Kein See, kein Wasser, dafür einen Leuchtturm – Mutzschen wird erleuchtet

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Foto: Detlef Rohde

Mutzschen. Wenn Ute Hartwig-Schulz vom Künstlergut Prösitz etwas angeht, dann auch richtig. Seit Anfang der Woche blicken die Mutzschener immer wieder interessiert an die Stelle auf dem Marktplatz, wo früher einmal eine Litfasssäule stand. Handwerker und Künstler haben den Platz mit Werkzeug und Material belegt, um den freien Platz neu zu bebauen. 

Ute Hartwig-Schulz ist Bildhauerin, Keramikerin und Mutzschenfan. Immer wieder macht sie darauf aufmerksam, dass der Wegzug der Bevölkerung aufgehalten werden muss, dass die ehemalige Stadt nicht vergessen werden darf.

„Mutzschen ist eine sehr wichtige Stadt an der Via Regia, die sich von China aus quer durch Europa zieht. Seit 2012 ist die Via Regia sogar als europäische Kulturstraße ausgewiesen, quasi geadelt. Wir müssen die Chance nutzen und der Kultur in unserer Region einen neuen Raum schaffen. Wir sind eine traditionelle Keramikregion und sollten mit diesem Pfund wuchern,“ so die Künstlerin.Was liegt da näher, als den langen Weg der Ausschreibungen auf sich zu nehmen und etwas besonderes für die Region zu schaffen. Nach langen Vorbereitungen, Genehmigungsverfahren und Planungen konnte die Leiterin des Künstlerguts Prösitz den international renomierten polnischen Keramiker und Künstler Mateusz Grobelny für Mutzschen gewinnen.

Grobelnys Skultpuren stehen in Großbritannien, Dänemark, Schweden, Korea und vielen anderen Ländern.

Das Kunstprojekt in Mutzschen ist Grobelnys Deutschlandpremiere. Ausgerechnet im Muldental wird seine erste Installation entstehen und man kann zusehen wie sie sich von einem Objekt zum Leuchtturm tranformiert.

Mateusz Grobelny hat Stahlbauer gelernt, ist ein begnadeter Keramiker und hat beides irgendwann miteinenander verbunden. Mit einer sellbstgebauten Brennkammer, die am Montag entstand, wurde der Grundstein für den Brennofen gelegt. In dem Brennofen wurden über der Brennkammer Regale errichtet, in die Tonarbeiten eingesetzt wurden. Dann wurde aus stabilien Eisenstangen ein Gitterkäfig gebaut, der als Gerüst für die Außenhaut des Ofens dient.„Wir schichten dünne Glasplatten an dem Eisenkäfig hoch, insgesamt sind es vier Tonnen, die anstatt Stein und Schamotte die Außenwand bilden. Damit die Hitze des Feuers nicht einfach in den Himmel geblasen wird, habe ich zwei Belüftungskanäle gebaut, die die Hitze in dem Ofen wie einen Tornado verwirbeln lässt. Durch die lange Brennzeit und die große Hitze werden in dem Ofen die Töpferwaren gebrannt und die Glasplatten verschmelzen miteinander und werden eine große Glasplatte,“ so Mateusz Grobelny.

Wenn der Ofen abgekühlt ist, wird der Künstler den Stahlkäfig auseinanderschweißen, so dass die Keramik entnommen werden kann. Anschließend wird die Brennkammer entfernt und ein Kran soll die Seitenelemente mit der Innenseite nach außen auf das Fundament der ehemaligen Brennkammer setzen.

Insgesamt wurden vom Riesaer Glaskünstler und Glasermeister E. Andreas Hartzsch und seine Frau Cornelia für das Projekt 4 Tonnen Glas gespendet. Die ehemaligen Türscheiben wurden von ihnen, zusammen mit Ute Hartwig-Schulz, in tagelanger Handarbeit mühselig in kleine Rechtecke geschnitten, die jetzt wieder zu großen bunten Glasscheiben verschmelzen sollen.

Für Ute Hartwig Schulz hat das Kunstprojekt aber auch einen wichtigen sozialen Aspekt. „Ich würde mir wünschen, dass der Leuchturm eine Art Treff- und Kommunikationspunkt für die Menschen in Mutzschen und ihre Besucher wird.“

Bis dahin hat Frank Brinkmann von der Schaddelmühle noch einiges zu tun. Er wird den nun gläsernen Leuchtturm mit einer Lichtinstallation bestücken, die den Marktplatz dann mit Solarenergie in den dunklen Tagesstunden erleuchten wird.

Bis es allerdings soweit ist, hält sich Mateusz Grobelny noch vorsichtig bedeckt. „Es ist ein Experiment, wie alle meine Brennöfen Experimente waren. Das Gelingen hängt von vielen Faktoren ab, ein Fehler bei den Temperaturen und die Stahlkonstruktion könnte sich verformen. Zuviel Regen oder Unwetter können das Projekte ungünstig beeinflussen. Wir müssen warten bis zum Schluss. Nächste Woche wissen wir mehr.“Am Samstag früh wird der Ofen langsam angebrannt, am Abend ist dann der eigentliche Brennhöhepunkt, wenn der Ofen in voller Ausdehnung leuchtet. Neben viel Wärme, gibt es kulinarisches für den Bauch und musikalisches auf die Ohren. In der Kirche wird es eine Fotostrecke vom Entstehen des Ofens geben und die Besucher haben Zeit, mit dem Künstlern persönlich sprechen.

Los geht es am Samstag um 15 Uhr.

Text und Bilder: Detlef Rohde