Grimma. Medienportal-Grimma.de hatte kürzlich exklusiv berichtet, dass der ehemalige Bürokomplex „Roter Ochsen“ im Gewerbegebiet Grimma Süd als Flüchtlingsunterkunft ins Auge gefasst wurde. Gut vier Wochen sind seitdem vergangen. Wir haben nach dem aktuellen Stand gefragt und kurioses festgestellt.
Nach dem es am 08. Oktober zu einem Brand in der vierten Etage des aus DDR-Zeiten stammenden Gebäude kam, gab sich der Landkreis nach wie vor sehr zögerlich mit Informationsweitergabe und Transparenz. Auf die Frage, inwieweit der Brand, welcher klar als Brandstiftung von der Polizei deklariert wurde, Auswirkungen auf den längst gestellten Bauantrag hätte, wurde uns folgendes mitgeteilt: „Zu dem Gebäude „Roter Ochse“ gibt es nichts Neues. Entweder stellt sich das Gebäude als geeignet und machbar heraus oder nicht. Die Prüfung erfolgt unabhängig von dem Brandereignis weiter und ist noch nicht abgeschlossen.“ Das war die Antwort vom 13. Oktober. Am 15. Oktober erhielten wir eine Visitenkarte einer Leipziger Firma auf der ein Alexander H. benannt ist. Ebenso enthalten ist die komplette Adresse des favorisierten Gebäudes „Roter Ochsen“, so wie Kontaktinformationen. Klar definiert wurde die Stellung von Alexander H. mit „Heimleitung – Flüchtlingsunterkunft Grimma“.
Die Stadtverwaltung Grimma hat, soweit uns bekannt, indes ebenfalls keinen neuen Kenntnisstand vom Landkreis erhalten. Laut Auskunft der Landesdirektion hat der Freistaat Sachsen dieses Objekt nicht für eine Erstaufnahmeeinrichtung vorgesehen. „Wenn es als Unterkunft für Asylbewerber geplant ist, kann dies nur seitens des Landkreises Leipzig der Fall sein“.Die Firma Taiga Holzhaus GmbH mit Sitz in Dötlingen beabsichtigt das Gebäude zu sanieren, um es dann entweder zu verkaufen oder zu vermieten, so zumindest Dr. Thomas Voigt (Beigeordneter Landkreis Leipzig) auf einer Informationsveranstaltung im September. Wie Christian Kürten, Geschäftsführer des TLG Gewerbeparks in einem Mieterbrief Ende September die benachbarten Mieter informierte, hat er baurechtliche Bedenken gerade im Bezug auf den Brandschutz und der „erheblichen“ Asbestbelastung des Gebäudes. Dass auch Grimma seiner auferlegten Verantwortung bzw. Quote von etwa 300 Flüchtlingen (davon derzeit ca. 220 bereits untergebracht) nachkommen kann und auch möchte dürfte nicht zur Diskussion stehen. Die Vorgehensweise im Hinblick auf das hart umstrittene favorisierte Gebäude weckt, gerade wegen fehlender Transparenz, Unmut bei den betroffenen Anliegern und Bürgern. So bleibt weiter abzuwarten wie der Landkreis entscheiden wird. Wenn man bereits eine Heimleitung namentlich besetzt, scheint sich zumindest die mutmaßliche, zukünftig betreibende Firma mit dem Standort sicher zu sein. Visitenkarten zur noch nicht entschiedenen Flüchtlingsunterkunft gibt es jedenfalls schon mal.
Hintergrund: Bis Ende September hat der Freistaat Sachsen nach eigenen Angaben im laufenden Jahr bereits 27.500 Asylbewerber neu aufgenommen, im gleichen Zeitraum des Vorjahres waren es 6000. In den letzten Wochen hat sich die Dynamik des Zugangs noch einmal deutlich erhöht. Allein im September sind etwa 8.000 neue Asylbewerber nach Sachsen gekommen.
Update 17:08 Uhr: Auch der Landkreis Leipzig hat uns eben noch einmal bestätigt, dass das Unternehmen ein Angebot zur Unterbringung in diesem Objekt abgegeben habe. „Ob es zu einem Vertrag kommen wird, steht allerdings noch nicht fest, da das Objekt neben anderen Gebäuden immer noch geprüft wird. Auch zum Bauantrag gibt es noch kein Ergebnis.“