Grimma/Gรถttwitz. Am Sonnabend, 28. Juni 2025, wird in Gรถttwitz der Archรคologische Infopoint, der in erster Linie dem Ringheiligtum auf dem Mutzschener Berg gewidmet ist, feierlich erรถffnet. Die Kultstรคtte ist รผber 6.000 Jahre alt und befindet sich etwa 17 Kilometer von Grimma sowie vier Kilometer von Wermsdorf entfernt.
Der Ausbau der Staatsstraรe 38 zwischen Mutzschen und Wermsdorf im Jahr 2012 brachte bei Gรถttwitz eine Jahrtausende alte Siedlung sowie eine mysteriรถse Kultstรคtte zum Vorschein. Genauer gesagt, stieร man auf die Reste eines riesigen vierreihigen Palisadenrondells mit kreisfรถrmig angeordneten Holzpfรคhlen. Diese Stein- oder Holzkreise sind im englischen auch als โHenge-Monumenteโ (Stonehenge, Woodhenge) bekannt.
„Nach mehreren Jahren intensiver Zusammenarbeit zwischen dem Gรถttwitzer Dorfverein e.V., der Stadt Grimma und dem Sรคchsischen Landesamt fรผr Archรคologie wird damit das bedeutende archรคologische Denkmal der รffentlichkeit zugรคnglich gemacht“, freut sich Initiator Dr. Gรผnter Herbst, Projektleiter des Gรถttwitzer Dorfvereins.
Sensationeller Fund
Die Entdeckung des jungsteinzeitlichen Heiligtums war eine archรคologische Sensation: Aus den dokumentierten Befunden konnte ein vierreihiges Palisadenrondell mit einem Durchmesser von 145 Metern und mit 153 Holzpfosten rekonstruiert werden. „Es handelt sich um eine der grรถรten bekannten Anlagen dieser Art in Mitteleuropa“, bestรคtigte Gรผnter Herbst. „Vermutlich diente sie religiรถsen Zwecken sowie der Himmelsbeobachtung und lรคsst sich mit Kultstรคtten wie Stonehenge vergleichen“.
Heute ist das jungsteinzeitliche Ringheiligtum durch rekonstruierte Palisadenabschnitte und informative Schautafeln im Rahmen des Infopoints sichtbar gemacht worden. Eine begleitende Ausstellung vermittelt auf anschauliche Weise archรคologische Hintergrรผnde zur Geschichte der Region, zu den Ausgrabungen und zur kulturgeschichtlichen Bedeutung des Fundortes auf dem Mutzschener Berg. In Gรถttwitz untersuchte das Sรคchsische Landesamt fรผr Archรคologie in den Jahren 2012 und 2013 rund ein Achtel der Gesamt-Anlage, insgesamt 81 Pfosten in vier Reihen. Die Fachleute vermuten, dass solche Anlagen zur Sternbeobachtung dienten. Die Ausrichtung auf die zur Sonnenwende aufgehende Sonne war aus Stonehenge schon lรคnger bekannt. Sicher waren solche astronomischen Zyklen und Wendetage fรผr die Kalenderbestimmung von Ackerbauern nรผtzlich, dennoch sind die Orientierungen der zahlreichen Anlagen so unterschiedlich, dass eine einheitliche Erklรคrung noch nicht gelingen will. Geht man von einem stark religiรถs geprรคgten Denken der damaligen Menschen aus, so ist es wohl nicht falsch, den Anlagen eine Funktion bei kultischen Zeremonien zuzusprechen, fรผr die auch astronomische Beobachtungen eine gewisse Rolle spielten.
Die Realisierung des Projekts einschlieรlich der zu leistenden Ausgleichsmaรnahmen und der Konzeption kostete rund 68.000 Euro. Davon wurden 43.000 Euro aus Mitteln des Europรคischen Fonds fรผr regionale Entwicklung (ELER) sowie durch den Freistaat Sachsen bereitgestellt. รber 30.000 Euro flossen in Ausgleichmaรnahmenย durch Baumpflanzungen in Gรถttwitz und Fremdiswalde.
Groรes Erรถffnungsfest
Zur Erรถffnung amย Sonnabend, 28. Juniย erwartet die Besucherinnen und Besucher ein vielfรคltiges Festprogramm mit Musik, Fachvortrรคgen, Fรผhrungen und einemย Rahmenangebot. Ab 10.30 Uhr beginnt das Festprogramm direkt vor Ort am Ortsrand von Gรถttwitz. Fรผr das leibliche Wohl ist gesorgt.ย
- 10.30 Uhr:ย Blechblรคser der Musik- und Kunstschule Landkreis Leipzigย unter Leitung Roland Krause
- im Anschluss Begrรผรung:ย Dr. Gรผnter Herbst,ย Projektleiter โInfoPoint Archรคologie Gรถttwitzโ, Gรถttwitzer Dorfverein e.V.
- Erรถffnung durch Tino Kieรig, Oberbรผrgermeister der Groรen Kreisstadt Grimma, Gruรworte der Gรคste
- Archรคologische Beitrรคge: Ein รberblick zur archรคologischen Landschaft in der Region vonย Dr. Thomas Westphalen, ehemaliger Leiter der Abteilung Archรคologische Denkmalpflege im Landesamt fรผr Archรคologie Sachsen, jetzt Vorsitzender des Landesvereins Sรคchsischer Heimatschutz e.V. „Die Ausgrabungen zwischen Mutzschen und Gรถttwitz beim Straรenbau S 38 in den Jahren 2012/13 und die Gestaltung des InfoPoints“
- Fรผhrungย mitย Dr. Sven Conrad,ย Wissenschaftlicher Grabungsleiter Archรคologie im Landesamt fรผr Archรคologie Sachsen und damaliger Grabungsleiter des Landesamtes fรผr Archรคologie Sachsen an der S38
- 12.00โ14.00 Uhr:ย Musikalische Umrahmung durch die Wermsdorfer Blasmusikanten
- bis 16.00 Uhr:ย Fรผhrungen
Rahmenprogramm
Fotoausstellung zu den Ausgrabungen an der S38, Ausstellung Grabungswerkzeuge. Mittelalterliches Handwerk (Tรถpfern, Bronze, Brotformen) stellt sich vor, fรผr das leibliche Wohl sorgen die Teichwirtschaft Wermsdorf/Fischhรคlteranlage, Fleischerei Neumeister aus Wermsdorf und der Gรถttwitzer Dorfverein e.V.