„Da kann ich nur mit dem Kopf schütteln“ – Grundsatzdebatte zum Sportzentrum und dem Volkshausplatz

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Grimma. Wieder einmal sorgte eine Beschlussvorlage zum Neubau des geplanten Sportzentrums auf dem ehemaligen Kasernengelände für eine Grundsatzdebatte. Warum eigentlich?

Kurzer Rückblick: Anfang 2013 sah sich REWE für einen geeigneten Platz für einen Supermarkt um. Dieser Platz sollte der Volkshausplatz sein. Das entfachte eine große Diskussion ob dieser Markt die Altstadt entweder ruiniere oder ihr neues Leben einhauchen würde. Etliche Debatten wurden geführt, Bürger befragt, Konzepte herangezogen (Bestehendes Einzelhandelskonzept (wurde später überarbeitet))  und alles sah danach aus , dass REWE auf dem Volkshausplatz bauen könnte, doch dann machte das Hochwasser 2013 vorerst dem Ganzen einen Strich durch die Rechnung.

Nachdem allerdings die Hochwasserschäden mehr oder weniger beseitigt waren kam das Ganze neu auf den Tisch. Diesmal aber etwas anders. Dadurch dass das Stadion und auch der Kunstrasenplatz wieder schwer beschädigt wurden wollte man sich nach Alternativen umschauen. Gesagt getan – das Husarengelände wäre der ideale Ort, nur wie finanzieren? Um die Finanzierungslücke zu schließen sollte der Kunstrasenplatz verkauft werden. Nach etlichen weiteren Debatten wurde dann ein Grundsatzbeschluss mehrheitlich im Stadtrat abgeknickt. Man wollte das Projekt gemeinsam entwickeln.

Ende 2014 beschloss der Stadtrat dann den Verkauf der Grundstücke im Bereich „Friedrich-Ludwig-Jahn-Stadion“ zu einem Verkaufspreis von 1,6 Millionen Euro. Nun folgten bis heute zahlreiche formelle Beschlüsse die zur Entwicklung auf den Flächen Husarenkaserne und dem Volkshausplatzes nötig sind und der Abriss der alten Kasernengebäude in der Lausicker Straße.

Stadtrat am Donnerstag: Wie berichten, sollen auf dem ehemaligen Kasernengelände zunächst zwei Plätze und ein Funktionsgebäude errichtet werden, mit der Option einer zusätzlichen Mehrzweckhalle. Das Ganze als Ersatz für das Stadion in der Stadt und mit Hinblick auf die Mietkosten für die Muldentalhalle.
Für Wolfgang Bludau (parteilos) war diese Stadtratssitzung Grund genug kritisch den Zeigfinger zu heben, für ihn sei die Anlage eine reine Fußballarena auf der alles andere zu kurz käme. Unterstützung erhielt Bludau dabei auch von Jörg Diecke (Linke). Er fügte aber auch noch Sorgen über die Finanzierung des Projektes an. zu abhängig sei man vom Land, für Mehrausgaben wäre kein Spielraum vorhanden.
Das viel größere Problem sieht er aber darin, dass das jetzige Stadion der Freundschaft seinen Status als Fußballstadion an eine dann Leichtathletikanlage verlieren würde. (Wir erinnern uns, sämtliche Tribünen müssen zurückgebaut werden). Das neue Projekt sei eine Nummer, wenn nicht gar mehrere, Nummern zu groß für Grimma. Der Haushalt würde über Jahre belastet werden.

Dr. Aline Hanschmann (Allianz Stadt Land) stimmte Jörg Diecke ebenfalls zu und hatte Bedenken geäußert bezüglich der Bewirtschaftungskosten. So wäre ihr bekannt, dass die Einnahmen durch Zuschauer des FC Grimma so niedrig wären, dass sie nicht in den Einnahmen erfasst wären. Angeblich sollen Einnahmen durch „Events“ generiert werden, will Sie von Egon Pape (Vereinspräsident des FC Grimma) erfahren haben. „Da kann ich nur mit dem Kopf schütteln“ sagte sie. Die Lage des neuen Stadions sieht sie auch kritisch.

Klaus-Dieter Tschieche (SPD) drehte die Uhr gleich ganz wieder auf den Anfang zurück und stellte die Frage in den Raum: „Warum haben wir nicht die Kraft oder den Mut für eine Variante B?“, fragte er in die Runde. Er ist der Auffassung, dass Grimma REWE nicht braucht, da genug Einkaufsmöglichkeiten vorhanden seien, stattdessen solle lieber das Stadion als „Schmuckkästchen“ ausgebaut werden. Die Hochwassergefahr, welche später Johannes Heine ansprechen würde, vergaß er aber bei seiner Argumentation.

Für Malte Martin (CDU ist die Gleichbehandlung aller Sportvereine nicht mehr gewährleistet. Sein Parteikollege Steffen Grimm (CDU) indes, sieht die Zukunft am neuen Standort in der Lausicker Straße.

37a06e4a72d6cb27621f1ed829bbee81 XLFoto: Aus der Perspektive des Rappenberges könnte der neue Supermarkt so aussehen. Das Quergebäude zur Wurzener Straße ist für einen Drogeriemarkt vorbehalten. Abbildung: Architekturbüro Stadermann-Architekten BDA

Johannes Heine (Freie Wähler) ist froh darüber dass viele Veränderungen mit eingeflossen sind und eine kontinuierliche Entwicklung des Projekts gewährleistet war. „Natürlich, man kann Gründe finden, warum was nicht geht. So kommen wir aber nicht weiter.“ Ohne Rewe sei das ganze Projekt undenkbar und nicht finanzierbar. Die Stadt baue um nachhaltig zu sanieren. Ein neuerliches Hochwasser würde die Stadt vor eine unmögliche finanzielle Herausforderung stellen, denn Förderungen werden eher weniger als mehr im Katastrophenfalle ausgezahlt. Auch REWE sieht Heine als wichtiges Argument für das Projekt, denn mittlerweile will sich auch Aldi in der Innenstadt offensichtlich vergrößern. Für Heine ein absoluter Glücksfall mit Blick auf den Einzelhandel der Innenstadt, denn mit zwei Magneten wäre die Innenstadt besser denn je aufgestellt.
Das bekräftigte auch noch einmal der Rathauschef: Wir brauchen REWE und die Umsiedlung der Sportanlage: „Das sind zwei Gründe genug, um die Sache auf den Weg zu bringen“

Mit sieben Gegenstimmen und einer Enthaltung wurde die Beschlussvorlage, eine Zusammenfassung von Baubeschlüssen, schließlich mit einer deutlichen Mehrheit beschlossen.