Grimma/Naunhof/Wurzen. Erst kürzlich tauchten vermehrt Meldungen über angebliche Giftköder auf. Was ist aus Sicht der Polizei dran?
Wie ein Lauffeuer verbreitete sich die Warnung der Stadtverwaltung Naunhof über die Möglichkeit von Giftködern in Naunhofs Wäldern in den sozialen Netzwerken. Andreas Loepki, Pressesprecher der Polizeidirektion Leipzig recherchierte für uns in den Akten nach. Die Kriterien für die Aussagen waren: Der Feststellzeitpunkt, also Anzeigen bis zum 11.02.2016, Verstöße gegen das Tierschutzgesetz und die Ortslagen Grimma, Wurzen sowie Naunhof. Auf dieser Grundlage konnte Loepki rückwirkend 11 Treffer bis in das Jahr 2014 erzielen, wobei nur drei einen Bezug zu Giftködern hatten.Am 13.08.2014 warf ein Unbekannter in Wurzen etwas über den Zaun der Geschädigten und vergiftete ihren Hund mit einem pflanzlichen Gift.
Am 06.11. 2014 ging ein Hinweisgeber mit seinem Hund eine Runde um den Häuserblock. Dabei stellte er auf dem Gehweg vor dem Grundstück Walther-Rathenau Straße in Wurzen viele kleine Teile einer grünen, gelleeartigen und unbekannten Substanz fest. Er vermutete einen vergifteten Hundköder.
Am 11.06.2015 wurde in einem private Garten in Parthenstein durch den Eigentümer ein Köder aufgefunden. Der bisher unbekannte blaue Gegenstand wurde mehrfach in Wurstpelle eingewickelt und mit Faden umwickelt. Der Geschädigte besitzt zwei Hunde, denen vermutlich damit geschadet werden sollte.Andreas Loepki schlussfolgert daraus, dass Nachrichten über vergiftete Köder zu einem Vielfachen Falschmeldungen seien. „In der Vergangenheit haben sich immer wieder Personen über soziale Netzwerke mit solchen Meldungen hervorgetan und ich vermute, sie wollen sich damit wichtig machen. In einigen Fällen wurde auch dreist behauptet, die Polizei sei eingeschalten worden, aber selbst auf konkrete Ansprache wollte man keine Anzeige erstatten – um sich nicht der Vortäuschung einer Straftat auszusetzen?“ meinte er uns gegenüber. Die Motivation der Menschen dürfte, den Ausführungen des Pressesprechers nach, darin liegen, sofort und vielseitige Aufmerksamkeit zu erfahren, die ihnen ansonsten nicht zuteil werde. Ein ähnliches Phänomen sei auch für Meldungen über angebliche Kinderfänger vor und an Schulen festzustellen.
„Gleichwohl gibt es Fälle vergifteter, giftiger oder mit Haken, Rasierklingen und Nägeln bestückter Köder – nur nicht in der vermeintlichen Häufigkeit. Einen Hund, ich habe selber einen, davon abzuhalten, einen entdeckten „Leckerbissen“ zu verschlingen, ist mitunter ein hoffmnungsloses Unterfangen. Insofern lassen sich solche Vorfälle wahrscheinlich nur vermeiden, wenn die Hunde ständig an der Leine sind (artgerecht?), einen Aufnahmeblocker (=Maulkorb, Fressbremse…) um die Schnauze tragen oder eine mehr als gute Erziehung (junge Hunde?) erfolgt.
Das Richtige in diesen Fällen, und das ging auch aus der Pressemeldung der Stadt Naunhof hervor, ist die Polizei zu informieren.