Ist der geplante Abriss der Graffitimauer Schuld am Vandalismus?

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Foto: Sรถren Mรผller

Grimma. Fรผr Aufsehen hatten am Wochenende Graffitischmiererein an 23 Fahrzeugen und diversen Gebรคuden gesorgt. Das kรถnnte dahinter stecken.

Wie berichtet hatten unbekannte Tรคter in der Nacht zum Samstag fรผr enormen Sachschaden gesorgt. Neben mindestens 23 PKW’s, wurden auch Hauswรคnde, darunter die AuรŸenwand der Turnhalle Grimma-West, die auf einer Lรคnge von ca. 20 m und in einer Hรถhe von ca. 0,70 m mit mehreren nicht leserlichen Begriffen und Symbolen besprรผht wurden AuรŸerdem wurden Mรผlltonnen und Verkehrszeichen in Grimma-West mit bunten Farben besprรผht. Neben der GoethestraรŸe waren auch die StraรŸe des Aufbaus, die StraรŸe der Jugend und die August-Bebel-StraรŸe betroffen. รœberall hinterlieรŸen die Tรคter ihre Kรผrzeln: โ€žSTEGโ€œ, โ€žTBCโ€œ und โ€žFuck BMCโ€œ um auf sich aufmerksam zu machen. Fรผr Tobias Burdukat, Stadtrat, Sozialarbeiter und Kenner des Graffitikults ist der Fall ziemlich klar. Er vermutet hinter dem Ganzen den Streit um eine Graffitiwand.

Im August vergangenen Jahres ging es im Stadtrat um die angrenzende Mauer zwischen der Baustelle „Sportzentrum Husarenkaserne“ und dem Teletubbyland. Denn die Ausfรผhrungsplรคne sahen keine wirkliche Lรถsung fรผr die Mauer, die seit Jahrzehnten von der Graffitiszene aus Grimma und weit darรผber hinaus als freie Wand galt,vor. Schlussendlich einigte man sich darauf die Mauer als „Kultur und Kunstobjekt“ zu erhalten, allerdings mit einem Durchgang fรผr die spรคteren Zuschauer des neuen Stadions. Nun kam alles aber ganz anders.

Die ausfรผhrende Firma brach aus der Mauer den geplanten Durchgang und stellte fest, das die Mauer wohl nicht รผber die nรถtige Standsicherheit verfรผgt, daher mรผsse sie aus Sicht der beteiligten Firmen abgerissen werden. Dies bedeutet den Verlust eines gewachsenen Stรผckยดs Kultur in Grimma, denn die „WALL“ diente vielen Kรผnstlern eben dazu in einer geduldeten Grauzone zwischen Illegalitรคt und Legalitรคt kรผnstlerisch tรคtig zu werden.“ erklรคrte Burdukat.  „Ja auch diese Wand ist Kunst und Kultur! Die Wall hatte eigentlich nach meinem Empfinden in der regionalen Szene immer dafรผr gesorgt, dass man das Gestaltungstalent eben dort erprobt wo es  niemanden direkt stรถrt, als es wahllos ohne Rรผcksicht illegal im gesamten Stadtgebiet zu verteilen.“ fรผgte er hinzu.  Er verurteilte die wilden Schmierereien auf Privateigentums (wie z.B. private PKW`s)  aufs Schรคrfste, allerdings warnt er auch vor einer Pauschalverurteilung der gesamten Graffitiszene. Das stehe dem Grundkodex der Graffitikultur entgegen.

Etwas Hoffnung auf den Erhalt der Mauer macht allerdings die Stadtverwaltung, denn die will die Standfestigkeit selbst nochmal prรผfen.

Zeugen, die Hinweise zum Sachverhalt oder den unbekannten Tรคtern geben kรถnnen, werden gebeten, sich beim Polizeirevier Grimma, KรถhlerstraรŸe 3 in 04668 Grimma, Tel. (03437) 708925-100 zu melden.