Bis alles in Ordnung ist …

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Probenehmer JensFranke Foto: OEWA

OEWA-Mitarbeiter Jens Franke nimmt im Auftrag des Versorgungsverbandes Grimma-Geithain Trinkwasserproben, die im akkreditieren Labor analysiert werden / Schon bei der Probenahme sind eine Menge Vorschriften zu beachten.

Wenn Jens Franke auf sommerlicher Spritztour Richtung Görlitz unterwegs ist, kann das zurzeit ziemlich anstrengend sein – die Baustellen sind Schuld. Jens Franke, 40 und seit fast 20 Jahren in Diensten der OEWA Wasser und Abwasser GmbH, fährt freilich nicht zu seinem privaten Vergnügen mindestens viermal die Woche Richtung polnische Grenze. Er hat Wasser an Bord. Trinkwasser, das im akkreditierten Labor der Stadtwerke Görlitz AG eingehend untersucht wird.

In der Region kennt man den jungen Mann. Jens Franke findet das gut. Das gefällt ihm an seiner Arbeit. Dass er jeden Tag woanders ist. Dass er es jeden Tag mit anderen Menschen zu tun hat. Die Routine dabei bringt das Lebensmittel Nummer 1, mit der er permanent zu tun hat. Dann wo der Trinkwasserexperte auftaucht, geht es um die Qualität des Trinkwassers. „Es gibt genaue Vorschriften, wie oft wir zum Beispiel im Wasserwerk Grimma eine Probe nehmen müssen. Das hängt von der Menge des geförderten Wassers. Und wir stimmen uns eng mit den Gesundheitsämtern ab, deren Aufgabe es ist, unabhängig von unseren Proben zusätzlich und unangekündigt das Trinkwasser zu kontrollieren“, erläutert Detlef Bull, Bereichsleiter Trinkwasser bei der OEWA, die als Betriebsführer für den Versorgungsverband Grimma-Geithain tätig ist.

Foto: OEWA

An den sechs Wasserwerken im Verbandsgebiet werden in regelmäßigen Abständen im Jahr 195 Proben und im Versorgungsnetz punktuell weitere 192 Proben entnommen und untersucht. Hinzu kamen 2017 weitere 144 Rohwasseruntersuchungen. Das, so Detlef Bull, sei ein wichtiger Indikator, um Veränderungen im Wasserdargebot im Auge zu behalten und auch die Arbeit der Wasseraufbereitungstechnik. „Entscheidend ist, dass am Ende Trinkwasserqualität das Wasserwerk verlässt.“

Jens Franke ist der Mann, der die Proben am Wasserwerk, in Kindergärten, Schulen, Verwaltungen nimmt. Dafür muss er geschult sein. „Wenn ein Probenehmer Wasserproben entsprechend Trinkwasserverordnung entnehmen will, so muss er eine Schulung von einem anerkannten Anbieter absolvieren, inklusive einer Prüfung. Außerdem muss er jährlich eine Schulung im Labor erfolgreich beenden“, erklärt Heike Schmidt, die das akkreditierte Labor in Görlitz leitet. „Probenehmer unterliegen den strengen Qualitätsvorgaben des Labors und müssen dessen Auflagen beziehungsweise die des Gesetzgebers befolgen“, ergänzt sie.

Die Behältnisse für seine Wasserproben bekommt Jens Franke jeden Tag von den Mitarbeitern im Görlitzer Labor, um sie am darauffolgenden Tag wieder füllen zu können. „Wir müssen die Qualität des Trinkwassers bewerten lassen“, beschreibt er den Hauptzweck seiner Arbeit; also muss auch das Drumherum stimmen.“ Nicht jede Flasche, weiß Jens Franke, eigne sich beispielsweise für jede Probe. „Es kommt darauf an, welche Inhaltsstoffe wir bestimmen lassen müssen.“ Ob es sich um eine kleinere oder umfassende Analyse handelt.

Bis zu 170 verschiedene Parameter beinhaltet die Trinkwasserverordnung. So wird im Labor beispielsweise überprüft, ob sich Pflanzenschutzmittel in der Probe befinden. Detlef Bull: „Das ist einer von 170 Parametern, aber allein bei der Analyse auf Pflanzenschutzmittel werden mehr als 50 einzelne Stoffe untersucht.“ Ein enormes Pensum für die Frauen und Männer im Labor. Übrigens gilt die Trinkwasserverordnung nicht nur im Gebiet des Versorgungsverbandes Grimma-Geithain, sondern bundesweit. Man bezeichnet sie auch als die Bibel der Wasserversorger.

Auch OEWA-Mitarbeiter Jens Franke arbeitet nach den Vorgaben der Trinkwasserverordnung. Und er muss darauf achten, dass das Labor in Görlitz am Ende seines Arbeitstages einwandfrei entnommene Proben zur Begutachtung bekommt. Was er nicht beachtet, kann das Labor nicht korrigieren. So müssten die Wasserproben beispielsweise bei etwa fünf Grad Celsius transportiert werden. Stünde das Wasser in der Hitze oder wäre in einem ungeeigneten Gefäß aufbewahrt, das nicht steril ist, würde das die gesamte Probe verfälschen, weiß Jens Franke. Keime, ergänzt der gelernte Ver- und Entsorger, könnten sich bilden. Schneller als man denkt.

Um das zu vermeiden, desinfiziert er sich auch die Hände, bevor er die Probe nimmt – sofern es sich um bakteriologische Analysen handelt. Für die Probe, die wenig später im akkreditierten Labor landet, lässt er das Wasser mindestens so lange laufen, bis die Wassertemperatur konstant ist. Die Lötflamme gewährleistet außerdem, dass der Wasserhahn keimfrei ist.

„Manch einer denkt vielleicht, das ist doch nur Wasser. Aber es ist vor allem ein Lebensmittel – und wir sind im Auftrag des Versorgungsverbandes Grimma-Geithain für die Qualität verantwortlich. Umso wichtiger, sich schon bei der Probenahme an die Vorschriften zu halten. Die Kunden müssen sich darauf verlassen können, dass das Wasser aus dem Hahn einwandfrei ist“, sagt Jens Franke, der selbst zu den Verfechtern der Rohrperle gehört und kein Wasser im Supermarkt kauft. „Natürlich kommt es auch mal vor, dass eine Trinkwasserprobe nicht zu 100 Prozent in Ordnung ist“, gesteht er. „Dann wird das zuständige Gesundheitsamt informiert und eine Nachprobe genommen – und zwar so lange, bis alles in Ordnung ist.“