Ablenkung am Steuer – Wie gefährlich sind Handys, Essen und Co. beim Autofahren?

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Symbolbild/pixabay

Im Jahr 2016 starben in Deutschland rund 350 Menschen aufgrund technischer Ablenkungen während der Fahrt – wegen Trunkenheit am Steuer kamen dagegen „nur“ rund 250 Menschen ums Leben. Dies ergab eine Untersuchung des Allianz-Zentrums für Technik (AZT). Welche alltäglichen Handgriffe zur Lebensgefahr im Straßenverkehr führen können und wie Sie Ablenkungen vermeiden, lesen Sie hier.

Gefährlich: Selbstüberschätzung des Fahrers
Jeder zehnte Unfall im Straßenverkehr wird durch Ablenkung des Fahrers verursacht. Dabei handelt es sich jedoch nicht nur um Blicke auf das Navigationsgerät oder Handy, sondern auch um andere, vermeintlich simple Aktionen, wie zum Beispiel Essen und Trinken.

Die meisten Personen hinterm Steuer gehen davon aus, dass kleine Handgriffe schnell nebenbei verübt werden können. Grundsätzlich mag das auch stimmen. Die notwendigen Handlungen beim Autofahren sind geübten Verkehrsteilnehmern bereits in Fleisch und Blut übergegangen und bedürfen keiner großen Überlegung. Aus diesem Grund überschätzen sich auch viele alkoholisierte Autofahrer. Sie schaffen es, geradeaus und mit gleichmäßigem Tempo zu fahren, und kommen heil zu Hause an – aber nur, solange der Verkehr ohne besondere Vorkommnisse rollt!

Ein unerwartetes Ereignis auf der Straße erfordert dagegen eine blitzschnelle Reaktionsgeschwindigkeit. Und diese wird sowohl durch Alkohol als auch durch kleine Ablenkungen erheblich eingeschränkt!

Ablenkend: risikoreiche Handlungen
Eine ganze Reihe von Tätigkeiten kann während der Fahrt ablenken – manche Menschen mehr, manche weniger. Die damit einhergehende Gefahr richtig einzuschätzen schaffen aber nur die wenigsten. Darum ist es ratsam, die folgenden Handlungen während der Fahrt weitestgehend zu vermeiden:

  • Handy am Steuer: Aufgrund der erhöhten Gefahrensituation durch Handyablenkungen ist jede Nutzung des Telefons während der Fahrt untersagt. Wer dabei erwischt wird, muss mindestens 100 Euro Strafe zahlen, erhält Punkte in Flensburg und mitunter sogar ein Fahrverbot.
  • Radio und CD: Hier können etwa das Umschalten des Radiosenders oder auch das Mitsingen während der Fahrt die Konzentration beeinträchtigen.
  • Essen, Trinken und Rauchen: Wenngleich in Deutschland kein Rauchverbot während der Fahrt gilt, kann dies genauso gefährlich werden wie das Handy, da der Fahrer die Zigarette stets in einer Hand hält und ihm damit eine Hand weniger zur Reaktion auf unerwartete Situationen zur Verfügung steht. Ähnlich verhält es sich beim Essen und Trinken.
  • Viele Insassen im Auto, insbesondere Kinder: Sowohl die Gespräche mit dem Beifahrer als auch häufige Blicke in den Rückspiegel zu den Kindern oder Kindergeschrei können vom Straßenverkehr ablenken.
  • Bewegungen oder Geräusche von ungesicherten Gegenständen: Ein ständiges Klappern oder Hin- und Herrutschen von Gegenständen stört die meisten Personen während der Fahrt. Auch Schmutz auf der Windschutzscheibe, der die Blicke des Fahrers immer wieder auf sich zieht, oder laufende Scheibenwischer können ablenkend wirken.
  • Starke Emotionen oder Schmerzen: Wer in emotionalem Zustand, etwa große Trauer oder Wut, mit dem Kfz unterwegs ist, konzentriert sich weniger auf den Straßenverkehr. Ebenso lenken körperliche Schmerzen enorm ab. In solchen Situationen sollte sich niemand hinters Steuer setzen.

Es gibt vermutlich noch viele weitere mögliche Ablenkungen. Für einen Fahranfänger wirken dabei deutlich mehr Begebenheiten ablenkend, weil er mit den grundsätzlichen Handlungen des Autofahrens noch nicht genug vertraut ist. Aber auch langjährige Verkehrsteilnehmer – insbesondere ältere Menschen – werden stärker in ihrer Konzentration beeinträchtigt, als sie denken, und überschätzen sich.

Ursache: verlangsamte Reaktionszeit
Bei einem aufmerksamen Fahrer geht man normalerweise von einer Reaktionszeit von höchstens einer Sekunde aus. Damit lässt sich berechnen, wie viel Weg in der Zeit, bevor der Fahrer bremsen kann, noch zurückgelegt wird. Dabei handelt es sich um den sogenannten Reaktionsweg.

Ist ein Autofahrer mit einer Geschwindigkeit von 50 km/h unterwegs und aufmerksam genug, um nach spätestens einer Sekunde zu bremsen, beträgt der Reaktionsweg etwa 15 Meter. Wird der Fahrer jedoch abgelenkt, sodass seine Reaktionszeit drei Sekunden bis zur Bremsung dauert, legt er noch ganze 45 Meter zurück – und dort steht der Wagen noch nicht einmal. Der Bremsweg beträgt ebenfalls noch einige Meter, auch bei einer Vollbremsung.

Selbst bei einem kurzen Blick aufs Handy legt das Auto also bereits eine enorme Strecke zurück. Ein Auffahrunfall oder Schlimmeres kann bei einer verspäteten Reaktion daher nur selten verhindert werden. Mehr zu den Ablenkungen am Steuer und möglichen Bußgeldern finden Sie unter www.bussgeldkatalog.org/ablenkung-am-steuer.