Wohnheim für minderjährige Flüchtlinge des BSW feierlich eröffnet
Tanndorf. Am Mittwoch wurde am frühen Nachmittag in Tanndorf das Wohnheim für minderjährige Flüchtlinge eröffnet. Der Geschäftsführer des Bildungs- und Sozialwerks Muldental e.V., Christian Kamprad, begrüßte im Rahmen einer kleinen Feierstunde auch die sächsische Staatsministerin für Integration, Petra Köpping (SPD).
Kamprad beschrieb in einem kurzen Abriss die Entstehung des Wohnheimes und die Ankunft der ersten Kinder am 23. Dezember 2015. Er betonte in seiner Ansprache, dass zwar viel geschaffen wurde, die meiste Arbeit jedoch noch vor allen Beteiligten liege. Dabei hatte er die gesetzlichen Rahmenbedingungen im Blick, die die Möglichkeiten für eine abgeschlossene Berufsausbildung betreffen. Derzeit sei es nicht möglich, ohne einen Hauptschulabschluss eine Ausbildung machen zu können, da Prüfungen durch die jeweiligen Kammern nicht abgenommen werden dürften und somit eingetragen werden könnten. Es gäbe Bildungsmodelle, die auch vom BSW angeboten würden, mit denen junge Erwachsene einen Hauptschulabschluss erhalten würden. Leider sei es derzeit noch nicht möglich, volljährige Migranten dort mit einzubinden. Diese würden derzeit noch hinten herunter fallen. In Sachsen sind derzeit über 3000 Lehrstellen unbesetzt und über 40 000 Arbeitsplätze frei, die so besetzt werden könnten.Er hob hervor, dass es weniger der Freistaat sei, der mit Entscheidungen und Beschlüssen nicht hinterher käme, sondern die Bundesregierung deutlich schneller und effektiver in ihrer Reformarbeit bei den Zugangsvoraussetzungen für Ausbildungsberufe werden müsse.
An der Arbeit des Freistaates bemängelte er Missstände bei der Umsetzung der eigenen bildungspolitischen Vorgaben. Es könne nicht sein, dass Kinder, die nicht in Grimma beschult werden, einen vollen Schultag mit einem breitgefächerten Lehrplan hätten und die Schule in Grimma täglich nur eine Stunde Deutschunterricht anbieten kann. Jeder könne sich ausrechnen, dass die Kinder und Jugendlichen bei dieser „Intensität“ des Deutschunterrichtes ungefähr fünzehn Jahre benötigen würden, ehe sie einen Schulabschluss erhielten, der es ihnen erlaube eine Lehrausbildung zu beginnen.
Staatsministerin Perta Köpping versprach, dieses Thema vordringlich zu behandeln, da die entsprechenden gesetzlichen Regelungen geschaffen seien und nun auch umgesetzt werden müssten. Sie wolle sich persönlich darum kümmern.
Erfreut zeigte sich die Ministerin über die Integrationsarbeit der Betreuer, die ein enges Netzwerk zu regionalen Vereinen wie dem Ruderclub Grimma e.V. aufgebaut haben. Sie hob hervor, dass das Knüpfen von Kontakten und das Entstehen von sozialen Umfeldern im ländlichen Bereich oftmals besser funktioniere, als es in anonymen Großstädten möglich sei.
Im Anschluss gab es einen kleinen Rundgang durch die Räumlichkeiten des Wohnheimes, den die Vetreter von Politik, Jugendamt und Arbeitsagentur nutzten, um mit den Jugendlichen ins Gespräch zu kommen.Christan Kamprad konnte dabei die künftigen Pläne und Ziele für eine erfolgreiche Intergration der Kinder erläutern. Nach einer Inobhutnahme und einer Zeit der ersten Ankunft, werden die Heranwachsenden in einer Wohngruppe betreut und auf ein eigenständiges Leben in einer Wohngemeinschaft außerhalb der Tanndorfer Mauern vorbereitet. Zugleich sollen die Möglichkeiten geschaffen werden, dass die Jugendlichen nach einem erfolgreichen Schulbesuch direkt in Ausbildungbetriebe gehen können.
Hierzu bietet das BSW optimale Rahmenbedingungen an. Der Lehrbetrieb bietet verschiedene Ausbildungszweige an, in denen die Kinder sich durch Praktika ausprobieren können, um herauszufinden, in welche berufliche Richtung sie gehen wollen.
Das erste Praktikum haben einige der 18 Jungs schon erfolgreich gemeistert. Als kleine Stärkung hatten die Jugendlichen in Zusammenarbeit mit der Küche einige afghanische Spezialitäten vorbereitet und konnten mit den Entscheidungsträgern über ihre Zukunft ins Gespräch kommen.
Artikel/Foto: Detlef Rohde