Grimma/Prösitz. Wenn Ute Hartwig-Schulz als Künstlerin und Leiterin des Künstlergutes in Prösitz auf das vergangene Wochenende zurückblickt, dann hat sie vor allem unbeschwerte Frauen und Kinder in Erinnerung, die einen Ausflug in die Kultur machten. Für sie ist es nichts neues, das unter den Besuchern auch zugewanderte Menschen aus aller Herren Länder sind.
Seit Anfang des Jahres steht Ute Hartwig-Schulz auch im Dienste der Integrationsarbeit mit Migranten. Ob der Töpferkurs für die Flüchtlingskinder im Grimmaer „Roten Ochsen“ oder eben auf dem Künstlergut selbst. Für Ute Hartwig-Schulz ist es eine Freude, den Menschen beim Ankommen zu helfen. „Ich finde, dass man ein Land und seine Kultur am besten über die Kunst erfahren kann. Kunst benötigt keine Worte, bei Kunst hat man ein Gefühl oder keines!“
Den Besuch vom Wochenende wird sie allerdings nie vergessen. Sie erlebte junge interessierte Frauen und Kinder, deren Flucht in Deutschland weiterging. Eine Flucht, wie sie tausende von deutschen Frauen auch alltäglich erleben müssen. Frauen, die vor der Gewalt ihrer Männer mit ihren Kindern in Frauenhäusern leben müssen. Am Samstag kamen rund dreißig Frauen nach Prösitz, die aus Ländern wie Syrien, Afghanistan, Mazedonien, Algerien und, und, und, kamen. Frauen, die aus einem anderen Bundesland kamen, um hier einmal ungefährdet ihre neue Heimat kennenzulernen. Die mit ihren Kindern einen ganzen Nachmittag ohne Mauern, Zäune und Sicherheitskameras unbeschwert leben durften. Seit gut 2012 sind zwischen 30 und 40 Prozent der Plätze in Frauenhäusern von Migrantinnen besetzt. Eine Zahl, die unglaublich groß ist und die klar macht, dass es in Sachen gleicher Rechte und ganz besonders dem Recht auf eine körperliche und seelische Unversehrtheit noch einen großen Handlungsbedarf gibt. Klar, die Frauen sprechen nicht über das Erlebte, sie sprechen nicht über Vergwaltigungen in Flüchtlingsunterkünften, während der Flucht oder auch in der Ehe. Sie sind so erzogen es zu dulden, sie kommen aus Ländern, in denen man teilweise Frauen die Schuld gibt vergewaltigt worden zu sein. Sie kommen aus Ländern, in denen der Mann das Wort führt und in denen ein weibliches Wort schon eines zu viel sein kann. Aber findet so etwas nur in anderen Kulturen statt? Auch in Deutschland ist es bis heute Gang und Gäbe, Gewalt an Frauen zu bagatellisieren! Ist es an der Tagesordnung, dass vergewaltigte Frauen nach der Tat im Verhör gefragt werden, ob sie sich nicht doch zu aufreizend angezogen und den Täter nicht doch indirekt zu seiner Tat eingeladen hätten. Es ist an der Tagesordnung dieses „männliche“ Verhalten zu entschuldigen und die Frauen mit dem Gefühl einer Mitschuld, sich selbst hilflos zu überlassen. Eben aus diesen Gründen kamen die betroffenen Frauen nach Prösitz, um einfach mal einen unbeschwerten Nachmittag zu verleben und nur für ein paar Stunden etwas schönes erfahren zu dürfen.
„Ich wusste nur, dass Frauen aus einem Flüchtlingsheim kommen werden, dass es ein Frauenhaus ist, habe ich auch erst hier erfahren,“ weiß Ute Hartwig-Schulz zu berichten.
„Wir wollten bei unserem Wochenende für Migrantinnen Tassen für den Aktionstag Gewalt gegen Frauen machen, dass es Betroffene sind, habe ich selbst auch nicht gewusst. Ich habe nur Frauen und Mädchen erlebt, die an der Kunst und ihren Ursprüngen sehr interessiert waren. Für mich durfte ich ja auch etwas mitnehmen, etwas das ich bis dato aus unserem Kulturkreis so gar nicht kannte. In südlichen Ländern beginnt der kulturelle Austausch bei einem gemeinsamen Essen. Da braucht man keine Sprache, ob es schmeckt, sieht man gleich!“
Wer die Arbeit „ Gegen Gewalt gegen Frauen unterstützen möchte, kann dieses gerne am 17. August auf dem Marktplatz in Grimma tun. Dann wird unter anderem das Künstlergut Prösitz mit einem Stand von 15 bis 17 Uhr vertreten sein und die von den Frauen verzierten Becher für dieses vom Landratsamt initiierte Projekt verkaufen.
Text und Fotos Detlef Rohde