Grimma/Simbach am Inn. Freitag früh fuhren sechs Grimmaer mit zwei Fahrzeugen nach Simbach am Inn um zu helfen. Der bayrische Ort wurde Opfer gewaltiger Wassermassen, schon allein deswegen macht es die Orte Grimma und Simbach zu Schicksalsbrüdern. Wir haben die Möglichkeit mit den Helfern vor Ort zu sprechen und schildern die Erlebnisse in einem Tagebuch, welches bis Sonntag täglich ergänzt wird. Bilder aus der Kriesenregion haben wir in einer Bildergalerie zusammengefasst.
Am Mittwoch, dem1. Juni 2016, kam es infolge heftiger Regenfälle zu einer Flutkatastrophe in der Region mit mindestens sechs Toten. In der Stadt trat der Simbach, ein Nebenlauf des Inn über die Ufer, mit dem zehnfachen des Normalpegels, das sind 50 cm schnellte der kleine Nebenlauf bis auf 506 cm rasant an. Niemals zuvor wurde ein solcher Pegel beobachtet. So schnell das Wasser kam, so schnell verschwand es auch wieder und hinterließ eine Schneise der Verwüstung. Die Parallelen zu den beiden Hochwassern 2002 und 2013 in Grimma sind unübersehbar. „Wir erfuhren eine unglaubliche Welle an Solidarität, als uns das Wasser bis zum Kinn stand. Jetzt möchten wir helfen“, sagte Oberbürgermeister Matthias Berger und autorisierte ohne zu zögern die Hilfsaktion und stellte zwei kommunale Fahrzeuge samt Technik zur Verfügung. Außerdem überwies die Stadt Grimma 3.000 Euro an die Gemeinde Braunsbach welche ebenfalls schwer getroffen wurde.Tag 1. Freitag 03.06.2016
Es ist 6 Uhr am Morgen, am Obi in Grimma tut sich was. Zwei Fahrzeuge der Stadtverwaltung, jeweils mit Anhängern, vollgepackt mit Hilfstechnik, fahren auf dem Parkplatz vor. Nico Ziegler, Stefan Schuricht, Markus Beiler, Karsten Röhner, Frank Hempel und Tobias Schulze steigen in die Fahrzeuge und machen sich auf den Weg ins 500 Kilometer entfernte bayrische Simbach am Inn, einem knapp 10.000 Einwohnerort im Landkreis Rottal-Inn.
Gegen 12 Uhr trafen sie in der Unterkunft, welche bis Sonntag Schlafplatz sein wird ein, etwa 30 Kilometer vom Unglücksort entfernt. Gegen halb eins meldeten sich die Grimmaer beim örtlichen Bauhof und machten sich ein Bild von der Lage vor Ort . Häuser weggerissen, unzählige Keller unter Wasser und Schlamm, weggerissene Straßen sind nur ein Teil dessen von den Schäden, welche entstanden sind. Kaum angekommen wurden schon die ersten Probleme sichtbar – die Koordination der vielen Helfer ist für die örtlichen Behörden eine enorme Herausforderung, sodass die Grimmaer auf sich alleine gestellt waren. Die Einsatzleitung hatte mit solchen Ausmaßen nie zuvor zu tun, anders als die Grimmaer die auf zwei Hochwasser zurückblicken. So zogen sie in Eigenregie von Haus zu Haus und baten ihre Hilfe an, welche von Herzen dankend angenommen wurde. Sie pumpten Keller aus, räumten den Schlamm raus, beseitigten am ersten Tag Schutt – ein Kraftakt. Markus Beiler, Wehrleiter der Feuerwehr Mutzschen, konnte mit Kameraden der örtlichen Feuerwehr sprechen und versuchte natürlich auch Tipps zu geben allerdings, wie schon erwähnt, haben die örtlichen Kameraden kaum Erfahrungen mit der Bewältigung solcher Ausmaße und ist kaum zu vergleichen mit Grimma, eben weil der Simbach ein ruhiger Bach ist der innerhalb von fünfzehn Minuten um das zehnfache anstieg. Was gut klappt ist der Abtransport des Schutts, überall stehen Container. Ein Problem ist auch, das Strom- und Wasserversorgung voraussichtlich nicht vor Montag wieder hergestellt werden kann. „Das ist ganz schlimm für die Bewohner“ berichtet uns Markus Beiler. Aufmerksam verfolgt haben die helfenden Grimmaer die enorme Anteilnahme der Grimmaer welche heute bei Facebook den Sechs in vielen Kommentaren ihre Solidarität aussprachen. „Wir vertreten hier die Große Kreisstadt Grimma und wir haben genug Hilfe von Anderen bekommen und jetzt sind wir für Andere auch einfach mal solidarisch da“ erklärten uns die Helfer in Simbach. “Wir kämpfen hier weiter – für die Leute hier unten“
Tag 2
Punkt 6 Uhr schrillten die Wecker unserer sechs Helfer in Simbach am Inn. Nach dem Frühstück ging es wieder in den kleinen Ort. Auch heute wurden wieder Keller gespült, Schlamm beseitigt und groß reine gemacht. Während ein Trupp der Familie Kammergruber im Haus half, war der zweite Trupp am Simbach beschäftigt. Dort musste großes Schwemmholz zerkleinert werden und abtranportiert werden. Bis 17 Uhr haben die Helfer mit den Menschen vor Ort geschuftet. Als das Haus der Familie Kammergrube dann soweit „besenrein“ war haben sich die Männer eine kleine Geste einfallen lassen und als Erinnerung, dass man sich unter diesen Umständen nie wieder treffen müsse, einen signierten mitgbrachten Besen übergeben. Vollkommen platt fuhren Sie am Abend dann in die Unterkunft zurück. Im Ort selbst war der Hilfsandrang heute so groß, dass sich kilometerlange Staus bildeten und die Polizei appelieren musste, dass es bereits genügend Helfer gibt. Insgesamt, so schätzt der Landrat von Rottal-Inn, werde der Schaden wohl eine Milliarde Euro übersteigen. Michael Fahmüller (CSU) zu BILD : „Es sind mehr als 5000 Haushalte betroffen, 500 Häuser schwer beschädigt, die wohl nicht mehr sanierbar sind. “Auch Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) machte sich heute ein Bild von der Lage in Simbach unsere Helfer bekamen von dem trubel allerdings weniger mit. Die Bilder des Tages sind in der Bildergalerie ergänzt.
Wer finanziell helfen will:
Der Landkreis Rottal Inn hat nach den Überschwemmungen in Tann, Triftern und Simbach am Inn ein Spendenkonto eingerichtet:
IBAN: DE81 7435 1430 0570 0068 09
BIC: BYLADEM1EGF
Kennwort „Hochwasserhilfe“