Grimma. Der Stadtwald ist ein wahrer Schatz. Zwar erfreut sich die gepflegte Bahndamm-Promenade allgemeiner Beliebtheit, doch der ungleich schönere Panoramaweg geht oben an der Abbruchkante entlang und bietet vor allem vormittags wechselnde Bilder der Stadt im Tale, wo die Mulde fließt.
Der Aufstieg von einer Seite ist nicht ganz einfach. Aus dem parkartigen „Knieholz“ erwuchs der Stadtwald, dessen sich der „Grimmaer Verschönerungsverein“ annahm. Dem Verein gehörten Vermögende an, die ihre Verhältnisse zu Grimma durch Spenden ausdrückten. Dadurch konnte der Stadtwald bis zum ersten Weltkrieg so gestaltet werden. Der Leipziger Ferdinand Anders „genannt Stolle“ (1806-1872) wohnte 1848 bis 1854 in der Paul-Gerhardt-Straße und gründete mit seinem Freund im Gartenhäuschen auf der Stadtmauer das Magazin „Die Gartenlaube“, die populärste deutsche Familienzeitschrift, die als „Wochenzeitung“ noch bis zum Ende der DDR erschien.
Der biedermeiersche Romanschreiber Ferdinand Stolle hinterließ die „Deutschen Pickwickier“, eine liebevolle Beschreibung Grimmas um 1850 und eben sein Gedicht “Im Tale wo die Mulde fließt…“. Genug Gründe, ihm gegenüber seiner Gartenlaube ein Denkmal zu errichten. Knapp 150 Jahre sind seit Stolles Ableben vergangen. Der sandsteinerne Obelisk ist in die Jahre gekommen. Immer wieder wüten dumme Menschen um das Monument. Der unbefriedigende Zustand kann sich ändern, wenn der Erholungswald von der Öffentlichkeit mehr angenommen und akzeptiert wird. Ãœber den gegenwärtigen Zustand ärgerte sich Frau Dr. Aline Hanschmann – die „Grimmaer Mutter Courage“ – wurde aktiv.
Eine Restaurierung wurde angeschoben. Steinmetzmeister Bernd Möbius aus Seelingstädt begann Ende Juni mit der Reinigung des Sandsteines. Mitglieder des Geschichts- und Altertumsvereines halfen dabei. Bernd Möbius arbeitet handwerklich und traditionell. Dabei gab es gleich eine Überraschung: die einst vergoldete Inschrift war offenbar falsch gelesen worden und enthält ein bisher übersehenes falsches Datum! Wenn nächstes Jahr wieder Fördermittel bewillig werden, kann die Arbeit fortgesetzt und hoffentlich endlich abgeschlossen werden.
Foto/Text: Rudolf Priemer