Gruppe geht trotz angespannter Coronalage jeden Montag in Grimma spazieren

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Am Montag versammelten sich wieder etwa 20 Teilnehmer auf dem Grimmaer Markt

Grimma. Man stellt sich vor, man geht jeden Montag gegen die Corona SchutzmaรŸnahmen spazieren, hat wenig spรคter einen medizinischen Notfall, braucht vielleicht ein Intensivbett und die nรคchstgelegene Klinik kann aufgrund belegter Betten nicht mehr aufnehmen weil die Betten mรถglicherweise durch Covidpatienten voll ausgelastet sind. Die Fahrt ins weiter entfernte Krankenhaus wird zum รœberlebenskampf! – Alles Quatsch und vรถllig รผberzogen dargestellt? Leider nicht! Ein Szenario welches seit kurzer Zeit jederzeit mรถglich werden kann.

Wรคhrend die Lage auch in den Muldentalkliniken immer angespannter wird, der Einzelhandel, Gastronomen und viele Andere um ihre Existenz bangen und die Infektionszahlen immer weiter ansteigen, spazieren montags immer noch einige Unverbesserliche durch Grimma und pfeifen ganz offensichtlich auf die Corona SchutzmaรŸnahmen. Seit Wochen treffen sich „Coronakritiker“ zum gemeinsamen „Spaziergang“ auf dem Grimmaer Markt. Mit dabei sind ab und an auch AfD-Stadtrรคte, so wie beispielsweise vergangene Woche. Die Teilnehmer tragen dabei vermehrt sogenannte „Friedenslichter“ welche an die 89er Bewegung erinnern sollen aber keine Mund – und Nasenbedeckungen. So ganz verstรคndlich scheint der Vergleich in unserer heutigen Zeit ohnehin nicht. Der Twitteraccount „Kaffecup“ bringt das ziemlich gut auf den Punkt: „Der Unterschied zwischen der friedlichen Revolution 1989 und den selbst ernannten โ€žQuerdenkernโ€œ 2020: Wรคhrend die Menschen damals ihr eigenes Leben fรผr die Freiheit anderer riskiert haben, riskieren die โ€žQuerdenkerโ€œ heute das Leben anderer fรผr ihre eigene sogenannte โ€žFreiheitโ€œ.

Vergangenen Montag fanden sich jedenfalls wieder etwa 20 „Spaziergรคnger“ auf dem Markt ein. Keine angemeldete Demonstration, keine Masken, kein Abstand. Als eine Polizeistreife auf dem Markt eintraf, brรถselte sich die Ansammlung prompt in kleinere Gruppen auf. Die beiden Beamten belehrten zwar einige „Teilnehmer“, das hielt die Gruppe aber nicht davon ab trotzdemย  ihren „Spaziergang“ durch die Altstadt trotzdem fortzusetzten, wenn auch diesmal mit mehr Abstand.

Der Umgang mit den „Spaziergรคngern“ ist freilich komplizierter als bei einer angemeldeten Demonstration mit Auflagen. Die Verordnungen bieten eben auch Schlupflรถcher, „doch spielen diese Teilnehmer mit der Gesundheit aller und tanzen dem Rechtsstaat quasi auf der Nase rum.“ beschrieb uns eine Leserin die Szenerie. Ein anderer Leser sprach von „schierer Ignoranz und purem Egoismus“ der Teilnehmer.

Dem Polizeirevier Grimma selbst liegen auf Grund fehlender Anzeigen der Veranstalter gegenรผber der Versammlungsbehรถrde bzw. dem Polizeirevier keine Kenntnisse รผber regelmรครŸig stattfindende โ€žSpaziergรคngeโ€œ in Grimma vor, teilte zumindest die Pressestelle der Polizeidirektion Leipzig auf Anfrage mit. Es wurden allerdings in der Vergangenheit einzelne Personengruppen im Stadtgebiet Grimma getroffen, „welche jedoch weder den Charakter einer Versammlung noch eines geschlossenen Verbandes mit gemeinsamer Zielrichtung erfรผllten. Dennoch wurden einzelne Personen einer polizeilichen Kontrolle unterzogen, รผber die geltenden Bestimmungen belehrt und gegebenenfalls zum Verlassen des Ortes aufgefordert.“ Das Polizeirevier Grimma fรผhrt weiterhin verstรคrkt Kontrollen zur Einhaltung der Bestimmungen der Sรคchsischen Corona-Schutz-Verordnung durch und wird VerstรถรŸe auch konsequent verfolgen, versicherte die Polizei abschlieรŸend. Ob das die Spaziergรคnger kommenden Montag davon abhรคlt gegen Corona – MaรŸnahmen „spazieren“ zu gehen bleibt abzuwarten.