Dürrweitzschen. Für die Obstland Dürrweitzschen AG stellten die Sommer-Unwetter und vor allem Hagel große Risiken dar, auch wenn dieser Sommer eher ruhiger als vorangegangene Jahre war.
Bei den letzten gravierenden Hagelschäden wurden 60 Prozent der Ernte zerstört. Um diese Gefahr zu verringern, möglichen wirtschaftlichen Schaden zu vermeiden und die Arbeitsplätze der mehr als 380 Mitarbeitenden aus der Region langfristig zu sichern, hat sich die Obstland Dürrweitzschen AG vor mehr als zehn Jahren für die Anschaffung von sechs Hagelschutzkanonen entschieden.
Die Kanonen unterbrechen den Hagelkornentstehungskreislauf durch senkrechte Druckwellen im Abstand von 15 Sekunden in den Himmel. Diese Druckwellen werden durch die Explosion eines Acetylen-Sauerstoff-Gemisches erzeugt. Chemische „Wolken-Impfstoffe“ werden bei dieser Methode nicht eingesetzt.
In der Folge wird das Anwachsen der Wassertropfen zu Eis- und Hagelkörner verhindert, sodass sie als Regen oder Nassschnee auf die Erde fallen. Anhand des Radarbildes und durch die langjährige Erfahrung erkennen die Verantwortlichen, ob es sich um eine mit Hagel drohende Gewitterfront oder um eine reine Regenzelle. Nur wenn eine ernsthafte Gefahr für die Früchte an den Bäumen besteht, werden die Hagelschutzkanonen in Betrieb genommen.
Den Vorwurf, dass durch den Einsatz der Hagelschutzkanonen ein Abregnen der Wolken verhindert wird, entkräftet Dr. Armin Raabe vom Institut für Meteorologie der Universität Leipzig. Er äußert sich aus seiner wissenschaftlichen Perspektive: „Aus dieser Sicht würde das erzeugte Schallfeld eher die Regenwasserbildung unterstützen, völlig unabhängig davon, ob es auch bezüglich der Hagelunterdrückung einen Effekt gäbe.“ Hagel entsteht, wenn verdunstetes Wasser mit warmer Luft in die Höhe steigt. Dabei kühlt sich der Wasserdampf zu Tröpfchen ab und Wolken entstehen. Das Wasser lagert sich an Partikeln an, die in der Luft liegen. Gemeinsam steigen sie in große Höhen, in denen sich Eiskristalle bilden. Durch die Schwerkraft sinken sie wieder nach unten und sammeln weitere Wassertröpfchen ein. Das Wechselspiel zwischen Aufwinden und Schwerkraft führt zu einer Zirkulation der Eiskristalle, bei der sie sich stetig vergrößern.