Prösitz. Was haben die Vertreibung der Sudetendeutschen, die Grabpflege eines deutsch-tschechischen Grabes und die Flüchtlingskrise von heute gemeinsam? Diesen und anderen Fragen geht die 37-jährige Künstlerin Susan Donath aus Dresden nach. Doch der Reihe nach:
Die junge Mutter ist gelernter Steinmetz und interessiert sich seit ihrer Jugend mit der jüngeren Geschichte Europas, den Folgen zweier Weltkriege und dem, was heut davon noch zu spüren und zu sehen ist. „2008 begann ich in Usti nad Labem ein deutsch-tschechisches Grab zu pflegen. In der Tschechischen Republik ist es auch heute noch ein sehr heißes Eisen. Das Gebiet in Tschechien ist rechtlich umstritten und die Eigentumsverhältnisse nicht eindeutig geklärt. Politisch ist es so, dass es bis heute keine klare Grenzverlaufsregelung wie zum Beispiel mit der Oder-Neiße-Grenze in Polen gibt. Aus diesem Grund sind die Menschen in der Tschechischen Republik nach wie vor sehr misstrauisch, wenn Deutsche in der Region aktiv werden.
So war es auch bei mir, als ich anfing, das Grabmal, das ja nun einmal auch gleichzeitig ein Denkmal der jüngeren europäischen Geschichte und der Völkervertreibung ist, zu sanieren, “ so Susan Donath. Die junge Künstlerin reiste immer wieder auch privat nach Usti nad Labem, um dort erst einmal Steinmetzarbeiten an dem Grabmal vorzunehmen. Die Schrift musste wieder mit Blattgold belegt werden. Schützenhilfe bekam sie von einer Mitarbeiterin des staatlichen Kulturbetriebes, die sie mit den Einwohnern bekannt machte und Wege ebnete.
„Damals, waren sechzig Prozent der Bevölkerung in der Stadt deutscher Abstammung und das machte sich im kulturellen und wirtschaftlichen Leben bemerkbar. Mit der Vertreibung der Deutschen nach dem zweiten Weltkrieg gerieten die Gräber gewollt oder ungewollt in Vergessenheit. In Deutschland verdrängte man fast siebzig Jahre die Verbrechen an den Nachbarn, in Tschechien war es nicht anders, auch dort hatte man nach dem zweiten Weltkrieg blutige Rache an den Deutschen genommen. Ein Grabmal ist da dann eben auch eine schmerzliche Erinnerung an eigene Fehler, “ so die Künstlerin weiter.
Susan Donath möchte diese Arbeit, die sie bis heute ehrenamtlich betreibt, nicht als eine Anklage verstanden wissen. Viel mehr sieht sie in dieser liebevollen Grabpflege, bei der sie von der tschechischen Bevölkerung eine große Unterstützung erfährt, eine Chance Gemeinsamkeiten zu entdecken und auf den anderen ohne Scheu zuzugehen.
Am Samstag, wird sie im Rahmen einer Vernissage diese Arbeit vorstellen. Dabei werden auch Arbeiten, die sie für die KZ-Gedenkstätte Buchenwald gemacht hat, von zentraler Bedeutung sein.
Mit einer handwerklichen Arbeit, einem Puppenhaus, wird sie den Bogen zur aktuellen Flüchtlingskrise spannen und zeigen, wie sehr wir uns von unserer Gartenzaunmentalität beeinflussen lassen. Sie selbst sagt von sich, dass sie in ihrem Leben keine Zäune haben möchte.
Los geht es am Samstag um 15 Uhr im Künstlergut Prösitz.
Text und Fotos: Detlef Rohde