Wenn Erde sich zur Kunst verwandelt

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Foto: Detlef Rohde

Schaddel. Wรคhrend Frank Brinkmann vom Kunstfรถrderverein Schaddelmรผhle sich langsam auf das Vorhaben โ€“ Kunst am Lutherweg – vorbereitet, wird im Hintergrund der Werkstรคtten nach wie vor an Kunstwerken gearbeitet die im Workshop โ€“ Kunst aus Heimaterde โ€“ gewachsen sind. Sechs Kรผnstler aus dem gesamten Bundesgebiet, deren Namen international bekannt sind, trafen sich zu einer intensiven Arbeitszeit in der Schaddelmรผhle, die auch als Geoportal in Grimma bekannt ist.

Unter Federfรผhrung von Frank Brinkmann arbeiten der Stuttgarter Steffen Kugel, Moritz Liebig und Jean Kirsten aus Dresden, Anke Theinert aus Leipzig und Grudrun Sailer aus Eberswalde mit verschiedenen Tonarten aus der Region. Die Erden werden in einem speziellen und aufwรคndigen Verfahren in der Schaddelmรผhle aufbereitet und erst zu dem Grundprodukt verรคndert und gereinigt, bevor sie รผberhaupt zu Kunstwerken verarbeitet werden kรถnnen, betont Frank Brinkmann.

Jean Kirsten, der eigentlich Malerei und Grafik studiert hat, setzte sich mit dem Thema der Bewegung auseinander und analysierte sie in allen Details, bevor er sie in Plastiken festhielt. Inspiriert von dem prรคgenden Satz von Rudolf von Laban in den 1920er Jahren, โ€žJeder Mensch ist ein Tรคnzerโ€œ, der damit auch die Laien zum Ausdruckstanz animierte. Fรผr Jean Kirsten als Maler ist die Arbeit mit Ton eine neue Erfahrung. Wรคhrend auf der Leinwand die Farben das Bild machen ist es hier die Form, die dem Kunstwerk ein Gesicht gibt. In der Schaddelmรผhle sieht er auch eine Chance, sich auf sich selbst zu besinnen und zu den Wurzeln zurรผckzufinden.

Steffen Kugel aus Stuttgart, der mit seinen 33 Jahren der jรผngste im Bunde war, holte das Thema Tod und Totenrituale und Symbolik in den Vordergrund. In seinen Werken versteht er es die Zusammenhรคnge der verschiedenen Kulturen und ihrer Entwicklungen bis in die heutige Zeit zu visualisieren. Dabei spielt auch die Entwicklung des Glaubens von der vielfรคltigen Gรถtteranbetung bis hin zum Eingottglauben eine zentrale Rolle. Er betont, dass es vor allem sein Studium in Wien war, dass ihm den Weg zu diesem Thema ermรถglicht hat. Als Kรผnstler hatte er dort mehr Mรถglichkeiten bei Sektionen der Medizinstudenten zuschauen und lernen zu dรผrfen. Seiner Ansicht nach eine Chance, die er in Deutschland kaum gehabt hรคtte, da hier meist alles nur fรผr die Fachkreise zugรคnglich ist und das Thema Tod nicht gerade gesellschaftsfรคhig sei und gerne tabuisiert wird.

Die Leipzigerin Anke Theinert hat eigentlich Buchkunst und Grafik in Leipzig studiert, fรผr sie ist das Symposium eine Mรถglichkeit neue Dinge auszuprobieren, die nichts mit ihrer eigentlichen Tรคtigkeit als Malerin zu tun haben, aber mit ihr als Kรผnstlerin. Figuren ihres Malerei-Kanon wandern in die Tonarbeit und formen sich neu und anders. Freie plastische Arbeiten finden in der Glasurfarbe zu neuer Intensitรคt.

Die 1963 geborene Gudrun Sailer, die schon lange mit Keramik arbeitet nutzt die Zeit in Schaddel um die Batterien aufzufรผllen. Ihre Arbeiten werden von Figuren dominiert. Fรผr sie sind vor allem die Gesprรคche mit den Kรผnstlern wichtig, damit sie ihre eigene Welt mit anderen Sichtweisen und Eindrรผcken erweitern kann, was sich dann im kreativen Schaffen wiederfinden wird. Das Umfeld der Schaddelmรผhle bringt sie zur Konzentration und die Umgebung die auch Dauerausstellung ist inspiriert sie.

Ein Aspekt den auch der 34-jรคhrige Bildhauer Moritz Liebig aus Dresden als Hauptgrund fรผr seine Teilnahme benennt. In seiner Arbeit lรคsst er eine Plastik aus einem Motorradreifen entstehen, der ab-geformt und neugeformt zwar seine alte Funktion preisgibt und dennoch etwas vรถllig anderes darstellt und ausdrรผckt. Seine Fantasie erstreckt sich aber auf ein breites Feld von Themen. Er assimiliert permanent Alltagsdesign in Spielzeug oder Gebrauchsform um dieses umzuformen und seinem Ausdrucksempfinden einzuverleiben.

Frank Brinkmann, der sechste im Bunde und Initiator dieses dritten Symposiums hat sich mit dem Werden des Lebens beschรคftigt. Mit Plastiken die das Entfalten des Menschen von der ersten Zellteilung bis hin zum Fรถtus zeigen und dem Tod als individuelles Lebensende, holt auch er ein Tabuthema ans Tageslicht und macht dem Betrachter klar, das Leben und Tod nicht nur untrennbar zusammengehรถren und die als eine Einheit begriffen werden mรผssen, die alleine nicht existieren wรผrde. Damit visualisiert er auch das Wunder des Lebens und macht abstraktes fรผr jeden begreifbar.

Im Frรผhjahr des kommenden Jahres werden die jetzt entstandenen Kunstwerke von den Kรผnstlern im Kรผnstlerhaus Schaddelmรผhle prรคsentiert. Bis dahin stehen noch einige Brennvorgรคnge und Glasierungen an.

Wer Lust hat, bei der Entstehung von Kunst einfach mal hinter die Kulissen zu schauen, kann dies gerne auch zum Kunst- und Adventsmarkt am dritten Advent tun.

Nรคhere Infos gibt es unter www.Schaddelmuehle.org

Text und Fotos: Detlef Rohde