Sechs Fragen an den Oberbürgermeister

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Grimma. Der Jahreswechsel steht vor der Tür, eine Zeit, in der auch der Oberbürgermeister Matthias Berger auf das fast vergangene Jahr zurückblickt.

Was freut Sie in der Rückschau auf das Jahr 2018 ganz besonders?
Die Hochwasserschutzanlage hat sich weiterentwickelt und ist nahezu fertig. Der REWE- und der dm-Markt konnten eröffnet werden. Erste positive Belebungstendenzen gibt es in der Altstadt festzustellen. Entscheidende Weichenstellungen konnten auch zur Neuansiedlung/Erweiterung des ALDI-Marktes in der Langen Straße vorgenommen werden. Besonders freut mich weiterhin, dass wir endlich Rechtssicherheit bezüglich des Neubaus der Oberschule Böhlen haben. Auch dass wir den ersten Teilabschnitt des Radweges Grimma-Borna in Großbothen fertigstellen konnten, ist erfreulich.

Was hat Ihnen 2018 nicht so gefallen?
Ich hätte mir gewünscht, dass es erste bauliche Fakten in dem neuen Gewerbegebiet an der Autobahn gibt. Wir haben uns als Stadt hier viel Mühe gegeben, um die Sache zu beschleunigen. Seit einem halben Jahr besteht Baureife, aber passiert ist nichts. Positiv ist diesbezüglich zu vermelden, dass es großes Interesse am Gewerbegebietsstandort gibt und dass erste Verkäufe getätigt wurden. Wann die Umsetzung durch die Firmen erfolgt, müssen wir abwarten. Weiterhin missfällt mir, dass sich der allgemeine Trend zur Zentralisierung und Bürokratisierung entgegen allen Beteuerungen fortsetzt. Als Beispiel sei die neue Datenschutzverordnung genannt. Es wird zunehmend schwierig, der Bevölkerung die Sinnhaftigkeit dessen zu vermitteln, was wir als Verwaltung tun.

Was sind die Ziele für 2019?
Die Fertigstellung der Hochwasserschutzanlage. Dies dürfte im April/Mai soweit sein. Die Fertigstellungen der neuen Sportanlage im Husarengelände, der Roggenmühle sowie des neuen Kindergartens in Großbardau. Die bauliche Umsetzung der geplanten zehn Spielplätze und vieles, vieles mehr. Die größte bauliche Herausforderung dürfte natürlich für die nächsten Jahre, ich gehe von mindestens fünf Jahren aus, die Umsetzung unseres stadteigenen Glasfasernetzes sein. Die Realisierung von ca. 2500 km Glasfaser für ungefähr 50 Mio. Euro stellt uns als Stadtverwaltung natürlich vor extreme Herausforderungen. Unser Anspruch als Stadt jedoch ist klar: Glasfaser für Jedermann, auch im ländlichen Raum. Die große Politik hat hier viel zu lange geschlafen. Wir sollten die einmalige Chance, unseren ländlichen Raum für die nächsten Jahrzehnte technisch fit zu machen, nutzen. Darüber hinaus hoffe ich auch, dass wir 2019 erste bauliche Schritte bezüglich Bahnhof und Bahnhofsvorplatz erleben und dass wir mit dem Bau der Oberschule Böhlen beginnen.

Gibt es Termine, die man sich als Bürgerin und Bürger für nächstes Jahr unbedingt vormerken sollte?
„Auf jeden Fall den 25. Mai. An diesem Tag werden wir anlässlich des 300jährigen Jubiläums der Pöppelmannbrücke ein großes Brückenfest mit historischem Umzug und vielem mehr feiern. Über eine zahlreiche Teilnahme am Subbotnik, der am 30. März stattfindet, würde ich mich ebenfalls freuen. Wer Lust hat, kann auch gern an unserer jährlichen  Radtour am 18. Mai teilnehmen. Nicht nur die  Nerchauer dürfte es freuen, dass vom 30. Mai bis 2. Juni auch wieder die Grimmaer Airlebnistage auf den Muldewiesen in Nerchau stattfinden. Darüber hinaus wird es im Herbst natürlich das  dankenswerterweise vom Gewerbeverein organisierte Stadtfest geben und auch das Streetfood-Festival erlebt eine zweite Auflage. Auch wichtig: ab 19. April wird der Stadtbusverkehr dahingehend optimiert, dass z.B. die Busse täglich von früh bis spät verkehren, die Haltestellendichte erhöht wird und die ersten drei Monate kostenfreies Fahren am Wochenende möglich ist.

Neben den vielen baulichen Dingen, gibt es noch andere Dinge die Sie bewegen?
Ja. Nächstes Jahr wird politisch und gesellschaftlich ein unglaublich spannendes Jahr. Ich spüre in meinen tagtäglichen Begegnungen hier in Grimma eine unglaubliche Unruhe, um nicht zu sagen, Unzufriedenheit bezüglich der großen politischen Rahmenbedingungen. Woher diese rührt, keine Ahnung. Teilweise kann ich viele negative Betrachtungen auch nicht nachvollziehen, weil es uns rein materiell so gut geht wie noch nie. Doch unsere Bürger spüren, dass auf Landes-, Bundes- europäischer und globaler Ebene viele Dinge ins Wanken geraten sind und noch nicht abzusehen ist, in welche Richtung sich diese entwickeln werden. Zu dem allgemeinen Negativismus vielleicht noch ein Beispiel aus meinem Erleben. Ein Straßenbau findet in fünf Phasen statt: Erst beschwert man sich, dass die Straße nicht in Ordnung ist. Dann bekommen wir jede Menge Beschwerden, dass die Straße, weil Baustelle, nicht passierbar ist. Es folgt die Beschwerde, weil die Straßenbaumaßnahme entgegen der Wahrnehmung vorzeitig fertig ist, dies aber niemand mitgeteilt hat. Und dann beschwert man sich, dass aufgrund der neuen Straße die Fahrzeuge nunmehr viel schneller fahren würden. Als fünfte Phase fordert man den Einbau von sogenannten Schikanen, damit die Fahrzeuge wieder langsamer fahren. Irgendwie seltsam. Ich denke, wir müssen alle an uns arbeiten, damit wir es wieder lernen, uns einmal uneingeschränkt über etwas Neues, wie z.B. eine Straße, freuen zu können.

Was würden Sie sich für 2019 wünschen?
Ich sehe in diesen aus vielen Gründen zwangsläufig anstehenden Veränderungen eine große Chance und Motivation. Ich denke, wir alle, von der europäischen Ebene bis zum einzelnen Bürger, sind gefordert, uns um die Zukunft Gedanken zu machen. Vieles Liebgewonnene werden wir uns zukünftig nicht mehr leisten können. Vieles zur Regel Gewordene muss auf seine Sinnhaftigkeit hinterfragt werden. Eine Weisheit sagt: „Nur Not schafft Veränderungen.“ Doch dazu sollten wir es nicht kommen lassen.

Matthias Berger abschließend: „Ich wünsche allen Grimmaerinnen und Grimmaern einen guten Start in das neue Jahr!