Leipzig. Das soll es nun gewesen sein. Mit seinen zwei Stadionkonzerten in der Red Bull Arena Leipzig beendet der 70-jรคhrige Rockgigant seine Open-Air-Stadionambitionen.
Bei dem Feuerwerk an Showeffekten und Stargรคsten, die der Hamburger auch in Leipzig auffรคhrt, kann man schon an einen Abschied glauben. Doch insgeheim hoffen wohl auch alle Besucher in Leipzig, dass der ewige Huttrรคger mit Sonnenbrille noch einmal den Rรผcktritt vom Rรผcktritt in zwei oder drei Jahren vollzieht. Schlieรlich kรถnnen die unzรคhligen Udo-Fans allen Alters nie genug von seiner Gigantomanie und coolen Art bekommen. Stolze 45 Meter breit und zwรถlf Meter hoch ist Udos Showbรผhne. Seit Tagen wurde sie in Leipzig aufgebaut. Dazu ein standesgemรครer Laufsteg, damit Udo, seine Gastmusiker sowie die zahlreichen Showtรคnzer sich richtig austoben kรถnnen. Udo Lindenberg war eben nie nur „normal“ und er wird es wohl auch nie mehr. Immer auf coole Socke, ein „Alles easy“ auf den markanten Lippen. Das Bรผhnenbild spannt sich riesig รผber die รถstliche Stirnseite des ausverkauften Leipziger Stadions, in dem in wenigen Wochen die aufgestiegenen RB-Fuรballer auch Bayern Mรผnchen und Borussia Dortmund empfangen werden.
Eine halbe Stunde vorm offiziellen Start รถffnet der Himmel erstmal seine Schleusen. Das stehende Publikum im Innenraum ist not amused. Regenschirme bestimmen das Bild auf dem eigentlichen Fuรballfeld. Und plรถtzlich Beifall aus dem weiten Rund: Die Sonne hat sich wieder durchgekรคmpft. Der Laufsteg wird von Regenpfรผtzen bereinigt und Udo endlich angekรผndigt. Showbeginn gegen 20.45 Uhr: Die gigantische Bรผhne wird in meerblaues Licht getaucht. Auf den Videoleinwรคnden tosen Wogen und Stรผrme und schlussendlich havariert ein stolzes Schiff namens โRock Liner“ auf der Bรผhne. Dann naht Kรคpt’n Udo aus der anderen Stadionecke. Zuerst steigt nur Nebel auf, dann erkennt man den markanten Hut und die Sonnenbrille. Und er besingt die „Odyssee“. Wie schon bei der letzten Stadiontour schwebt der festgebundene Udo รผber das Publikum und lรถst eine erste Begeisterungswelle aus. Dort angekommen, eilt er flugs auf den Laufsteg um mitzuteilen: „Einer muss den Job ja machen“. Doch auch um den Hauptdarsteller des Abends kann man sich kaum satt sehen, an dem was hier geboten wird. Tanzende Aliens, sexy Tรคnzerinnen, aufblasbare Figuren wie knallgrรผne Glรผckssocken oder eine einschwebende Untertasse. Dazu tolle Fotos und Videosequenzen auf den Leinwรคnden. Dessen nicht genug – sind auch in Leipzig zahlreiche andere Stars als Gรคste zugegen: Zusammen mit Clueso singt Udo „Cello“, wรคhrend auf einem schwebenden Balken drei halbnackte Streicherinnen agieren. Spรคter rappt Daniel Wirtz, der schon das Vorprogramm bestreitet die „Bunte Republik Deutschland“ mit dem Panikrocker. Auch Schauspieler und Musiker Axel Prahl, Stefanie Heinzmann und Til Brรถnner unterstรผtzen Udo bei seiner bombastischen Show. Beim Song „Das kann man ja auch so sehen“ stolziert plรถtzlich Helge Schneider mit einem Saxofon auf die Bรผhne. Fรผr den grรถรten Lacher sorgt allerdings wieder einmal Blรถdelbarde Otto Waalkes. Er macht aus AC/DCs „Highway to Hell“ einfach mal „Auf dem Heimweg wirdโs hell“. Und das, wo erst vor reichlich drei Wochen die australischen (Fast)Originale den weltbekannten Song hier intonierten. Bei Lindenberg ist eben alles mรถglich. Nach 34 Titeln und fast drei Stunden Spieldauer findet der atemberaubenden Open-Air-Auftritt dann mit einem kurzen Feuerwerk sein Ende. Aber wer es verpasst hat, kann am heutigen Sonntag (26. Juni 2016) nochmal die Chance nutzen. Fรผr das wirklich allerletzte Konzert dieser Tour gibt es in Leipzig noch einige tausend Tickets an den Abendkassen. Als besonderes Bonbon wird vor der Show das EM-Achtelfinalspiel „Deutschland – Slowakei“ auf Mitteldeutschlands grรถรter Videoleinwand im Stadion รผbertragen. Und Udo will sich auch unters Publikum mischen.