Grimma. Einige Grimmaer sind dem Aufruf des Kreismuseums gefolgt und haben ihre Feste von der Vorbereitung bis zum Weihnachtsabend beschrieben.
So erzรคhlt Claus Schimmel รผber seine Erlebnisse zum Weihnachtsfest der Nachkriegsjahre. Er berichtet z.B., dass das Stollenbacken damals Improvisationstalent verlangte und die ersten Vorbereitungen dazu schon im Sommer begannen. Beinahe tรคglich untersuchte seine Mutter das Regal mit den Backzutaten im Lebensmittelladen, und trug jedes verfรผgbare Pรคckchen Zitronat mit nach Hause. Gab es Rosinen, wurden auf jeden Fall welche gekauft, denn man wusste ja nicht, wann es wieder welche geben wรผrde. Seine Oma und Mutter wussten sich aber trotz der fehlenden Zutaten zu helfen. Die Ersatzlรถsung war, Zuckerrรผben in kleine Wรผrfel schneiden, im eigenen Saft weich kochen und trocknen.
Die Kinder hatten die Aufgabe Pflaumenkerne auf dem Schuh-Dreibock aufzuschlagen und die Kerne als Mandeln zu gewinnen. Zitronat wurde aus grรผnen Tomaten hergestellt und die Stรผckchen in Zucker eingelegt. Es war Tradition, dass der Teig fรผr die Stollen zu Hause vorbereitet, mit allen Zutaten geknetet und beim Bรคcker gebacken wurde. Zum Bรคcker brachte die Familie stets 12 Stollen (fรผr jeden Monat des Jahres), die dann in dem groรen Backofen gebacken wurden. Angeschnitten und probiert wurde der Stollen aber erst am 4. Advent. Bei der Familie Pippig war ein Weihnachtsfest ohne Besuch bei den Groรeltern nicht denkbar, denn diese warteten schon immer auf die Kinder. Der Weihnachtsbaum war geschmรผckt und die Oma hatte Kekse gebacken. Einige davon hingen am Baum. Der Opa saร auf dem groรen Sofa und auf einem kleinen Tisch stand seine groรe Pyramide. Die war sein ganzer Stolz. Opa Pippig war im Gebirge aufgewachsen und mit der erzgebirgischen Tradition eng verwurzelt.
Wenn die gesamte Familie versammelt war, wurden die Kerzen angezรผndet und die Pyramide begann sich zu drehen โ unten die drei Kรถnige auf ihren Kamelen, darรผber eine Gruppe Bergmรคnner, auf dem dritten Teller der Schรคfer mit seinen vielen Schafen. Und ganz oben waren die Engel. Aber Kerzen waren kostbar und so durften sie nur 10 bis 15 Minuten brennen, dann wurden sie gelรถscht. Erst wenn die ganze Familie wieder zusammen kam, durften die Kerzen ein Stรผck weiter brennen. Diese Pyramide dreht sich heute nach fast 100 Jahren noch bei Manfred Pippig in der Weihnachtsstube. In diesem Jahr kann man sie aber in der Ausstellung des Kreismuseums bewundern. Auch nach der Ausstellungserรถffnung sammelt das Museumsteam weitere solche interessanten Berichte von den familiรคren Weihnachtsfesten und natรผrlich auch Fotos vom Weihnachtsabend. Die Ausstellung ist bis zum 9.2.2020 im Kreismuseum Grimma von Dienstag bis Freitag und Sonntag von 10.00 bis 17.00 Uhr zu besichtigen. Wer eine Fรผhrung buchen mรถchte, kann sich auch auรerhalb dieser รffnungszeiten unter der Telefonnummer 03437/911132 anmelden. Und Gรคstegruppen, die ein bisschen mehr Zeit mitbringen, kรถnnen sich auch gern mal im Verzieren von Pfefferkuchen probieren! Ausstellung ab 17.12.2019 : „Weihnachten in Grimma“, Kreismuseum Grimma, Paul-Gerhardt-Straรe 43