„Raumschaddel“ landet im Muldental – Workshop in der Schaddelmühle überrascht immer wieder

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Foto: Detlef Rohde

Grimma/Schaddel. Die Helfer um Frank Brinkmann haben als Kunstkollektiv schon viele Workshops in der Schaddelmühle abgehalten und auch so einiges gesehen. Da geht es um Raum und Zeit, Fragen nach unserem Sein. Es gibt kein Thema, was bislang nicht behandelt wurde, das zumindest dachte auch der Leiter des Künstlerhauses. Doch dann kam „Schorsch“ der eigentlich Georg Mann heißt und so gar nicht mit der berühmten Schriftstellerfamilie verwand ist, wie er sagt. Er landete mit einer großen Idee in Schaddel, wobei landen fast wörtlich zu nehmen ist.

Der Mann baut Eier! Eier aus Holz und die haben es in sich. „Ich will den Raum spüren,“ sagt er, als er eine neue Lage Holzbretter auflegt, die irgendwann ein mannshohes Ei ergeben werden. Zwischen den Brettern findet sich eine Spule, die den Innenraum des Ei´s später von elektromagnetischer Strahlung freihalten soll. An die man seine Lieblingsmusik anschließen kann, die zwar nicht zu hören ist aber deren Energie durch die Spule auf den im Ei liegenden Besucher übergehen könnte oder auch nicht. Ob es funktioniert müsse man fühlen, er wisse es auch erst wenn alles fertig ist betont der 41 jährige Vogtländer.

Vielleicht ist es aber auch ein Raum – Schiff, da es einen Innenraum hat, in dem man liegen kann und „durch den Raum fliegt“, der abschließbar ist.

Unweit von Georg, sitzt ganz unscheinbar versteckt im üppigen Grün Viola Große. Die 29-jährige hat sich der Landschaftsmalerei verschrieben. Als ich zu ihr komme, hat geraden ein Starkregen ihr Aquarell verwässert. Die Farben sind verlaufen. „Das passiert“, sagt die junge Künstlerin und zieht mit einem dunklen Grün einen von Efeu umrankten Stamm nach. Sie liebt es die Natur und ihre Landschaften festzuhalten. Farben und Formen, Licht und Schatten mit filigranen Pinselstrichen auf einer Leinwand festzuhalten.

Im Haupthaus treffe ich auf Dr. phil. Gesa Foken (Foto), die Grafikerin steht gerade an der Druckerpresse. Mir fallen die Linoleumplatten auf, die mich entfernt an den Kunstunterricht in meiner Schulzeit erinnern. In einer meisterhaften Schnitzarbeit setzt sie sich mit dem Erbe der Eilenburger Chemiebude auseinander. Erbe steht ganz groß auf der ersten Seite eines Heftchens, dass sie gerade druckt. Es ist ein Erbe, an das sich die Eilenburger nur ungern erinnern, Aufarbeitung durch Kunst, vielleicht schon lange überfällig!?

Gesa Foken 17

 Foto: Detlef Rohde

Zum Erbe passt nichts besser als ein Nachlass. Im Ausstellungsraum ist Loise Vallenreit (Foto) gerade damit beschäftigt Bekleidung einer Verstorbenen neu zu interpretieren, sie wegzubringen von ihrem eigentlichen Zweck, hin zu etwas Bleibendem. Der Raum ist angefüllt mit Gerüchen, die noch an den Menschen erinnern, dem die Textilien einmal gehört haben. Jetzt werden sie in Gips getaucht und in Form gebracht, irgendwann werden sie wie Mauersteine zu einer Wand zusammengefügt und ergeben ein neues Bild, erinnern an den Menschen, werden so etwas für die Zukunft beständiges.

Loise Vallenreit 11

 Foto: Detlef Rohde

In der Werkstatt, inmitten von Keramikarbeiten, arbeitet Christin Müller gerade an zwei Skulpturen. Die 1974 im sächsischen Dohna geborene Keramikerin hat sich in diesem Workshop den Skulpturen zugewandt. Mit eigenen Formen bildet sie Figuren, die an menschliche Körper erinnern und als solche auch klar zu erkennen sind. Dennoch wirken sie sehr zerbrechlich und verletzlich, da sie nur aus Platten bestehen, die immer wieder durchbrochen sind. „Ich will an die Verletzlichkeit des Menschen erinnern,“ erklärt die Künstlerin. Sie hat ihre eigene Form gefunden und entwickelt sie kontinuierlich weiter.

Nur einen Raum weiter ist Judith Rautenberg mit neuen Medien eingezogen. Sie ist froh über den Ausstellungsraum in dem sie 3 Wochen ungestört arbeiten und experimentieren kann. Gerade das Eingehen auf den historischen Raum und das im Arbeitsprozess erkundete Wechselspiel zwischen Raumwirkung, Materialinstallationen und den Einspielungen von Bildern, Videos und Lichtstrukturen kann sie nach dem Studium erstmals wieder konzentriert erproben. Via PC und Beamer beleuchtet sie dreidimensionale Installationen, die mit Licht- und Bildeffekten dem Raum neue Dimensionen verleihen und den Besucher zu einer neue Selbsterfahrung in Raum und Zeit animieren.

Die Künstler sind noch bis zum 7. Juli in der Schaddelmühle, wer den Entstehungsprozess von Kunstwerken einmal hautnah erleben möchte, ist herzlich dazu eingeladen. Am Freitag dieser Woche sind alle Werke zu sehen und Gäste sind willkommen.

Text und Fotos: Detlef Rohde