Wurzen. Am Mittwoch entscheiden die Kreisräte über die Zukunft der Muldentalkliniken. Wurzen läuft indes Sturm gegen die geplanten Rationalisierungsmaßnahmen des Wurzener Krankenhausstandortes.
Wie berichtet, haben die angeschlagenen Muldentalkliniken mit ihren beiden Krankenhausstandorten Grimma und Wurzen ein 10 Millionen Darlehen beim Landkreis beantragt. Dazu wurde ein Sanierungskonzept eingereicht, in dem Wurzen als ambulantes OP-Zentrum vorgesehen ist und Grimma als voll versorgendes Krankenhaus für die Region. Sollte das Darlehen abgelehnt werden, müssen die Muldentalkliniken in die Insolvenz. Zukunft für beide Standorte ungewiss.
Die Wurzener Region läuft indes Sturm gegen die geplanten Maßnahmen. Mahnwachen, Demonstrationen, sowie Unterschriftenaktionen laufen bzw. sind geplant. So soll es bereits Dienstag Abend eine Mahnwache um 19 Uhr vor dem Krankenhaus Wurzen geben. Am Mittwoch, dem Tag der Entscheidung, wollen die Wurzener dann in Neukieritzsch im Vorfeld des Kreisrates demonstrieren, welcher 17 Uhr in der Parkarena beginnt. In Gruppen von sozialen Netzwerken und Videoplattformen haben sich bereits etliche Wurzener aber auch Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen der MUldentalkliniken zu Wort gemeldet und ihrem Unmut Luft gemacht, so auch Oberbürgermeister Marcel Buchta mit einem offenem Brief auf >>Facebook<<
Viele sehen die Versorgung einer ganzen Region damit abgeschnitten, andere fühlen sich durch Landrat und Aufsichtsräte „belogen“,“verarscht“ oder auch „Für den Wahlkampf verheizt“. Nur wenige gehen auf die geplante Alternative des ambulanten OP-Zentrums ein, fordern aber die Prüfung anderer Spar Alternativen. Die Lesart im Internet ist klar und fast schon kompromisslos: Vollwertiger Erhalt des Wurzener Krankenhausstandorts!
Gibt es auch Andersdenkende in Wurzen? Ja, doch diejenigen haben es offenbar in den Facebookgruppen und den emotional und lebhaft geführten Debatten schwer: Von Beleidigungen und Löschungen sei die Rede. Andere Meinungen würden nicht zugelassen, Verfasser blockiert. Und ja, Kommentare, die vor wenigen Tagen den Wurzenern „Egoismus“ bzw. „blinden Aktionismus“ vorwarfen, sind auch für unsere Redaktion nicht mehr auffindbar.
Auch die kritischen Worte einer Krankenschwester, welche den Wurzenern zu wenig Weitsicht vorwarf, sind mittlerweile verschwunden. Für die Kreisräte wird die Entscheidung allerdings nicht einfacher. Es stünden mit einer Insolvenz wesentlich mehr Arbeitsplätze in der Region auf dem Spiel als mit der Umsetzung des Sanierungskonzepts. Es gibt auch Kreisräte, die sich mit den Beschlussvorlagen ohnehin seitens des Landkreises „erpresst“ fühlen und eine umfassende Aufklärung fordern.
Landrat Henry Graichen warnte kürzlich vor überzogenen Forderungen: „Wir müssen uns darauf konzentrieren, die Kliniken und auch die MVZs für die ortsnahe Versorgung zu erhalten. Mit dem Sanierungsplan haben wir eine reale Chance, die Kliniken gut für die Zukunft vorzubereiten.“