Sanierungsplan für Muldentalkliniken vorgelegt

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Foto: Sören Müller

Grimma/Wurzen. Am 10. Mai wird der Kreistag des Landkreises Leipzig über die Liquiditätshilfe der Muldentalkliniken abstimmen. Die Beschlussvorlage hat es allerdings in sich.

Damit die Muldentalkliniken ihren finanziellen Verpflichtungen nachkommen kann, benötigen die Kliniken ein Darlehen über 10 Mio. Euro; ansonsten droht zeitnah die Insolvenz. Zuvor werden sich die Kreisrätinnen und Kreisräte mit dem Sanierungsplan für die Kliniken beschäftigen. Angesichts der angespannten Haushaltslage des Landkreises selbst, soll dieser sicherstellen, dass die Muldentalkliniken perspektivisch ohne Zuschüsse agieren können.

Das Sanierungskonzept sieht die Zusammenlegung der Fachabteilungen in den Krankenhäuser in Grimma und Wurzen vor. Mit dieser Ein-Haus-Strategie sollen laut Landratsamt vorhandene Doppelstrukturen abgebaut werden. Zukünftig könnte das Krankenhaus in Grimma eine vollstationäre Versorgung mit 227 Betten anbieten mit den Fachabteilungen: Innere Medizin, Allgemein- und Viszeralchirurgie, Orthopädie und Traumatologie, Gynäkologie und Geburtshilfe, Pädiatrie und Intensivstation.

Im Krankenhaus Wurzen würden die Basis-Innere und Palliativmedizin mit insgesamt 26 Betten verbleiben. Als neu aufzubauender Bereich ist in Wurzen ambulantes OP-Zentrum für Chirurgie, Handchirurgie, Traumatologie sowie Gynäkologie vorgesehen. Damit soll der Trend zur Ambulantisierung aufgegriffen werden. Fachleute gehen davon aus, dass künftig etwa 20 – 25 % der geplanten Operationen nicht mehr stationär erfolgen werden. Wurzen könnte damit das Potential abschöpfen, das Grimma voraussichtlich künftig verloren ginge. Das Sanierungskonzept geht für 2024 von etwa 1.700 Fällen aus mit einem guten Steigerungspotential für die folgenden Jahre.

Im Vorfeld wurden die unterschiedlichen Varianten abgeprüft und betriebswirtschaftlich bewertet. Das Krankenhaus in Wurzen könnte aber als das kleinere Haus nicht alle benötigten Betten aufnehmen. Auch wären die Umbaukosten in Wurzen zu einem stationären Versorgungsangebot um ein Vielfaches höher.

Die im Sanierungsplan skizzierten strukturellen Veränderungen haben auch Auswirkungen auf den Stellenplan. Von derzeit 517 Vollzeitstellen im Plan, bei 977 Beschäftigten in der gesamten Unternehmensgruppe, würden rechnerisch rund 55 Vollzeitstellen entfallen. Die Einschnitte werden letztlich aber wesentlich geringer ausfallen, da einige der Stellen nicht besetzt sind, Befristungen auslaufen, Beschäftigte ihren Ruhestand antreten und die Kliniken derzeit eine erhöhte Fluktuation erleben.

Nach Einschätzung der beauftragen Wirtschaftsprüfungsgesellschaft besteht nur durch die stringente Umsetzung des Sanierungskonzeptes unter Einrechnung der Liquiditätshilfe des Landkreises Leipzig die Möglichkeit, die Unternehmensgruppe Muldentalkliniken in die schwarzen Zahlen zu führen. Damit soll eine ungesteuerte Insolvenz vermieden werden, die mit hoher Wahrscheinlichkeit zur Zerschlagung der Unternehmensgruppe Muldentalkliniken führen würde.

In Anbetracht dieses Szenarios warnt Landrat Henry Graichen vor überzogenen Forderungen: „Wir müssen uns darauf konzentrieren, die Kliniken und auch die MVZs für die ortsnahe Versorgung zu erhalten. Mit dem Sanierungsplan haben wir eine reale Chance, die Kliniken gut für die Zukunft vorzubereiten.

Das Wurzener Umland sieht den Standort Wurzen durch dieses Konzept grundsätzlich gefährdet und mobilisiert zu einer Demonstration am 10.Mai.2023 am Stadtkulturhaus in Borna für den vollständigen Erhalt des Krankenhausstandorts Wurzen. Beginn laut Aufruf: 16 Uhr. Sollte der Kreisrat sich gegen die Beschlussfassung und das Darlehen entscheiden, so droht noch im Juni der Insolvenzantrag der Kliniken. Die Zukunft dann für beide Standorte? Ungewiss!