Leipzig/Grimma. Wie immer sagt das Ergebnis des Classico zwischen Weißenfels und Grimma wenig über den tatsächlichen Spielverlauf aus.
Deshalb sollte man den Worten der Weißenfelser Kapitänin Laura Neumann durchaus Beachtung schenken, die bei der Verabschiedung der Teams davon sprach, dass die Karten sicherlich für das nächste Spiel beider Mannschaften neu gemischt werden. Beide Teams begegneten sich am letzten Wochenende in der Brüderstraße zu Leipzig auf Augenhöhe. Das erste Drittel wurde von Grimmaer Seite etwas zerfahren geführt. Man merkte schon die fast schon übliche Nervosität den Spielerinnen an. So war es auch nicht überraschend, als Magdalena Tauchlitz aus einer etwas größeren Entfernung die Grimmaer Torhüterin Julia Bran überwand (5.). Aber die neue Qualität des Grimmaer Teams kann man daran ermessen, dass derartige Rückstände kein Problem für den Kopf darstellen.
Wie schon im Meisterschaftsfinale scheint man ungerührt solche Tiefschläge wegzustecken. Diese sind eher eine Aufforderung, sich am sogenannten Riemen zu reißen und ins Spiel zu finden. Etwas half eine Strafe in der 16. Minute gegen eine Spielerin des UHC. Die Strafe war schon herunter gespielt, ohne das Grimma etwas mit der Überzahlsituation anzufangen wusste. Weißenfels war noch am Sortieren und wieder Aufnehmen des eigenen Spiels als Anne-Marie Mietz kurz vor Ende des ersten Drittels nach Vorlage von Daniela Kolbe ausgleichen konnte. Im zweiten Drittel zeigte der MFBC, dass man auch spielerisch auf einem höheren Level als in der vergangenen Saison hantiert. Das Spiel zog insgesamt auch in der Qualität an. Grimma agierte durchweg mit 3 Linien, was einem hohen Tempo zu Gute kam, welches gerade die Heimmannschaft anschlug. Aber auch dennoch konnte Weißenfels kurz nach Wiederanpfiff zunächst in Führung gehen (22.).
Ein Fernschuss von Pauline Baumgarten brachte die Cats abermals in Führung. Dieser Ball war nicht ganz unhaltbar für Bran. Aber wie schon im ersten Abschnitt war es nur ein kurzes Schütteln und Grimma übernahm immer mehr das Heft des Handelns. Nicht einmal drei Minuten dauerte es, dass Grimma durch Elena Böttrich ausglich. Grimma steigerte sich weitere und hatte viele gute Abschussmöglichkeiten. Gerade Bran steigerte sich im Laufe des zweiten Drittels. Sie konnte die eine oder andere Einschussmöglichkeit auch der Gäste verhindern. Ein Unentschieden vor dem Schlussakkord stand auf der Anzeigetafel. Der Tisch war für einen furioses Schlussdrittel bereitet. Das Spiel war auch in der Phase nach dem Wiederanpfiff durch die guten Schiedsrichter Toni Schnelle und Oliver Hofmann Grimma ausgeglichen. Aber letztendlich ging nach 45 Minuten durch Mietz erstmals in Führung. Diese Führung war ob der Spielanteile für Grimma durchaus verdient. Dabei hielt Grimma das Tempo weiter hoch. Man merkte zwar den Weißenfelserinnen an, dass dieses hohe Tempo bei nur eigenen zwei Reihen seinen Tribut forderte. Allerdings entschloss man sich auf Weißenfelser Seite der dritte Linie der Hausherrinnen aggressiv zu begegnen und durch Druck auf die Ballführende Grimma zu Fehlern zu zwingen. Grimma reagierte und nahm die dritte Linie vom Feld. Das tat dem Grimmaer Spiel gut, da der Rhythmus hoch blieb und auch die Kräfte ausreichten, um kein Nachlassen im Spieltempo zuzulassen. Es war dann erneut Böttrich, die einen 2-Tore-Vorsprung herausschoss (54.).
Gleichwohl hatte Weißenfels die eine oder andere sehr gute Einschussmöglichkeit. Gerade die ehemalige Grimmaer Spielerin Vanessa Weikum hatte deren zwei die sie allerdings nicht im Bran-Tor unterbrachte. Gerade Bran war phasenweise immer mal der Turm in der Schlacht und zeigte mit ihren Paraden, dass ihre Nominierung zum Nationalmannschaft durchaus berechtigt ist. Der UHC nahm 90 Sekunde vor dem Ende des Spiels seine Auszeit. Es war klar, dass jetzt alles oder nichts gespielt würde, die Torhüterin zugunsten einer sechsten Feldspielerin weichen würde. Grimmas Trainer Ralf Kühne mahnte an, auch jetzt mutig zu sein und selbst mit einem Pressing diesen Torhüterwechsel zu verhindern und Weißenfelser zu Fehlern zu zwingen. Weißenfels gab den Takt vor und war mutig, indem sie Nationaltorhüterin Indra Reck trotz des Grimmaer Druckes vom Spielfeld holte. Grimma griff beherzt an, schob sich nach vorn und provozierte die erhofften Fehler. Mit einem Doppelschlag innerhalb von 20 Sekunden kurz vor Ende des Spieles machten Mietz und Lena-Marie Lübker den Endstand perfekt.
Das Resultat ist etwas zu hoch zugunsten der Wikingerinnen ausgefallen. Gleichwohl ist es immer Balsam auf die Seele, wenn man Classico als Sieger den Platz verlässt. Nunmehr gilt es in den beiden kommenden Wochen die schweren Auswärtsaufgaben in Dümpten und Bonn zu bewältigen. Am kommenden Samstag trifft man auf den Tabellendritten Dümptener Füchse, der vor 3 Wochen den UHC Sparkasse Weißenfels in der Overtime bezwingen konnten. Eine junge dynamische Mannschaft, der die Zukunft gehört. Hier will Grimma ebenfalls punkten und die Weichen endgültig auf Playoff-Teilnahme schon im Kalenderjahr 2018 stellen.
Am Rande sei bemerkt, dass Grimma am letzten Sonntag auch noch eine Aufgabe im Kleinfelsspielbetrieb zu lösen hatte. In Berlin war zunächst die SG Berlin der Gegner. Mühsam und mit schweren Beinen konnte sich eine Rumpftruppe der Wikingerinnen 7:3 gegen die Hauptstädterinnen durchsetzen. Vornehmlich in der ersten Hälfte des Spieles konnte der entscheidende Vorsprung herausgespielt werden. Im zweiten Spiel traf man auf den bis dato ebenfalls ungeschlagenen Mitfavoriten in der Staffel. Der SSV Heidenau hatte seine Spiele bis zum Sonntag gewonnen. Allerdings mussten die Heidenauerinnen die Dominanz der Grimmaer Mannschaft anerkennen, die mit 11:3 als klarer Sieger vom Platz gingen. Man hatte sich bis dahin doch etwas warmgelaufen und auch das schwere Weißenfelsspiel aus den Gliedern geschüttelt. Grimma thront mit 24 Punkten und einer Tordifferenz von 105 an der Spitze der Tabelle.
MFBC Grimma gegen UHC Sparkasse Weißenfels 6:2 (1:1, 1:1, 4:0)