Streit um FairPlaypreis – Das sagt der FC Grimma

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Foto: pixabay

Grimma. Wie ein Lauffeuer verbreitete sich die Meldung des sächsischen Fußballverbandes (SFV) über den Faiplaypreis für einen Grimmaer Nachwuchsspieler, genauso schnell machten schockierende Aussagen die Runde die den Grimmaer Fußballklub schwer belasten. Was war geschehen?

Bei einem Spiel der Grimmaer B-Jugend gegen den VfL 05 Hohenstein-Ernstthal im Frühjahr lagen die Grimmaer mit 1:4 im Rückstand. Bei einem Zusammenprall kurz vor Ende der Begegnung verletzte sich ein gegnerischer Spieler schwer und war nicht in der Lage, das Spielfeld selbstständig zu verlassen. Obwohl der Grimmaer Norman Zorn nicht an dem Zusammenprall beteiligt war, zögerte er nicht lange und trug den verletzten Spieler bis in die Kabine. Dafür erntete der Spieler viel Applaus bei allen Beteiligten.

Damit faires Verhalten auf und neben dem Platz auch angemessen gewürdigt wird, kürt der SFV monatlich in Kooperation dem WSM Wachschutz Mittweida den „Fair Play Sieger des Monats“. Diesmal ging der Preis, an den Grimmaer Spieler Norman Zorn. Vorgeschlagen hatte ihn der Vater des verletzten Spielers. SFV-Vizepräsident Jörg Gernhard überreichte am 03. Juni Zorn persönlich einen Scheck über 200 Euro für die Vereinskasse sowie einen neuen Spielball und Eintrittskarten für das Deutsche Fußballmuseum in Dortmund.

Eigentlich ein Grund zum freuen möchte man meinen, allerdings machten Aussagen wie, „Ich hätte den liegen gelassen“ oder „für dich hätte das auch keiner gemacht“ im Internet die Runde. Außerdem wurde Kritik laut, dass der Verein weder die Geste als solches würdige, noch das er das Geld nicht an den Spieler auszahlt bzw. das der Spieler nicht in den Verwendungszweck des Preises involviert gewesen sei. Norman Zorn hat den FC Grimma mittlerweile verlassen.

Was meint der FC Grimma dazu? Wir haben mal nachgefragt.

Noch in der Diskussion, die sich vorallem bei Facebook abspielte,  versuchte sich Nachwuchsleiter des FC Grimma, Daniel Kurzbach Gehör zu verschaffen und Dinge aus seiner Sicht klarzustellen: „Der FC Grimma lobte und erkannte Norman seine Aktion bereits direkt nach dem Spiel sehr positiv an. Dies ist im übrigen nicht der erste FairPlay Preis den wir erhalten. Diese 200€ sind bisher immer direkt in die betreffende Mannschaft geflossen.“ Das bestätigt uns auch der Verein auf Anfrage in einer Erklärung und nutze die Möglichkeit einige Dinge aus Sicht des Vereins klar zu stellen.

Der FC Grimma, der bis zum heutigen Tag die besagten 200€ noch nicht im Eingang verbuchen konnte, weist die Vorwürfe zurück.

Grundlegend werden Geldpreise über den Verein abgewickelt, bei dem der betreffende Sportler spielt. Das heißt, dass die Geldbeträge an den jeweiligen Verein überwiesen werden und nicht direkt an die Spieler, das bestätigte auch der SFV. Der FC Grimma handhabt das folgendermaßen: „Nach Geldeingang wird der Betrag der jeweiligen Mannschaft zugeordnet. Dies gilt auch im Allgemeinen für zweckgebundene Mittel, die für die jeweilige Mannschaft eingehen. Die Mannschaft sowie die Übungsleiter bestimmen, wofür diese Mittel eingesetzt werden. Der Vorstand des FC Grimma nimmt grundsätzlich keinen Einfluss auf diese Entscheidung.“

Den Vorwurf der angeblichen Aussagen: „Ich hätte den liegen gelassen“ oder „für dich hätte das auch keiner gemacht“ des Trainers, weist der FC Grimma entschieden von sich. „Die verbalen Entgleisungen, welche hier zum Ausdruck gebracht werden, sind frei erfunden und entbehren jeglicher Realitätsgrundlage. Wir möchten hier ausdrücklich klarstellen, dass sich der Verein bei weiteren Behauptungen mit allen möglichen rechtlichen Mitteln dagegen wehren wird.“

Nicht nur zu der Geschichte rund um Norman Zorn kam Kritik auf, sondern auch allgemein an der Nachwuchsarbeit. Hier möchte der FC Grimma folgende Dinge klar stellen und erklären.

„Der Verein besticht durch seine gute bzw. sehr gute Nachwuchsarbeit. Es ist das Ziel des Vereins den Nachwuchs zu fordern und zu fördern, so dass in den nächsten Jahren immer wieder hoffnungsvolle Talente hervorgehen. Für die Spieler, die dieses Ziel nicht erreichen, gibt es jeweils pro Altersklasse eine zweite Mannschaft, wo der Faktor „Fußballspielen“ maßgebend ist.“

Dieser Aussage verleihen die drei Großfeld-Nachwuchsmannschaften (A-, B- und C-Jugend), welche diese Saison allesamt in der Landesliga, welche im Freistaat Sachsen die höchste Nachwuchs-Spielklasse darstellt, Nachdruck.
Außerdem wird die D-Jugend nächste Saison in der mitteldeutschen Talenteliga antreten, welche die höchste Spielklasse im D-Jugend-Bereich darstellt. Die E-Jugend wurde Vizemeister in der Regionalkreisoberliga und zugleich Pokalsieger in ihrem Turnier.

„Seit Jahren belegen die Grimmaer Mannschaften jeweils immer sehr gute Platzierungen in ihren Ligen. Freiluft-Turniere wie der EMS-Cup, sowie die Hallenturnierserie, welche allesamt in Grimma stattfanden, wurden allesamt sehr gut von höherklassiger Konkurrenz wie RB Leipzig, Dynamo Dresden, Hertha BSC Berlin, usw. besucht und beweisen, dass in Grimma sehr gute Nachwuchsarbeit betrieben wird. Ohne Grund kommen diese Leistungszentren nicht nach Grimma.“ stellt der Verein fest.

Der angebliche „Trainerverschleiß“ resultiert nach Angaben des FC Grimma grundsätzlich aus dem ehrenamtlichen Status der Trainer. In der Regel würden die Trainer auf Grund ihrer beruflichen bzw. schulischen Tätigkeiten wechseln, weil sich der Lebensmittelpunkt bzw. Wohnort verändert. Den Schilderungen nach, ist es dem Verein sehr wichtig, dass die Bildung sowie die berufliche Perspektive der Übungsleiter durch die Tätigkeiten im Verein nicht beeinträchtigt werden. Außerdem kann der Verein auf einen erfahrenen Trainerstamm, der bereits seit Jahren ununterbrochen seiner Tätigkeit im Nachwuchs nachgeht, zurückgreifen.

„Der Spaß am Sport ist im Nachwuchsbereich unabdingbar. Dennoch stehen die Nachwuchsmannschaften im stetigen Wettbewerb mit der Konkurrenz in der sächsischen Landesliga. Die jeweiligen zweiten Mannschaften bewegen sich auf Kreisebene.“ heißt es in der Erklärung.
Der Vorsitzende des FC Grimma, Egon Pape schilderte uns seine persönlichen Erfahrungen und das ihm entgegengebrachte Feedback der Elternschaft: „Mehrfach wurde ich von den Eltern unterrichtet, wie wichtig der Mannschaftssport für ihre Kinder ist. Die Disziplin, sich in der Mannschaft ein- und unterzuordnen, sowie Pünktlichkeit, gegenseitiger Respekt, sportlicher Leistungsgedanke, im Team gewinnen und mit Niederlagen umzugehen, sind wesentliche Punkte, die die Eltern aus dem Alltagsleben immer wieder berichten.“

„Ich persönlich habe in meinem Leben keinen Sport betrieben, habe jedoch in meiner politischen Laufbahn den Breitensport maßgeblich begleitet und unterstützt. Hier beim FC Grimma bereitet mir die Arbeit im Nachwuchsbereich besonders große Freude. Einerseits den Talentbereich zu fördern, auf der anderen Seite die Freude am Fußballspielen zu begleiten.“ so Egon Pape über sein Engagement im Nachwuchsbereich.

Was passiert nun mit dem Geld, denn der Spieler hat den Verein verlasssen? „Sollte die Mannschaft einstimmig beschließen, dass das Preisgeld Norman Zorn ausgezahlt werden soll, wird dieses nach Anweisung des Kapitäns und der Ãœbungsleiter durchgeführt.“ so der FC Grimma.