Naunhof. Die Parthestadt kommt einfach nicht zur Ruhe. Nachdem Teile des Stadtrates eine รคuรerst zweifelhafte Rolle im Tarifkonflikt der Stadt spielen, steht nun auch noch ein waschechter Korruptionsskandal der Naunhofer CDU im Raum.
Wie Bรผrgermeister Volker Zocher (parteilos) zur Sitzung des Stadtrates am 25. Februar mitteilte, gab es nach der Entscheidung des Stadtrates, den Erschlieรungsvertrag fรผr das Vorhaben Wohngebiet „Parthenstraรe Naunhof“ abzulehnen, staatsanwaltschaftliche Ermittlungen, die wohl auch schon fortgeschritten sind.Zur Erinnerung: Anfangs gab es Bedenken gegen das Vorhaben bei dem rund eine halbe Million in Naunhof investiert werden sollte, da als einziger Erschlieรungstrรคger eine bulgarische Firma angefรผhrt wurde. Hier handelte es sich, nach Angaben des Investors um eine seriรถse Firma, die seit 2007 fรผr die Fa. REWE etliche Penny – Mรคrkte entwickelt hat. „Wir hatten den Stadtrat eine tadellose Bankauskunft vorgelegt und Belege รผber die Zusammenarbeit zwischen unserer bulgarischen Tochter und dem REWE -Konzern. Daher war die Ablehnung unserer Firma durch den Stadtrat unlauter und nur Vorurteilen und latenter Auslรคnderfeindlichkeit geschuldet.“ Damals hatte der Stadtrat diesem Vertrag mit umfassenden รnderungswรผnschen, inkl. der รbertragung des Grundbesitzes auf die deutsche Mutterfirma, zurรผck gewiesen. Vertreter der Firma Andrรฉ Roรnagel kam diesen Aufforderungen nach.
Die in einer nicht-รถffentlichen Sitzung im Vorfeld der Entscheidung vorgebrachten weiteren Bedenken einiger Stadtratskollegen wirkten den Angaben der Fraktion โDie Linkeโ vorgeschoben. Es lag eine positive Stellungnahme des Stadtanwaltes vor, ebenfalls eine entsprechende Bรผrgschaft, die der Stadt Sicherheit gewรคhrt hรคtte, der Investor zeigte sich kooperationsbereit und der Erschlieรungsvertrag wurde nach den Wรผnschen des Stadtrates angepasst. Auรerdem gab auch der Landkreis grรผnes Licht. Eigentlich lag damit kein Sachgrund mehr vor, diesen Erschlieรungsvertrag abzulehnen. „Im Gegenteil hรคtte die Erschlieรung eine weitere Aufwertung der Stadt bedeutet und lรคge im Interesse Naunhofs“ sprach sich Stadtrat Michael Eichhorn (Die Linke) fรผr das Projekt aus.
Was war also der Grund fรผr die Ablehnung? Es fiel auf, dass die Fraktion โDie LINKEโ, wie auch schon im Tarifstreit, die Einzigen waren, die รถffentlich fรผr die Zustimmung im Sinne der Stadt geworben hatten. Gerold Meyer (CDU), der es normalerweise zu seinem Markenkern gemacht hat, ausschlieรlich formell zu argumentieren, begrรผndete seine Ablehnung รถffentlich und ungewohnt emotional mit „Bauchschmerzen“.
Ein Urteil des Amtsgericht Grimma vom 11. April 2016 erklรคrt zumindest die Rolle der CDU im besagten Thema. Andrรฉ Roรnagel hatte der CDU รถffentlich vorgeworfen Korruption zu betreiben, diese wiederrum versuchten Roรnagel dann mit einer einstweiligen Verfรผgung zum Schweigen zu bringen, das jedoch lehnte das Gericht nun ab und bestรคtigte in der Begrรผndung auch den Vorwurf.
Wie im Urteil begrรผndet stellte sich dem Gericht folgender Sachverhalt dar: „Der Verfรผgungsklรคger habe sich mit Namen vorgestellt, er habe erklรคrt, er wรผrde Wolffs heiรen, wรผrde zur CDU gehรถren. Weiter benannt habe er einen Herrn Meyer, Stadtrat in Naunhof. Er habe erklรคrt, er sei der Vertreter von einigen CDU-Stadtrรคten der Stadt Naunhof. […] Herr Wolffs habe dann erklรคrt, die CDU hรคtte das Sagen im Stadtrat von Naunhof. In Naunhof wรผrde es etwas anders laufen, Herr Roรnagel mรผsse sich mehr in Naunhof einbringen, er mรผsse ein gewisses Budget fรผr gewisse Leute zur Verfรผgung stellen. […] Herr Roรnagel habe geantwortet, es werde keinerlei Zahlungen geben, er werde dem Stadtrat das gesamte Vorhaben aber nochmals prรคsentieren. Herr Wolf habe darauf geantwortet, unter diesen Umstรคnden sehe er keine Chance des Vorhabens. Herr Wolffs erklรคrt noch ergรคnzend, er wรผrde ein Gesprรคch mit Herrn Meyer fรผhren.“ (Zeugenaussage, vom Gericht als glaubwรผrdig eingestuft)
Bemerkenswert ist die Begrรผndung. Daraus geht hervor, dass das Gericht nach Beweisaufnahme davon ausgeht, dass diese Behauptungen den Tatsachen entsprechen. Auch Herr Meyer wird in der Begrรผndung mehrfach erwรคhnt.
„Der Verfรผgungsklรคger (Wolffs) hat erpresserisch versucht die Verfรผgungsbeklagte (Investitionsfirma) zu Zahlungen zu bewegen und die Verfรผgungsbeklagte hat nach der Ablehnung des Stadtrates nun ein groรes Projekt verloren, deren Erschlieรung durch sie nicht mehr durchgefรผhrt werden kann.“ begrรผndet das Gericht die Ablehnung der einstweiligen Verfรผgung weiter. Auรerdem soll aus diversen Zeugenaussagen eindeutig hervor gehen, dass Wolffs bei Roรnagel ein Geldbudget fรผr die CDU Stadtrรคte der Stadt Naunhof verlangt habe und nachdem dies abgelehnt worden war, die CDU Stadtrรคte der Stadt Naunhof das Vorhaben abgelehnt haben.Bรผrgermeister Zocher erklรคrte, offene Fragen habe es nicht mehr gegeben, er sei รผberrascht gewesen, dass der Erschlieรungsvertrag abgelehnt worden sei, da es fรผr die Stadt Naunhof positiv gewesen wรคre. Die Begrรผndung des Stadtrates Meyer, noch so viele Fragen zu haben, sei nicht nachvollziehbar gewesen, da alle Fragen gestellt werden konnten und auch gestellt worden und beantwortet worden seien.
Das komplette Urteil finden Sie hier: http://www.parthenpark.com/#!Bestechungsskandal-in-Naunhof-gerichtlich-best%C3%A4tigt/c218b/570fb3200cf20b4e25a57547
Update: In zweiter Distanz wurde das Urteil durch das OVG aufgehoben. Hauptgrund, der Mitarbeiter von Roรnagel war als Zeuge bzw. Beweismittel nicht zugelassen, da Wolffs offenbar nicht mitgeteilt wurde das eine dritte Person mithรถrt. Damit bleibt nach wie vor offen, ob es diesen Bestechungsversuch gab oder nicht. Das Gericht verbot Roรnagel unter Androhung von Strafen, die Behauptung aufrecht zu erhalten.