Grimma. Mitte April hatte die große Kreisstadt Grimma ihre Feuerwehrkameraden zur Jahreshauptversammlung eingeladen und allerlei Informationen zu verkünden, unter Anderem auch einen Einsatzplan zu Ausnahmesituationen.
Nehmen wir einmal an in Westsachen baut sich eine Unwetterfront auf. Sie zieht ostwärts und trifft das Gemeindegebiet Grimma. Keller werden überflutet, zahlreiche Bäume stürzen um, Straßen sind unpassierbar oder Menschenleben sind bedroht. In der Vergangenheit war die Leitstelle schnell an ihrer Belastungsgrenze aufgrund zahlreicher Notrufe und die Koordination verlief über ein kleines Einsatzleitfahrzeug im Gemeindegebiet, was dazu aber eigentlich völlig ungeeignet ist. Hier hat die Stadt angesetzt und ein neues Konzept ausgearbeitet welches so nun auch in den Praxisbetrieb gehen wird.
Mit Einführung des Einsatzplan „Ausnahmezustand“ trifft die Große Kreisstadt Grimma Regelungen zur Abarbeitung von größeren Flächen- bzw. Schadenslagen im Grimmaer Stadtgebiet. Nach den Stürmen in der jüngsten Vergangenheit wollte die Stadt mehr Koordination und Handlungsspielraum in der eigenen Gemeinde sicherstellen.
„Zielstellung dieses Einsatzplanes ist es dabei, dass Schadensereignisse, Gefahrenpotentiale oder Katastrophenlagen durch einen effektiven Einsatz von Personal und Technik abgearbeitet werden können.“ so Steffen Kunze, Sachgebietsleiter Brandschutz der Stadt Grimma. Außerdem soll vermieden werden, dass Einsatzmittel lange Anfahrtszeiten haben, weil eigene Fahrzeuge an weniger schwerwiegender Einsatzstellen gebunden sind. So in der Vergangenheit geschehen, als die Großbardauer Feuerwehr mit ihrem Löschfahrzeug durch die Leitstelle in das Colditzer Stadtgebiet geschickt wurde, weil es das erste und nächste freie Einsatzmittel war um einen Kleinbrand zu löschen, weil die Colditzer Wehren selbst zu Sturmschädenbeseitigungen im Einsatz waren.
Als Ausnahmezustand gelte aber nur ein Ereignis, dass das Stadtgebiet Grimma in einem so erheblichen Maße trifft, dass in kurzer Zeit und/oder innerhalb einer langanhaltenden Schadenslage, ein Massenanfall von Schadstellen auftritt, welche die Regelleistung der Feuerwehren übertrifft. Z.B. umgestürzte Baume oder im Allgemeinen Sturmschäden. Die notwendigen Gegenmaßnahmen erfordern eine große Anzahl von Einsatzkräften und technischen Mitteln, sowie gegebenenfalls sonstigen Behörden und Organisationen und bedürfen einer übergeordneten Leitung und Koordination.
Den Ausnahmezustand selbst können nur folgende Personengruppen auslösen: Oberbürgermeister, Beigeordnete, Leiterin Ordnungsamt oder der Sachgebietsleiter Brandschutz. Sollten diese Personen nicht verfügbar sein können das auch die stellv. Gemeindewehrleiter oder die IRLS Leipzig (Rettungsleitstelle). Die Aufhebung des Ausnahmezustandes erfolgt ebenfalls nur durch eine der o.g. Personen bzw. Organisationen.
Mit Auslösung des Ausnahmezustandes erfolgt automatisch eine Alarmierung der Feuerwehren aus Grimma, Nerchau, Fremdiswalde, Mutzschen, Zschoppach, Kössern, Großbardau und Weiteren mit dem Einsatzstichwort „Ausnahmezustand – Gerätehaus besetzen“. „Nach Alarmierung der Feuerwehren wird die im Gerätehaus der Grimmaer Wehr befindliche ortsfeste Landfunkstelle besetzt, von dort aus werden die alarmierten Kräfte koordiniert, ggf. weitere Kräfte über die Leitstelle in Leipzig angefordert. „Das soll auch die Leitstelle entlasten, die Alarmierungen bleiben aber ausschließlich Aufgabe der Leitstelle und des Disponenten“ betont Kunze. Die Einsätze werden per Fax von der Leitstelle übermittelt. Auch die Hinweise aus der Bevölkerung, die z.B. direkt ihre Meldungen in den örtlichen Gerätehäusern abgeben, werden darüber koordiniert.
Doch was passiert, wenn in der Zeit des Ausnahmezustands ein zeitkritischer Einsatz entsteht, ein Gebäudebrand oder ein schwerer Verkehrsunfall? „Kommt es innerhalb des Ausnahmezustandes zu einer kritischen Lage, erfolgt die Alarmierung durch die IRLS Leipzig per „Blitz-Fax“ an die ortsfeste Befehlsstelle Grimma, die im weiteren Verlauf die Einsatzreserve alarmiert und zum Einsatzort schickt. Das Heißt, wir halten eine Reserve für genau solche Fälle vor, die aus Fahrzeugen der Grimmaer und Mutzschener Feuerwehr besteht. Diese sollen auch nach Möglichkeit nicht für die Abarbeitung des Ausnahmezustands eingesetzt werden sondern wirklich den Brandschutz sicherstellen“ so Kunze.
Hintergrund: Insgesamt verrichten 520 Kameraden in 16 Ortswehren ihre ehrenamtliche Tätigkeit im Dienste der Freiwiliigen Feuerwehren. Im Vergleich zum Vorjahr sind das 63 mehr, ließ Christian Donner, Mitglied in der Gemeindewehrleitung, verlauten. Insgesamt hatten die Grimmaer Feuerwehren 438 Einsätze 2017 zu bewältigen, im letzten Jahr waren das gerade mal 211. Die Freiwillige Feuerwehr Ragewitz/Pöhsig ist derzeit komplett abgemeldet da die Mindestmitgliederzahl unterschritten wurde und somit ein Ausrücken nicht mehr gewährleistet werden konnte. Erfreulicher dagegen ist die Bilanz der Nachwuchsarbeit die in 13 Jugend- und zwei Kinderfeuerwehren absolviert wurde. Die Nachwuchsarbeit bringt den meisten Zuwachs für den aktiven Dienst, benötigt aber auch viel Arbeit und Engagement der Betreuer, ließ Gemeindejugendwart Ronny Granzow durchblicken. 1952 Stunden in den Ortsfeuerwehren und 860 Stunden auf Gemeindeebene wurden demnach in die Ausbildung investiert.