„Weihnachten in Grimma“ – Neue Ausstellung im Kreismuseum

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Symbolbild/pixabay

Grimma. Einige Grimmaer sind dem Aufruf des Kreismuseums gefolgt und haben ihre Feste von der Vorbereitung bis zum Weihnachtsabend beschrieben.

So erzählt Claus Schimmel über seine Erlebnisse zum Weihnachtsfest der Nachkriegsjahre. Er berichtet z.B., dass das Stollenbacken damals Improvisationstalent verlangte und die ersten Vorbereitungen dazu schon im Sommer begannen. Beinahe täglich untersuchte seine Mutter das Regal mit den Backzutaten im Lebensmittelladen, und trug jedes verfügbare Päckchen Zitronat mit nach Hause. Gab es Rosinen, wurden auf jeden Fall welche gekauft, denn man wusste ja nicht, wann es wieder welche geben würde. Seine Oma und Mutter wussten sich aber trotz der fehlenden Zutaten zu helfen. Die Ersatzlösung war, Zuckerrüben in kleine Würfel schneiden, im eigenen Saft weich kochen und trocknen.

Die Kinder hatten die Aufgabe Pflaumenkerne auf dem Schuh-Dreibock aufzuschlagen und die Kerne als Mandeln zu gewinnen. Zitronat wurde aus grünen Tomaten hergestellt und die Stückchen in Zucker eingelegt. Es war Tradition, dass der Teig für die Stollen zu Hause vorbereitet, mit allen Zutaten geknetet und beim Bäcker gebacken wurde. Zum Bäcker brachte die Familie stets 12 Stollen (für jeden Monat des Jahres), die dann in dem großen Backofen gebacken wurden. Angeschnitten und probiert wurde der Stollen aber erst am 4. Advent. Bei der Familie Pippig war ein Weihnachtsfest ohne Besuch bei den Großeltern nicht denkbar, denn diese warteten schon immer auf die Kinder. Der Weihnachtsbaum war geschmückt und die Oma hatte Kekse gebacken. Einige davon hingen am Baum. Der Opa saß auf dem großen Sofa und auf einem kleinen Tisch stand seine große Pyramide. Die war sein ganzer Stolz. Opa Pippig war im Gebirge aufgewachsen und mit der erzgebirgischen Tradition eng verwurzelt.

Wenn die gesamte Familie versammelt war, wurden die Kerzen angezündet und die Pyramide begann sich zu drehen – unten die drei Könige auf ihren Kamelen, darüber eine Gruppe Bergmänner, auf dem dritten Teller der Schäfer mit seinen vielen Schafen. Und ganz oben waren die Engel. Aber Kerzen waren kostbar und so durften sie nur 10 bis 15 Minuten brennen, dann wurden sie gelöscht. Erst wenn die ganze Familie wieder zusammen kam, durften die Kerzen ein Stück weiter brennen. Diese Pyramide dreht sich heute nach fast 100 Jahren noch bei Manfred Pippig in der Weihnachtsstube. In diesem Jahr kann man sie aber in der Ausstellung des Kreismuseums bewundern. Auch nach der Ausstellungseröffnung sammelt das Museumsteam weitere solche interessanten Berichte von den familiären Weihnachtsfesten und natürlich auch Fotos vom Weihnachtsabend. Die Ausstellung ist bis zum 9.2.2020 im Kreismuseum Grimma von Dienstag bis Freitag und Sonntag von 10.00 bis 17.00 Uhr zu besichtigen. Wer eine Führung buchen möchte, kann sich auch außerhalb dieser Öffnungszeiten unter der Telefonnummer 03437/911132 anmelden. Und Gästegruppen, die ein bisschen mehr Zeit mitbringen, können sich auch gern mal im Verzieren von Pfefferkuchen probieren! Ausstellung ab 17.12.2019 : „Weihnachten in Grimma“, Kreismuseum Grimma, Paul-Gerhardt-Straße 43