auch wurde veranlasst, daß insbesondere die mobilitätseingeschränkten Personen im Haus durch das Personal des PH 9 Hilfestellung z.B. beim Einkaufen erhalten.„so die Stadtverwaltung.
Die Stadtverwaltung Grimma ließ uns auf Anfrage erst lediglich wissen, dass man mit den Bewohnern im Gespräch sei, genauere Informationen könne man seitens der Stadt noch nicht machen da noch nicht alle Informationen verfügbar seien. Kurz darauf wurde uns gegenüber dann doch bestätigt, dass die Ersatzteile bestellt wurden und die Mechaniker in den Startlöchern stehen würden. „Mit der Reparatur wird sofort begonnen, wenn die Teile eintreffen. Das Personal des PH9 sorgt sich rührend um die mobilitätseingeschränkten Bewohner. Es wird geholfen, wo es nur geht – ob beim Einkaufen oder beim Verlassen des Hauses.“ so Stadtsprecher Sebastian Bachan.
Die Firma, die den Außenaufzug einbaute, versuche seit mehreren Wochen den technischen Defekt zu beheben. Leider ohne Erfolg. Oberbürgermeister Matthias Berger nahm sich der Sache an und wandte sich persönlich an die Firma. „An einer Lösung wird händeringend gefeilt.“
Das Mehrgenerationswohnhaus Punkthaus 9 (PH9) wirbt auf der Stadthomepage wie folgt: „Nun schon seit zwanzig Jahren hat sich das Hochhaus über die Grenzen Grimmas hinaus einen guten Namen für betreutes Wohnen gemacht. Denn, hier stehen die Menschen im Mittelpunkt. Die Selbständigkeit der Bewohner wird in ihrem gewohnten Umfeld gestärkt und hat absolute Priorität; Geselligkeit und Begegnung bringen Abwechslung.“
Wie lange die Bewohner nicht selbstständig ihr gewohntes Umfeld auch außerhalb des Gebäudes verlassen können ist derzeit ungewiss. Einen genauen Reparaturtermin gibt es bisher offenbar noch nicht. „Es ist zwar auch schön, dass die Mitarbeiter anbieten für die alten Leute einkaufen zu gehen, so wie es die Stadt geschrieben hat, aber meine Oma kann so schon kaum noch was allein machen und die kleinen Ausflüge mit ihrem Elektrorollstuhl runter zu Edeka brauch sie einfach um auch mal rauszukommen. Ein bisschen Selbstständigkeit möchten sich die alten Leute auch noch erhalten.“ so die Enkelin.