Floorball-Pokalspiel: Das war ja mal kompliziert!

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So sehen Siegerinnen aus! Foto: PM MFBC Ralf Kühne

Hannover/Grimma. Pokal. Ein Spiel. Sieg und weiter. Überraschungen. David gegen Goliath. Alles ist möglich. Und hier ist nicht Sheldon Coopers Alles-ist-möglich-Donnerstag gemeint.

Die Wikingerinnen musste letzten Samstag nach Hannover reisen, um im Viertelfinale zu zeigen, dass man wieder bereit ist, noch einmal den Pokal nach zu verteidigen. Dabei war Hannover ein bisher nicht bespielter Gegner. Ein Gegner der mit Theresa Beppler-Alt, Kisa Reck und Jessica Schulz gleich drei Nationalspielerinnen auf die Platte schickte. Diese drei Spielerinnen und Kapitänin Bernadette Nüß waren die Garanten für eine tolle Leistung auf Seiten  der Gastgeber. In der Kabine wurde die Mannschaft von Co-Trainerin Alexandra Nickel darauf eingestellt, dass es immer zuerst den Widerstand des Gegners zu brechen gilt, denn alle Teams können 20 Minuten mithalten.

Dabei konnte Nickel bis auf die Dauerverletzte Anne-Marie Mietz und Annika Röder auf alle Stammspielerinnen zurückgreifen. Auch Headcoach Erik Schuschwary musste passen, da er sich parallel mit den MFBC-Herren die Teilnahme am Final 4 sicherte. Das Spiel begann und verlief im ersten Drittel, wie es so laufen muss. Hannover sehr engagiert und mit guten Abschlüssen auf das Tor von Jean Fischer. Der MFBC kam besser ins Spiel, um dann in der 15. Minute eine Strafe wegen Stoßens zu kassieren, die noch recht nachvollziehbar war. Aber Unterzahl können die Gäste und kamen durch Elena Böttrich zum Führungstor (15.). Zwei Minuten später glich Hannover aus, als Beppler-Alt auf den langen Pfosten Nüß bediente. Kurz vor dem Pausentee kamen die Gäste durch Nathalie Berger zum Treffer Nummer 2.  Im zweiten Abschnitt sollte sich zunächst die Einschätzung von Nickel bewahrheiten, denn im stetigen Lauf der Uhr kamen die Treffer von Kürth (2), Wiebke Richter (2), Charlotte Rüssel und Tessa Böttger zur 8:3 Führung. Die Niedersächsinnen konnte nur zwei Treffer dagegensetzen, dabei ein Tor durch Beppler-Alt in Überzahl, Richter saß eine Strafe wegen Haltens ab.  Aber jetzt stellte sich zum ersten Mal an diesem Tag die Frage, ob die Wikingerinnen tatsächlich Unterzahl können. Immer wieder war es Beppler-Alt mit ihren Abschlüssen, die die Alarmglocken schlagen ließen. Aber bis zur 39. Minuten war die MFBC-Welt in Ordnung. Dann kamen drei Zwei-Minuten-Strafen innerhalb von 43 Sekunden.

Zuerst eine Strafe wegen Stockschlagen gegen Richter (19:17), die zuvor an der Bande mit einem Sprung in den Rücken attackiert wurde. Kein Pfiff durch die Unparteiischen dazu. Aufregung auf der Grimmaer Bank. Hannover brauchte 21 Sekunden um zu verkürzen (19:38). 19:48 – Pfiff der Schiedsrichter gegen Böttger, die etwas lautstark ihr Unverständnis für eine Schiedsrichterentscheidung zum Ausdruck brachte. Strafe und das fünfte Tor durch Beppler-Alt (19:58). Im Abgang in die Kabine eine weitere Strafe gegen Hannah Götze wegen einer weiteren Meinungsbekundung zur Regelauslegung der Schiedsrichter. 25 Sekunden nach Anpfiff des finalen Drittels erneut ein Tor gegen den MFBC durch Beppler-Alt, die sich immer mehr zum spiritus rector auf dem Feld aufschwang. Kann man so machen, sollte es aber tunlichst unterlassen. Und Hannover ging nicht die Luft aus. Die Heimmannschaft wurde wieder ins Spiel zurückgebracht und diese wussten um ihre Chance, die Sensation noch zu schaffen. Reck (44) und Nüß (47) schafften den Ausgleich, Beppler-Alt nahm ein um das andere Mal Maß für einen weiteren Treffer.

Der Einzug in die Pokalendrunde schien für Hannover möglich. Die Versuche Beppler-Alt, Schulz und Reck zu stoppen, wurden nur phasenweise von Erfolg gekrönt. Wenn es punktuell mal gelang, dann sah man den Klassenunterschied zwischen beiden Teams. Aber in der Gesamtschau des Spiels gelang es den MFBC-Damen wirklich nur überzeugend von der 21. bis zur 39 Minute, als auf der Anzeige eine 8:3-Führung zu sehen war. So wurde die Aufgabe für Fischer im Tor immer komplizierter, da die in der Kabine geforderte Unterstützung für den Goalie nicht so recht gelang. Und vielleicht war auch das eine oder andere Gegentor nicht unhaltbar. Pokal. Ein Spiel. Sieg und weiter. Überraschungen. David gegen Goliath. Alles ist möglich. Aber Kapitänin Rüssel sorgte wieder für die Führung (50.). Die Gäste hatten wieder einige Chancen über die gesamte Spielzeit liegen lassen. Und es gab auch jetzt Abschlüsse, die man einfach nutzen muss. Es gab dazu zu viele unmotivierte Abschlüsse aus dem Halbfeld, die nach einer besseren Entscheidung verlangt hätten, wie einen Pass zur Nebenfrau zu spielen. Es wurde hektisch, auf beiden Seiten gab es Abschlüsse. Beide Teams begegneten sich jetzt auf Augenhöhe. Als Rüssel in der 57. Minute einen kapitalen Fehlpass spielte, bedankten sich die Niedersächsinnen mit dem Ausgleich. Jetzt nahmen die Gäste ihre Auszeit und stellte auf zwei Linien um. Und es gab die Chancen zum Siegtreffer in der regulären Spielzeit. Aber nicht zählbares gelang mehr. Overtime. Sudden Death.

In der 62. Minute spekulierte Kürth auf einen Pass auf Reck und fischte diesen weg. Der Konter lief auf die gegnerische Torfrau. Zwei solche Konter hatte Kürth im zweiten Drittel im Tor versenkt.  Jetzt scheiterte sie, aber sie brachte den Ball im Fallen erneut in Richtung Tor und nach drei Versuchen brachte Elena Böttrich den Ball im Kasten unter. Puh, was für ein kompliziertes Match. Glück gehabt. Aber den Glücklichen schlägt keine Stunde, der Weg nach Berlin zum Final 4 war frei. Gegen eine sehr gut eingestellten und über 60 Minuten stark agierende Hannoveraner Mannschaft, mit ihrer individuellen Klasse, musste man alles in die Waagschale legen und auf das Kampfglück vertrauen. Aber am 21. März wird das WIE keine Rolle mehr spielen, denn dann gilt es im Halbfinale den Traum der Pokalverteidigung am Leben zu halten. Und die möglichen Gegner stehen mit dem UHC Sparkasse Weißenfels, den Dümptener Füchsen und dem ETV Lady Piranhhas Hamburg auch fest.

Hannover 96 – MFBC Leipzig/Grimma    9:10 n.V. (1:2, 4:6, 4:1, 0:1)