Grimma. Nach der Hausdurchsuchung in Grimmas Innenstadt am Freitagnachmittag haben sich nun sowohl die Generalstaatsanwaltschaft und auch der Betroffene Tobias Burdukat รถffentlich geรคuรert.
Am Freitag kam es wie berichtet zu einer Hausdurchsuchung bei einem Sozialarbeiter in Grimma. Grund dafรผr waren Twitterretweets รผber einen ermittelnden Staatsanwalt zum sogenannten TagX in Leipzig Anfang Juni.
Nun kommen neue Details zum Posting an die รffentlichkeit- von Tobias Burdukat hรถchst selbst: Burdukat, auch unter dem Spitznamen „Pudding“ bekannt, Ex-Bรผrgermeisterkandidat in Grimma und Preistrรคger der „Goldenen Henne“, gab der Internetplattform LA-PRESSE.org ein erstes Statement ab. Demnach habe Sozialarbeiter Burdukat den Retweet (Anm. d. Red.: Ein Beitrag aus einer Juristenzeitschrift) mit dem Kommentar โfalls er euch in den leeren Gassen #grimmas mal รผber den Weg lรคuftโ abgesetzt. Offenbar Grund genug fรผr die Generalstaatsanwalschaft genauer hinzuschauen. Laut Burdukat wurde er durch Polizeibeamte angerufen und am Bahnhof zur Durchsuchung abgeholt. Im Vorfeld wurde demnach das Gelรคnde der Alte Spitzenfabrik (Dorf der Jugend) von Polizeikrรคften „umstellt„.
Wie die Generalstaatsanwaltschaft in Dresden mitteilte wurden bei der Durchsuchung „elektronische Gerรคte als Beweismittel sichergestellt.“ Die Auswertung der Beweismittel werde demzufolge noch einige Zeit in Anspruch nehmen. Dem Beschuldigten liege zur Last, durch eine Abfolge von Kurzmitteilungen auf seinem Twitter-Account „unterschwellige Andeutungen“ verbreitet zu haben, die zu einem gewaltsamen Einwirken auf einen Staatsanwalt „hinwirken sollten„. Dies sei als gefรคhrdendes Verbreiten personenbezogener Daten gemรคร ยง 126a Abs. 1 Nr. 2, Abs. 2 StGB strafbar und werde mit einer Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder Geldstrafe geahndet, heiรt es weiter.
Neben dem Tweet: „Hier auch mal ohne Maske – falls er euch in den leeren Gassen #grimma|s mal รผber den Weg lรคuft.“ verbreitete Burdukat laut der Generalstaatsanwaltschaft in weiteren Tweets persรถnliche Informationen รผber einen Staatsanwalt der Staatsanwaltschaft Leipzig. „Diese umfassten unter anderem Angaben zum angeblichen Wohnort und zu seinen familiรคren Verhรคltnissen sowie โ durch รbernahme aus einem fremden Tweet โ ein Bild des Geschรคdigten.“ Den Tweets bzw. Retweets des Beschuldigten war eine mediale Debatte รผber die Anwesenheit eines „vermummten“ Staatsanwalts am sogenannten ยปTag Xยซ bei gewalttรคtigen Ausschreitungen im Anschluss an eine Versammlung in Leipzig vorausgegangen. „Tatsรคchlich hatte ein Bereitschaftsstaatsanwalt nach Beginn der Ausschreitungen an der Koordinierung der notwendigen Ermittlungsmaรnahmen vor Ort mitgewirkt. Zum Schutz vor Angriffen durch gewalttรคtige Teilnehmer aus der linken Szene hatte er dabei sein Gesicht verhรผllt.“ berichtet die Generalstaatsanwaltschaft.
Wรคhrend beispielsweise die Linken Landtagsabgeordnete Kerstin Kรถditz am Freitag bei Twitter die Ermittlungsbehรถrden und den Polizeieinsatz „Mit Kanonen auf Spatzen“ kritisierte, war der ursรคchliche Tweet bzw. Retweet bereits gelรถscht. Ganz so harmlos waren die Postings laut Behรถrde offenbar wohl doch nicht: „Es besteht eine erhebliche Gefahr, dass gewaltbereite Twitter-Nutzer aus der linken Szene aufgrund der Tweets des Beschuldigten Straftaten gegen die kรถrperliche Unversehrtheit des geschรคdigten Staatsanwalts und seiner Familie verรผben werden.“ Immerhin zeigte sich Burdukat im Interview gegenรผber LA-PRESSE zu einem der mรถglichen Tweets einsichtig: „Wer Grimma kennt, weiร dass das ein Synonym fรผr die Tristesse ist.“ sagt er. „Das war dumm formuliert.“ Ob es bereits Morddrohungen oder รhnliches gegen den Staatsanwalt gab und ob er Anzeige erstattet habe, wurde nicht mitgeteilt (Nachfrage lรคuft und wird als Update nachgeliefert). Die Ermittlungen der Generalstaatsanwaltschaft Dresden dauern an.
Update 15:36 Uhr: Wie die Generalstaatsanwaltschaft auf Nachfrage mitteilte sei die Einleitung des Ermittlungsverfahrens von Amts wegen erfolgt. „Der Generalstaatsanwaltschaft Dresden sind keine an den betreffenden Staatsanwalt adressierten Morddrohungen bekannt.“