Grimma. 500 Jahre Nikolausaltar in Grimma gaben Anlass, Bekanntes sowie neue Forschungsergebnisse in einer Festschrift zusammenzutragen.
Das spรคtgotische Schnitzwerk mit seiner kultur- und kunsthistorischen Bedeutung ist nicht nur ein meisterhaftes Denkmal, sondern ist auch zentraler Ort bei Gottesdiensten und Trauerfeiern und erinnert noch immer an die 1888/89 abgerissene Nikolaikirche. In der Broschรผre kann sich der interessierte Leser รผber die Entstehung des Schnitzwerkes und der Tafelmalerei belesen sowie in die mittelalterliche Kunstgeschichte eintauchen. Anliegen dieser Festschrift ist, den beeindruckenden Altar als Teil der wechselvollen Stadtgeschichte Grimmas lebendig zu erhalten. Die Broschรผre kann รผber die Homepage www.friedhof-grimma.de bestellt und รผber den Buchhandel fรผr 10 Euro bezogen werden.
Museumleiterin Marita Pesenecker beschreibt den Altar wie folgt: Der Nikolaialtar in Grimma (auch Nikolausaltar) ist ein sogenannter Wandelaltar, da er mit mehreren beweglichen Flรผgeln versehen ist. Die erste Wandlung zeigt in acht Bildern die Legende des Kirchenpatrons, wobei die Malereien unzweifelhaft von jenem Cranachschรผler stammen, der um 1515/1516 den Auftrag fรผr den Hochaltar der Nikolaikirche zu Dรถbeln ausfรผhrte. In der zweiten Wandlung ist mit acht Passionsbildern, an welchen mindestens drei Maler beteiligt waren, die Leidensgeschichte des Herrn dargestellt. Im geรถffneten Altar steht der heilige Nikolaus von Myra als Patron der Kirche in der Mitte. Ihm zur Seite ordnen sich Erasmus und ein Bischof mit Buch, welcher als Donatus gedeutet werden kann. In den Flรผgelschreinen stehen links Barbara und Margareta sowie rechts Christophorus und ein Heiliger, dessen Attribut verloren gegangen ist. Es dรผrfte sich um Leonhard mit der Kette handeln. In der Predella befindet sich ein Relief mit der Geburt Christi und eine gemalte Verkรผndigung an die Hirten im Hintergrund.
Der Grimmaer Nikolaialtar ist ein typischer Bรผrgeraltar, der mit offenkundiger Absicht moralisierend einwirken will und Gelegenheit zur Fรผrbitte durch Aufnahme beliebter Nothelfer bietet. Laut dem Stadtchronisten Lorenz soll der Altar 1519 fรผr den Preis von 220 Gulden aufgestellt worden sein, wobei es sich bei der Bezahlung nur um einen Teilbetrag handeln kann, da die Preise um diese Zeit fรผr Altรคre sehr viel hรถher lagen. Nach dem Abbruch der Grimmaer Nikolaikirche im Jahre 1888 gelangte der Altar in die 1910 stark verรคnderte Friedhofskirche. Die drei Figuren, die sich frรผher auf dem Altar befanden, hatten in dem niedrigen Raum offensichtlich nicht ausreichend Platz. Sie befinden sich heute in der Grimmaer Frauenkirche.