Grundstücksstreit: Familie geht mit Eisenstangen und Latten gegen die Stadtverwaltung vor.

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Foto: privat

Grimma/Großbothen. Ein langwieriger Grundstücksstreit zwischen der Stadt Grimma und einem Nachbarn der Großbothener Grundschule gipfelte jetzt in einer Eskalation. 

Mittwochabend wurde durch Nachbarn ein Zaunfeld zur Grundschule hin abmontiert, um aufs Schulgelände zu kommen. Auf dem Weg zwischen dem Schulgebäude und dem Grundstück von Ursula Mansfeld (88) wurde nun eine neu Art von Grundstücksgrenze gezogen. Nun lagen dort Holzlatten aus denen teilweise rostige Nägel ragten und Eisenschienen. Die Schulleitung schlug daraufhin Alarm, denn das war für die Schulkinder die den Weg täglich nutzen nicht ungefährlich. 

Das Nachbargrundstück gehört Ursula Mansfeld (88) und deren Tochter Rosmarie Fuhrmann (67). Die Tochter outete sich laut Informationen der Leipziger Volkszeitung (LVZ) für die Lattenaktion als verantwortlich. Wie Fuhrmannm gegenüber der Zeitung berichtete, traten ihre Eltern 1986, als die Gemeinde Großbothen die Schule mit einem Anbau erweitert habe, einen Streifen des eigenen Grundstücks ohne Geldausgleich ab. 2011 habe sie sich demnach als künftige Erbin an die Stadt gewandt, um die Grenzfrage zu klären. Großbothen wurde 2011 durch Grimma eingemeindet und war damit auch zuständig für diese Frage.

 

Angeblich hätte die Stadt die Familie für die nach eigenen Angaben 110m² mit 500 Euro abspeisen wollen. „Sie hätte das Land längst haben können, aber sie will nicht zahlen“, berichtet Fuhrmann gegenüber der LVZ.  4000 Euro wollte die Familie demnach allerdings Mindestens haben. 

Das Problem schwele seit knapp 20 Jahren, weiß Oberbürgermeister Matthias Berger (parteilos). Er zeigte sich fassunglos und erklärte diese neue Situation zu einer „unverantwortlichen Eskalation“.  Am Donnerstagmorgen war das Stadtoberhaupt mit Hochbauamtsleiterin Ute Hoppe und der städtischen Justiziarin Sandra Rückert vor Ort. „Die Nachbarn wurden aufgefordert, die Latten sofort zu entfernen, weil sie eine erhebliche Verletzungsgefahr für die Kinder sind“ so Berger. Weiter erklärte er das es für die Situation eigentlich schon eine gerichtliche Klärung gäbe.

Seit Mai 2014 beschäftigt dieser Streit die Gerichte. Das Amtsgericht Grimma wies die Klage der Familie auf Nutzungsentschädigung und Herausgabe der Flächen laut Justiziarin Rückert ab. Das Oberlandesgericht Dresden sei dann aber in Korrektur gegangen, sodass 2015 beschlossen wurde, dass die Stadt die Fläche zurück zu geben habe.

Die Stadt hätte sich demnach auch dem Gericht gebeugt und das Grundstück zurückgegeben. „Eine Entschädigung müssen wir nicht zahlen.“ Das Ganze reichte der Familie offenbar nicht, sodass nun eine Unterlassungsklage angestrebt wurde. „Wir sollen Sorge tragen“, so Rückert, gegenüber der LVZ „dass Kinder, Lehrer und Hortner den Grundstücksstreifen nicht betreten.“ Ansonsten drohe eine Geldstrafe. Das Ganze soll am 08. Juni  vor dem Amtsgericht in Grimma verhandelt werden.

Zusammengefasst geht die bestrittene Fläche also mitten durch den Weg, den die Grundschüler täglich nutzen. Die Stadt sei aber auch bei besten Willen nicht berechtigt, den Zaun zu versetzen, weil er auf dem Grundstück der Familie steht, erläuterte Rückert gegenüber der Zeitung. Fuhrmann hingegen will den Fehler den ihre Eltern in den vergangenen Jahren gemacht hätten, wieder gut machen. „Die hätten versäumt, alle drei Jahre anzuzeigen, dass bei einer Rückgabe der Grundstücksfläche die Kommune alles zurückzubauen habe.“ erklärte sie der Zeitung.  Nun stehen aber Betonweg und Zaunfundament. Für den Rückbau sei jetzt laut Stadtverwaltung die Familie zuständig.

Die neue Eskalation solle als „Zeichen“ verstanden werden, denn die Kinder laufen über fremdes Land, welches die Stadt nutzt. Die Latten lägen auf dem Grundstück und sind damit quasi auch Eigentum der Familie.Fuhrmann selbst räumte aber gegenüber der LVZ ein , dass die drei Männer bei der Aktion nicht auf die Nägel geachtet hätten. 

Berger reicht es nun: „Wir brauchen im Interesse der Kinder eine gütliche Lösung, die ist aber von der Familie nicht gewollt.  Die Stadt habe im Oktober die Grundstücke vermessen und festgestellt, dass die Familie wiederum einen Teil des städtischen Grundstücks illegal nutze. „Wir hatten gehofft, alles tauschen zu können mit einem Wertausgleich. Da führt aber kein Weg hin“, so Berger. Die Familie indes zweifelt die Vermessung an und hat Widerspruch eingelegt weil das Grundstück auf 80 Quadratmeter geschmolzen sei.

Donnerstagnachmittag wurde mit Hilfe der Polizei die Gefahr für die Kinder vorerst entfernt. Die Familie hatte die latten weggeräumt.