Zirkusstreit: Never Ending Story?

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Foto: Sören Müller

Grimma/Nerchau. Nachdem sich nun auch Unterstützer für den kampierenden Zirkus in Nerchau gefunden haben, welche der Stadtverwaltung für ihre konsequente Haltung Vorwürfe gemacht haben, verteidigt Oberbürgermeister Matthias Berger das konsequente Vorgehen.

 Zirkus Bügler bezog bereits im November in Nerchau ihr Winterquartier. Dafür wurden den Zirkusleuten Flächen von Pascal Wiatrowski zur Pacht und somit zur zeitlich begrenzten Nutzung überlassen. Erst als sich der Zirkus auf die angrenzenden städtischen Flächen ausbreitete, kam es zum Konflikt mit der Kommune. Berger befürchtete, der Zirkus könnte die städtischen Flächen vermüllen und entsprechend verlassen, so dass die Stadt für die Beräumung aufkommen müsste.

Mehrere Ultimaten zum Verlassen der Flächen halfen nichts und ein Gerichtsurteil musste her. Wie berichtet schlossen die beiden Parteien ein Vergleich, bei dem die Energieversorgung der Wagenburg mit gekappt wurde. Das Kabel führte nämlich über städtisches Gelände. Das regte Widerstand in der Bevölkerung und motivierte zur Hilfe für den Zirkus Bügler.

Erst wollten Bürger eine Bürgerinitiative gründen nun beschränkt man sich aber auf Einzelaktionen. Allem voran der 35-Jährige Wiatrowski, der vielen in Nerchau auch als „Jesus“ bekannt ist. Seinen Schilderungen nach seien derzeit etwa 30 Leute damit beschäftigt dem Zirkus zu helfen. Sigrid Lorius, ehemalige Bürgermeisterin von Nerchau mahnte in der LVZ:  „Wenn die Stadt diese Flächen verweigert, was rechtlich in Ordnung ist, dann sollte sie den Leuten Alternativen anbieten, das wäre menschlich korrekt“.

Berger verteidigt sein Vorgehen: „Unsere Aufgabe ist es, Schaden von der Stadt abzuhalten. Ich denke, es ist nur normal, dass wir uns, wenn fremder Müll auf dem Grundstück der Stadt abgeladen wird, dagegen wehren. Wenn Nerchauer bereit sind, ihr Eigentum, sprich Flächen für den Zirkus zur Verfügung zu stellen, haben wir damit kein Problem. Die Verantwortung die daraus resultiert, ist aber immens. Deshalb sollte sich dies jeder, der das vorhat, gut überlegen. Der Bitte der Kirchgemeinde entsprechend haben wir die fachgerechte Verlegung eines Elektrokabels über unser Grundstück gestattet. Gleichzeitig haben wir jedoch um einen Nachweis der Einhaltung der technischen Normen als auch um eine Haftungsfreistellung der Kirchgemeinde gegen Ansprüche Dritter vor Inbetriebnahme der Elektroleitung gebeten. Leider liegt beides bis heute nicht vor.“

Abschließend der Oberbürgermeister: „Ich freue mich über jede Hilfe, die Bürglers gewährt wird, wenn es echte Hilfe ist. Mitleidsgedusel hilft hier nicht weiter. Ich glaube, dass es bei Bürglers schon lange nicht mehr um die Überwinterung eines Zirkus geht, sondern dass hier eine Gruppe von sozial in Not geratenen Menschen bei uns gestrandet ist und eine neue Orientierung braucht. Nachhaltige Hilfe zur Selbsthilfe ist hier gefragt. Ein Bündel Heu und ein warmer Händedruck im Interesse der Selbstdarstellung hilft dabei wenig und es werden Hoffnungen bei Bürglers aufgebaut, deren Einhaltung die meisten langfristig überfordern dürfte.“