Grimma/Wurzen. Der Zoff rund um die Muldentalkliniken geht in eine neue Runde.
In einem als „Pressemitteilung“ ausgewiesenen Beitrag bei Facebook macht sich Wurzens Oberbürgermeister Marcel Buchta Luft und wirft seinem Amtskollegen fehlende Gesprächsbereitschaft vor, fordert aber auch Zusammenarbeit.
Vorangegangen waren Äußerungen von Grimmas Oberbürgermeister Matthias Berger in der lokalen Presse. Buchta sei über die Äußerungen Bergers verwundert. „Sehr gern würde ich ihm bei seinem vermeintlichen Anliegen folgen, die Klinik zu retten und nicht Grimma und Wurzen gegeneinander auszuspielen. Aber allein der Glaube an die Redlichkeit dieser Aussage fehlt: zwei Vorstöße meinerseits im Frühjahr diesen Jahres nach einem gemeinsamen Vorgehen und einem Schulterschluss beider Städte in dieser Frage wurden durch Herr Berger abgelehnt.“, sagt er, Beweise dafür legt er allerdings nicht vor.
Wurzens Stadtoberhaupt kritisiert Bergers angebliche Strategie: „Allein Grimma oder nichts“ bzw. „Entweder Grimma oder Insolvenz.“ und wirft ihm weiterhin „egoistische Ein-Standort-Politik“ vor. Noch härter in seinen Aussagen wird Buchta wenig später: „Dies umso mehr, als dass sich Herr Berger mit seiner wutgeschäumten, populistischen Hetze immer weiter von der faktenbasierten Ausgangslage entfernt, auf der die neue Geschäftsführerin durchaus erfolgreich die Rettung der Kliniken vorantreibt.“
In den letzten Monaten sei – entgegen Bergers Meinung – viel Positives passiert und zählt aus seiner Sicht mehrere Beispiele auf. Weiterhin kritisiert er das Sanierungskonzept, welches als Bedingung an den Kreistagbeschluss in Verbindung mit dem 10 Millionen Darlehen verknüpft wurde: „Inzwischen ist allen Insidern bekannt, und Herr Berger gehört durch seine Kreistagstätigkeit dazu, dass das Konzept kaum das Papier wert ist, auf dem es gedruckt wurde.“. Allerdings erwähnt Buchta nicht dass Berger, wie auch alle anderen Kreisräten und wahrscheinlich auch dem Wurzener Stadtchef mittlerweile bekannt sein dürfte, dass die 10 Millionen wohl kaum für die Sanierung ausreichen dürften und jährliche Zuschüsse seitens des Gesellschafters notwendig werden könnten um die Muldentalkliniken wieder in sichere Fahrwasser zu bringen. Das geht aus Dokumenten hervor, welche der Redaktion vorliegen. Landrat Henry Graichen hatte bereits klar signalisiert, dass es kein weiteres Geld vom Kreis geben werde und hatte in einem Statement erklärt, dass Kinderklinik und Geburtshilfe wieder nach Grimma kommen und die Zeit genutzt werde um in Grimma entsprechend zu investieren. Unklar ist weiterhin, woher die Gelder kommen sollen.
„Dass nun pauschales Schlechtgerede auf der Tagesordnung steht, nachdem sein Idealbild auf der Kippe steht, ist zwar logisch und traurig zugleich. Vor allem aber ist es gefährlich und unredlich, da er wider besseren Wissens die Klinik scheinbar in die Insolvenz laufen lassen will. Statt zum Retter agiert er als Brandstifter mit fatalen Folgen für die Muldentalkliniken.“ wettert Buchta. „Man muss den Eindruck haben, dass dies genau das Ziel von OBM Berger ist, weil er sich hiervon die besten Chancen für Grimma verspricht – den Tod der Klinik in bisheriger Form nimmt er hierfür gerne in Kauf. Dies als schäbiges Spiel zu entlarven sollte sich bitte auch der Landkreis als Gesellschafter zum Ziel setzen, statt sich durch Herrn Berger am Nasenring durch die Manege führen zu lassen.“ fordert Wurzens Stadtchef.
Ziel des Kreistagsbeschlusses und Aufgabe der neuen Geschäftsführung sei es, die Muldentalkliniken zu retten, nicht sie mutwillig in die Insolvenz zu führen meint Buchta. „Ich fordere Herrn Berger auf, sich diesem Ziel zu verpflichten. Gern biete ich ihm erneut auch ein gemeinsames Vorgehen an, den Schulterschluss also von Grimma und Wurzen. Dann könnten wir gemeinsam um den Erhalt beider Standorte mit entsprechenden Spezialisierungen kämpfen, samt der Sicherung von Grund- und Notfallversorgung.“ Das komplette Statement und einen Kommentar zum Thema gibt es hier (Statement Marcel Buchta) und hier (Kommentar).