Grimma. Im Rahmen der Ausstellung „173 Jahre Bilder aus Licht“ bietet Manfred Pippig am Sonntag, dem 11. September, für alle Interessierten einen Dia-Vortrag mit historischen Ansichten von Grimma an.
Der Vortrag beginnt um 15.00 Uhr im Kreismuseum Grimma in der Paul-Gerhardt Straße 43. Zirka 300 Fotos sind schon in der Ausstellung zu bestaunen. Die Sammlung des traditionsreichen Fotogeschäftes Pippig beläuft sich auf etliche Tausend. So wird Manfred Pippig für seinen Vortrag aus dem Vollen schöpfen und die interessantesten Motive auswählen.
Die ältesten Fotos – die sogenannten Daguerreotypien – stammen aus den 1840er Jahren. Ein Original ist in der Ausstellung allerdings nicht zu sehen, sondern nur Abbildungen. Die Originale sind leider kaum mehr zu erkennen. Nur in einem bestimmten Lichtwinkel sind die Personen auf den Daguerreotypien noch mit dem Auge zu erfassen. Bei den Daguerreotypien handelt es sich um versilberte Kupferplatten, die durch Joddampf lichtempfindlich gemacht wurden. Das Gerät, mit dem diese Aufnahmen angefertigt wurden, wird in der Ausstellung in Form eines Nachbaus gezeigt. Die Abbildung erscheint im Sichtfenster seitenverkehrt und auf dem Kopf stehend. Um eine Daguerreotypie herzustellen, benötigte der Fotograf früher ca. 10 bis 15 Minuten, was eine große Herausforderung für das Porträtfoto darstellte. Später wurde diese Zeit auf eine halbe Minute reduziert, was immer noch ziemlich anstrengend für den Porträtierten gewesen sein dürfte.
Bei der kleinsten Bewegung war das Foto misslungen und der Streit um die Unkosten der verdorbenen Kupferplatte sicher heftig. Heute dauert eine Aufnahme hundertstel Sekunden und wir sprechen von Schnappschüssen. Für die Fotografen vor über einhundert Jahren waren auch Gruppenaufnahmen kein ganz einfaches Thema. In der Ausstellung wird ein Großfoto gezeigt, auf welchem ca. 60 Männer an einem großen U-förmigen Tisch sitzend zu sehen sind (Foto) . Hier ist die Frage der Tiefenschärfe interessant. Alle Personen müssen, ob vorn im Bild oder hinten, gut zu erkennen sein. Dafür musste der Fotograf alle Personen einzeln fotografieren. Diese 60 Porträtfotos wurden dann mit der Schere bearbeitet – also die Personen mit oder ohne Stuhl ausgeschnitten und an den Tisch gesetzt – d.h. montiert. Dabei handelte es sich um ein Spezialfotopapier, vergleichbar mit einem Abziehbild; es durften keine weißen Schnittkanten entstehen. Nachdem alle Personen so zusammenmontiert waren, wurden mit Farbe und Pinsel noch Kulissen, Sträucher, Bäume gemalt – und fertig war das Original. Das so entstandene Bild wurde nun abfotografiert und von dem Negativ wurden beliebig viele Abzüge hergestellt. Es handelt sich hierbei also um eine Art großes, sehr zeitaufwändiges Puzzle, was auch ein wenig Geschick erforderte. So verwundert es nicht, dass früher vieleFotografen auch sehr gut malen konnten. Die in Grimma tätigen Fotopioniere werden in der Ausstellung kurz vorgestellt.
Für diejenigen, die mehr erfahren möchten, bietet das Museum eine ausstellungsbegleitende Broschüre, in der alle Fotografen von 1843 bis 1945 aufgeführt sind. Erarbeitet wurde sie vomKunsthistoriker Peter Fricke. Über viele Wochen und Monate studierte er die Wochen- und Anzeigeblätter sowie die Nachrichten für Grimma im Kreismuseum. Zusätzliche Informationen und auch Fotos erhielt er von Manfred Pippig. Damit konnte wieder eine Lücke in der Grimmaer Stadtgeschichtsforschung geschlossen werden. Niemand hat vermutet, dass schon 4 Jahre nach der Erfindung der Fotografie ein reisender Fotograf auch Grimma aufsuchte.
Quelle: PM Stadt Grimma