Borna. Während ihrer Streifenfahrt prüften Beamte das Gelände einer aktuellen Baustelle und des zugehörigen Lagerplatzes. Zu ihrer Verwunderung stand dort zum Feiertag ein silberfarbener VW Passat nebst Anhänger.
Schon im nächsten Moment sprintete ein Mann zum Fahrzeug, sprang auf den Fahrersitz und fuhr ohne Licht davon. Daraufhin nahmen die Beamten die Verfolgung auf und betätigten das Anhaltesignal. Doch hierauf reagierte der Mann nur durch weitere Beschleunigung auf ca. 100 km/h, was den Anhänger gefährlich schlingern ließ.
Die Fluchtstrecke führte erst über die B 93 in Richtung Altenburg, nach Abbiegevorgängen jedoch in die Gegenrichtung nach Borna und schließlich über die B 176 weiter gen Zwenkau. Noch innerhalb von Borna erreichte der Flüchtende eine Geschwindigkeit von ungefähr 140 km/h; das Licht schaltete er erst nach dem Ortsausgang zu. Innerhalb von Lobstädt missachtete der Fahrer dann eine rote Ampel und hatte wohl das große Glück (mehr noch unbeteiligte Dritte), dass bevorrechtigte Fahrzeuge aufgrund des Blaulichtscheins angehalten hatten.
Auf dem weiteren Weg in Richtung Neukieritzsch kam der Anhänger hernach wiederholt und noch stärker als zuvor ins Schleudern, da der Flüchtende trotz ausgewiesener Fahrbahnschäden und einhergehend bestimmter Geschwindigkeitsreduzierung (70 km/h) mit fast doppelt so hohem Tempo dahinraste. Ferner überholte der Fahrer kurz vor Neukieritzsch und trotz Gegenverkehr mehrere Pkw, deren Fahrzeugführer ihre Geschwindigkeit – wohl auch aufgrund des Blaulichtscheins – vorausschauend herabgesetzt hatten. Am Ortsausgang von Neukieritzsch, welches der Mann mit mindestens 80 km/h durchfuhr, überholte er weiterhin zwei Lkw trotz nicht einzusehender Linkskurve. Entgegenkommende Pkw mussten bis zum Stillstand abbremsen, um einen Unfall zu verhindern.
Kurz darauf bog der Flüchtende auf die S 71 ab, fuhr nun in Richtung Lippendorf weiter und passierte dabei eine Straßenbaustelle (30 km/h) mit etwa 130 km/h. Als er die B 2 erreichte, bog er bei rotem Ampellicht nach rechts ab und folgte dem Straßenverlauf in Richtung Leipzig. Obwohl die aktuelle Baustellensituation (Anschlussarbeiten der BAB 72) bedingt, auf die zwischenzeitlich erreichte B 95 nur in Richtung Borna auffahren zu können, überholte der Flüchtende einige Fahrzeuge und bog nach links – als Geisterfahrer – ab. Verkehrsteilnehmer aus Richtung Leipzig gewahrten offensichtlich das Blaulicht, verlangsamten ihre Fahrt oder stoppten gleich ganz.
Dennoch hing ein Verkehrsunfall nur vom Zufall ab, da der Flüchtende selbst noch im einspurigen Bereich Fahrzeuge umfuhr und nicht anhielt. Nach etwa einem Kilometer fuhr er plötzlich nach links, wendete auf dem abseits gelegenen Baustellengelände und befuhr die B 2 wieder in Richtung Borna. An der Abfahrt Rötha – mittlerweile folgten ihm zwei Funkstreifenwagen – und nach insgesamt etwa 20 Kilometern Flucht beendete er schließlich seine riskante Fahrt. Neben im Anhänger transportierten Stücken starken Kupferkabels (Länge ca. 30 Meter) fanden die Beamten im Passat auch noch die Ausweisdokumente zweier vermutlicher Mittäter.