Podiumsdiskussion zu den Muldentalkliniken: Berger steht Rede und Antwort in Wurzen

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Aufsichtsrat der Muldentalkliniken Matthias Schmiedel und Grimmas Oberbürgermeister Matthias Berger folgten der EInladung von Wurzens Stadtrat Thomas Schuhmann (v.l.n.r.) Foto: Sören Müller
Aufsichtsrat der Muldentalkliniken Matthias Schmiedel und Grimmas Oberbürgermeister Matthias Berger folgten der EInladung von Wurzens Stadtrat Thomas Schumann (v.l.n.r.) Foto: Sören Müller

Wurzen. Die Stadtratsfraktion Bürger für Wurzen hatte zur Podiumsdiskussion geladen.

Am Dienstagabend kam es zu einer öffentlichen Podiumsdiskussion zu den Muldentalkliniken, an der der Oberbürgermeister Matthias Berger und Aufsichtsrat der Muldentalkliniken Matthias Schmiedel teilnahmen.

Initiiert wurde die öffentliche Diskussion durch die Stadtratsfraktion Bürger für Wurzen, nachdem der Wurzener Oberbürgermeister Marcel Buchta in einem „Brandbrief“ bei Facebook seinen Amtskollegen aus Grimma scharf angriff und gemeinsame Gespräche und eine gemeinsame Linie zu den Muldentalkliniken forderte.

Thomas Schumann, Fraktionsvorsitzender der Bürger für Wurzen, führte durch den Abend. Nach dem ÖPNV Forum und dem Umwelt Forum war es die dritte derartige Veranstaltung diesmal mit dem Thema „Gesundheitssystem und Muldentalklinik.“ Thomas Schumann, der wie auch Berger für die Freien Wähler für den Landtag kandidieren wird, erklärte sich zur Motivation zu der Veranstaltung folgendermaßen: „Die Nähe zu OBM Berger stelle ich keinesfalls in Abrede. Ich sehe es aber als meine Pflicht an, ihn in die Debatte zu zwingen. Wir sind eben auch mal unterschiedlicher Meinung, besonders beim Thema Muldentalklinik.“ Eine Debatte miteinander müsse geführt werden.

Parallelveranstaltung der Standortinitiative
Buchta selbst, sowie die ebenfalls eingeladene Geschäftsführerin der Muldentalkliniken Alexandra Schütte hatten sich entschuldigt, kamen hingegen bei einer parallel laufenden nicht öffentlichen Veranstaltung der Standortinitiative Wurzen zusammen. Für einige  Betrachter war der Termin wohl nicht zufällig gewählt: „Es ist schon erstaunlich, dass eine Frau Schütte die sonst keine öffentlichen Termine wahrnimmt, nun plötzlich für eine „Gegenveranstaltung“ im stillen Kämmerlein Zeit habe“ so ein Wurzener, der namentlich nicht genannt werden wollte, gegenüber dem Medienportal-Grimma. Während die Podiumsdiskussion bereits am 2. November öffentlich bekannt gegeben wurde, kam die Einladung (liegt der Redaktion vor) seitens der Standortinitiative erst am 08. November.

Schmiedel und Berger zeichnen düsteres Bild zum Zustand der Muldentalkliniken
Schmiedel, sowie auch Berger ließen die letzten Monate noch einmal Revue passieren und schilderten ihre Sicht der Dinge. Berger „bedauerte“ es „außerordentlich“, dass sein Amtskollege der Veranstaltung fernblieb und beteuerte nochmal vor den etwa 25 Zuschauern, dass es aus Wurzen keine Initiative gab, ein gemeinsames Gespräch zu ermöglichen. Berger selbst bezeichnete die Veröffentlichung des „Brandbriefes“ als „stillos“.

Buchta warf Berger in dem Brandbrief vor, dass er nur für seinen Standort kämpfen würde und daran knüpfte Schumann auch die erste Frage: „Herr Berger, Grimma first und Wurzen ist das Bauernopfer? Mit welcher Begründung haben Sie auch vehement für Ihren Standort agiert?“. Berger holte über den Strukturwandel der letzten Jahre aus, in dem Wurzen „oft benachteiligt wurde“. Er könne den Unmut aus dem Wurzener Land verstehen, doch aus seiner Sicht entwickelten sich die Muldentalkliniken in den vergangenen Monaten einseitig eher in Richtung Wurzen, trotz aller Versprechungen. „Wir haben auf die Fachleute und die Notwendigkeit vertraut ohne Welle zumachen“. Für ihn war das erste Konzept von Schuffenhauer in vielen Punkten fachlich plausibel doch die mittlerweile verstrichene Zeit ohne klares Konzept und verbindliche Entscheidungen bereite ihm Sorge für beide Standorte. „Es ist eigentlich schon zehn nach zwölf“. Berger berichtete von einem enormen Personalabgang in den Muldentalkliniken, dem später auch Zuschauer beipflichten und von fehlendem Optimismus sprachen. Für Berger sei das alles nur noch „Hinhaltetaktik“ zu Lasten der Beschäftigten an allen Standorten und den Bürgern. Der „schleichende Tod“ habe bereits an beiden Standorten eingesetzt.

Aufsichtsrat Schmiedel: „Geld wird alle werden“
„Eine frühzeitige Verlängerung eines Geschäftsführervertrages, eine 10 Millionen-Zahlung für laufende Kosten, frühzeitige Budgetverhandlungen mit den Kassen, bemerkenswerter Personalschwund, der Landkreis Leipzig steuert auf ein 45 Millionen Defizit zu, Herr Schmiedel, hat die neue Geschäftsführung eine reelle Chance die Klinik zu retten?“ fragte Schumann. Weiterhin zitierte er aus dem Kurzmemo an die Kreisräte vom September in dem die Rede über die Notwendigkeit von mehreren Millionen pro Jahr an Zuschüssen an die Muldentalkliniken sei.

Aufsichtsrat Schmiedel erklärte die Ausgangslage und wie die Muldentalkliniken in die Lage kamen und dass es hier auch nicht nur um Grimma oder Wurzen gehe, sondern noch viel mehr dranhänge. Gemeint seien beispielsweise die MVZ`s. Schuld sei hier nicht nur der Landkreis und Fehlplanungen innerhalb der Kliniken in den letzten Jahren, sondern auch die Politik im Gesundheitswesen auf Landes- bzw. Bundesebene. Hier müsse sich grundlegend etwas ändern. In der Ausgangslage, in der sich die Muldentalkliniken befinden, seien die Optionen aktuell eng bemessen.  „Das Geld wird alle werden“ sagte Schmiedel. Der Landkreis als Gesellschafter habe klar signalisiert, dass es kein weiteres Geld geben werde. Das Millionenloch sei aus eigener Kraft nicht zu stopfen, sagt Schmiedel. Die Vorschläge der neuen Geschäftsführung, die Mitte Dezember präsentiert werden sollen, seien dem Aufsichtsrat am Dienstag auch noch nicht bekannt gewesen.

Was bleibt als Option über?
Für Berger und auch für Schmiedel sei ein Szenario der Privatisierung als einzige Option vor einer Insolvenz noch greifbar. Ausgang unbekannt.