Eilenburg/Grimma. „Die Macht an der Mulde“: diesen inoffiziellen Titel darf der FC Grimma seit vergangenen Freitag auf seinem Briefpapier führen.
Zuvor erlebten die über 400 Zuschauer im Eilenburger Ilburgstadion ein spannendes, und insbesondere in der zweiten Hälfte mitreißendes Muldederby. Die Grimmaer gewannen das Spiel am Ende auch verdient mit 2:4, weil sie nach einer mittelmäßigen ersten Halbzeit im zweiten Spielabschnitt nochmal alles raushauen konnten, und auch spielerisch einige Akzente setzten.
Die erste kleine Ãœberraschung auf Grimmaer Seite gab es bereits vor dem Spiel beim Blick auf die Aufstellung. Kunert hatte den zuletzt etwas unglücklich agierenden Nico Becker auf die Bank verbannt, und Pascal Birkigt dafür ins Tor gestellt. Für Birkigt sollte es das erste Oberliga-Spiel seiner noch jungen Fußballkarriere werden. Kunert dazu: „Pascal hat in den Wochen zuvor gut trainiert, und zuletzt im Pokal auch unter Wettkampfbedingungen gute Leistungen gebracht. Dies war für uns keine Entscheidung gegen Nico. Wir haben zwei gute Hüter und sie werden sich auch weiterhin einen fairen Konkurrenzkampf auf Augenhöhe liefern“.
Das Spiel begann ohne größeres Abtasten, und auf beiden Seiten wurden zunächst die Schlussmänner per Kopfball geprüft. Auf Grimmaer Seite tat dies Lucas Bartsch nach Wiegner Flanke am langen Pfosten (3.), auf Seiten der Gastgeber Trogrlic nach einem Eckball. (5.) Bei beiden Chancen blieben die Torhüter Sieger des Duells. Eilenburg und auch Grimma versuchten spielerisch in die gefährlichen Zonen des Gegners zu kommen, es wurde selten ein Ball lang geschlagen. Die auf beiden Seiten gut agierenden Verteidigungslinien ließen zunächst keine größeren Tormöglichkeiten zu. Das erkannte auch Tim Bunge der aus rund 20m einfach abzog, und für Birkigt unhaltbar zur Eilenburgen Führung traf. (25.) Die Gäste wollten nun auch ihrerseits ein Zeichen setzen und spielten Robin Brand über halbrechts frei. Brand schloss gut ab, Naumann parierte aber dessen Schuss. (29.) Grimma drängte nun auf den Ausgleich, aber bis zur Halbzeit wollte dieser nicht gelingen.
Gleich nach Wiederanpfiff setzt sich Christoph Jackisch gut über links durch und sieht auf der gegenüberliegenden Seite Jan Hübner, der direkt zu Kevin Ruppelt flankt. Der Ex-Bad Lausicker Ruppelt köpft zum vielumjubelten Ausgleichstreffer. (46.) Grimma war nun da, und im zweiten Spielabschnitt auch viel zielstrebiger und griffiger. Beide Mannschaften sorgten für ein packendes Derby, mit Chancen auf beiden Seiten. Nach einer knappen halben Stunde legte sich Jackisch das Spielberät zum Eckball hin. Beim obligatorischen Blick in den Strafraum sah er Naumann weit vor seinem Kasten stehen und haute die Ecke einfach mal direkt aufs Tor – 1:2 aus Grimmaer Sicht. (59.) Der Jubel im Grimmaer Lager war groß, und Jackisch verschwand in der Spielertraube. Die Gäste hatten das Spiel gedreht. Als Bartsch dann im Mittelfeld gut den Ball gewann ging es schnell. Nach einem Fehlversuch der Spieleröffnung über rechts ging es wieder über Jackisch, der über seine linke Seite das 3:1 erzielen konnte. (72.) Die Freude über eine wohlmöglich ruhige Schlussphase währte nur kurz, denn Eilenburg verkürzte direkt nach dem Anstoß erneut durch Bunge auf 2:3. (73.) Da war man in der Grimmaer Verteidigung noch im Jubelmodus.
Die Gastgeber witterten nun wieder Hoffnung, kamen aber von ihrer Linie nicht ab. Kunert brachte zur Sicherheit im Abwehrzentrum noch Stefan Maruhn, der mit seiner Erfahrung aus 125 Oberligaspielen die nötige Ruhe für die Schlussphase ausstrahlen sollte. In dieser Phase war es genau das richtige Zeichen an die eigene Mannschaft und auch an den Gegner.
Die Gastgeber bissen sich die Zähne aus und kamen lediglich noch aus der Distanz zu Tormöglichkeiten. In der Nachspielzeit machte auf Grimmaer Seite dann Jan Hübner den Deckel zu, und traf zum 2:4 Endstand. (90.+5) Der Jubel der mitgereisten Grimmaer Fans war riesig. Sie sorgten gemeinsam mit den Eilenburgern für eine stimmungsvolle aber faire Derbyatmosphäre. Und da Siege im Derby ganz besondere sind, und dieser in der aktuellen Eilenburger Verfassung nicht unbedingt zu erwarten war, wurde mit Mannschaft und fans bis tief in die Nacht gefeiert. Die Gastgeber zeigte sich an diesem Tag als fairer Verlierer.
Kunert zum Spiel: „Ich bin unheimlich stolz auf meine Mannschaft. Sie hat sich den Derbysieg absolut verdient. Für den Moment darf auch jeder jubeln, und heute auch mal richtig feiern. Wir dürfen jetzt aber nicht abheben, und müssen versuchen im Ligaalltag, wenn nicht gerade ein Derby ansteht, genau dieses Feuer zu entfachen, was uns heute die drei Punkte beschert hat. Wenn wir dazu einmal in der Lage seien sollten, dann sind wir auch in dieser Liga eine echte Spitzenmannschaft.“