Stadionneubau in abgespeckter Form: Neue Diskussion entfacht!

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Foto: Sรถren Mรผller

Grimma. Das neue Stadion wird kleiner und damit wurde eine neue Diskussion entfacht.

Das neue Stadion an der Lausicker StraรŸe wird anstatt bis zu 3000 Zuschauer nun nur noch rund 800 Zuschauer fassen kรถnnen. Grund dafรผr seien die Kosten. Schon im Sommer 2019 kรถnnten die ersten Fussballer auf dem Platz kicken, der Bau selbst liege im Zeitplan, heiรŸt es aus dem Hochbauamt. Insgesamt wurden durch den FC Grimma 400 gebrauchte Schalensitze angeschafft, die kommen den Angaben nach aus der Mรผnchener Allianz Arena. Der hiesige Verein 1860 Mรผnchen hatte sich aus der Stadionnutzung der Allianz Arena zurรผck gezogen, sodass der FC Bayern nun die Sitze in den Vereinsfarben angeschafft hatte. Ein Teil der alten grauen Bestuhlung kam nun durch „Kontakte“ zum Vorzugspreis nach Grimma.

Der Wehrmutstropfen liegt nun aber in der Finanzierung des Projektes. Insgesamt wurden vier Millionen Euro veranschlagt die zum Teil aus Fรถrdermitteln, Eigenmitteln und dem Deal mit dem REWE Neubau am Volkshausplatz kommen.

Um die Kosten nicht zu รผbersteigen mussten nun Anpassungen vorgenommen werden die das Ganze allerdings ersteinmal abspecken werden. Die Stadionkapazitรคt wird vorerst „nur“ auf etwa 800 Besucher ausgelegt werden. Bei einem Zuschauerschnitt zwischen 100 und 200 Zuschauern pro Spiel der Grimmaer A-Mannschaft sollte diese Anpassung ohnehin nicht sonderlich ins Gewicht fallen, doch fรผr Unmut sorgte das trotzdem. Ute Hoppe gegenรผber der LVZ: โ€žDer Verein kann zu bestimmten Anlรคssen eine mobile Traverse stellen. Damit bekommt man noch einmal 1300 bis 1400 Leute mehr rein.โ€œ Die รœberdachung auf einem Wall zwischen dem Hauptplatz und dem Kunstrasenplatz werde auch entfallen.

Regensicher seien somit nur die Plรคtze an den beiden Stirnseiten. Auch das Stadiongebรคude wird zehn Meter kรผrzer als ursprรผnglich vorgesehen und der Ausbau der ersten Etage soll vorerst nur zu zwei Dritteln erfolgen. Oberbรผrgermeister Matthias Berger sieht das Ganze weniger problematisch mit Blick auf die Zukunft: โ€žEs kann nachgerรผstet werden. Wir haben am Standort ohnehin noch viel vor. Perspektivisch soll dort noch eine Sport-Stadthalle entstehen.โ€œ Grund fรผr die Anpassung soll hauptsรคchlich die Steigerung der Baupreise sein. Somit muss die Kommune statt mit ursprรผnglich 486000 nun mit 606000 Euro Eigenmitteln rechnen, was auch im Stadtrat thematisiert und beschlossen wurde.

Kerstin Kรถditz, LINKEN-Stadtrรคtin, kritisiert abermals das Projekt und besonders die Art und Weise des FC Grimma welcher gegenรผber der LVZ angeblich Unmut geรคuรŸert haben soll. โ€žEs spricht fรผr ein seltsames Demokratieverstรคndnis auf beiden Seiten, wenn Herr Pape Absprachen mit dem Bรผrgermeister fรผr verbindlich hรคlt, die unter vier Augen getroffen worden sind. Entscheidend sind die Beschlรผsse des Stadtrates und nicht private Zusagen des Oberbรผrgermeisters. Und im Stadtrat stand nie zur Debatte, dass mit dem Bau des REWE Marktes erst begonnen wird, wenn das neue Stadion fertiggestellt ist.โ€œ

Der enge Zeitrahmen, den der Fรถrdermittelbescheid vorgebe, mache ein solches Vorgehen ohnehin unrealistisch. Die LINKE verstehe die Kritik an der nunmehr vorgesehenen Zuschauerkapazitรคt sehr gut. „Die Reduzierung des Fassungsvermรถgens werde gravierende finanzielle und sportliche Nachteile nach sich ziehen.„, heiรŸt es in einer Pressemitteilung. โ€žAber auch bezรผglich dieses Punktes gibt es keine entsprechende Beschlusslage des Stadtrates. In der Demokratie gelten ebenso Spielregeln wie im Sport. Der sinnvolle Ansprechpartner fรผr den Verein wรคren die Fraktionen gewesen und nicht lediglich der OBM.โ€œ so Kรถditz weiter.

„Als LINKE betrachten wir es als Schande, dass die Eltern durch die Umsetzung des Projektes nun zusรคtzlich belastet werden. Und das obwohl die Stadt schon im vergangenen Jahr die Vereinsfรถrderung fรผr Jugendarbeit um 50 Prozent gekรผrzt hatโ€œ, ergรคnzt Fraktionskollegin Dr. Sabine Krahnert. โ€žWir hatten von jeher Bedenken bezรผglich der Ausgestaltung des Projektes und deshalb eine Petition an den Sรคchsischen Landtag initiiert. Dadurch ist es immerhin gelungen, die รœberdachung der Sitzplatztribรผne zu erhalten, die laut Fรถrdermittelbescheid ursprรผnglich zurรผckgebaut werden sollte.โ€œ

Johannes Heine, Fraktionschef der Freien Wรคhler im Stadtrat kann dem nicht zustimmen. „Kann man es vielleicht auch anders sehen? Ist das Glas halb leer oder halb voll?
Grimma bekommt die einmalige Chance ein neues Stadion zu bauen, was Grimma aus eigenen Mitteln hรคtte niemals stemmen kรถnnen und das noch Hochwasser Sicher! Wenn es fertig sein wird, sind das erstklassige Bedingungen fรผr die sportliche Betรคtigung aller sportbegeisterten Bรผrger von Grimma. Es soll aber keinen Cent mehr kosten als durch den Verkauf und die Hochwasserfรถrderung zusammen vorhanden ist. Wenn nun aber die Baupreise turbulent nach oben steigen, bedingt durch hรถhere Materialkosten, hรถhere Lรถhne und der sehr guten Auftragslage der Baubetriebe, dann mรผssen Abstriche gemacht werden. Und dabei spart man an Bereichen, die spรคter vielleicht mal ergรคnzt werden kรถnnen, wenn es die finanzielle Lage erlaubt.

Dass die Eltern zum Beispiel hรถhere Aufwendungen haben bei den derzeitigen Trainingsmรถglichkeiten ist bestimmt kein Grund zum Jubeln, aber eine Schande ist das nicht! Die Grimmaer haben schon mehrfach Bewiesen, dass man in besonderen Situationen durch zusammenrรผcken und gegenseitige Hilfe viel schaffen kann! Und der Stadionneubau wird eines Tages zur positiven Bilanz beitragen, auch wenn der Weg dort hin steinig gewesen ist. Man sollte auch dabei alle Aufwendungen betrachten, die von der Stadt Grimma getragen werden um den Sport in Grimma zu unterstรผtzen. Da brauchen wir den Vergleich mit anderen Kommunen nicht scheuen.“ so Heine weiter.

Unter dem รถffentlichen Druck habe offenbar die Stadt in diesem Punkt mit dem Freistaat Sachsen nachverhandelt. โ€žEs ist allerdings typisch fรผr das Demokratieverstรคndnis der Stadtverwaltung, dass ร–ffentlichkeit und Stadtrat nicht รผber Stand und Ergebnisse dieser Verhandlungen informiert worden sind.โ€œ so die LINKE. Die angesprochene Petition, die von mehreren hundert Bรผrgern unterstรผtzt worden war, sei inzwischen vom Petitionsausschuss des Sรคchsischen Landtages abschlieรŸend beraten worden. Die Mehrheit von CDU, SPD, Grรผnen und AfD habe die Forderungen abgelehnt; nur die LINKE widersprach dem, laut eigenen Angaben.

Ich finde es traurig dass eine Fraktion nur darauf wartet dass etwas nicht problemlos รผber die Bรผhne geht um sich entsprechend zu profilieren.“ resรผmiert Heine.