Elsa Brandstrøm: Vorbild für selbstlose Hilfe

Gedok würdigt 130 Geburtstag des Engels von Sibirien mit Vernissage

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Ausstellung der Installation von Ute Hartwig-Schulz Foto: Detlef Rohde
Foto: Elsa_Brandström
Bundesarchiv, Bild 183-R06836 / CC-BY-SA 3.

Grimma. Am 22. März wird anlässlich des 130 Geburtstages der Schwedin Elsa Brandstrøm, vielen auch als der Engel von Sibirien bekannt, in der Klosterkirche Grimma eine Ausstellung eröffnet. Künstlerinnen der Gedok Gruppen Leipzig/Sachsen und Bonn haben Werke geschaffen, die an das Wirken dieser einzigartigen Frau erinnern sollen.

Elsa Brandstrøm wurde am 26. März in St. Petersburg als Tochter eines schwedischen Militättaches geboren. Im 2. Weltkrieg reiste sie als Krankenschwester mit dem damals neugegründeten Roten Kreuz nach Sibirien, um Kriegsgefangene aller Nationen in den Lazaretten und Gefangenenlagern zu versorgen. Schon zu Lebzeiten wurde ihr von den Soldaten der Titel „Engel von Sibirien“ verliehen. Die Arbeit der Schwedin war nicht ungefährlich und erforderte viel Mut. Immerhin verstieß sie gegen Einreiseverbote der damals neugegründeten Sowjetunion, verstieß gegen gesellschaftliche Normen und machte eigentlich alles anders, als man es von einer Frau in der damaligen Zeit von einer Frau erwartet hätte. Kurzum, sie machte alles richtig!

Das Elsa Brandstrøm auch tiefe Spuren in Sachsen und besonders im Muldental hinterlassen hat, wissen nur die wenigsten. Es ist letztendlich dem Wurzener Heimatforscher Jens Haubner zu verdanken, dass man die Herkunft des Kriegerdenkmals „Die Krankenschwester“ bestimmen konnte. Elsa Brandstrøm stand dem Bildhauer für diese Plastik Modell. Der Ruf der Krankenschwester aus Schweden war schon in den Zeiten des 1. Weltkrieges und danach legendär. Allein für diese Leistungen hätte sich die Mittvierzigerin entspannt zurücklehnen können. Das war allerdings nicht ihre Art. Sie hatte die Gräuel des Krieges vor Augen und war sich sicher auch bewusst, dass der 2. Weltkrieg unmittelbar bevorstand und wusste um das Leid der Kinder.

Nach dem 2. Weltkrieg war sie eine der Mitgründerinnen der noch heute existierenden Hilfsorganisation „Care“ und das aus gutem Grund. Der Krankenschwester war bewusst, dass sie für die Zeit nach dem Krieg viel Geld für ihre Hilfsprojekte benötigen würde. Unabhängig der Schuldfrage konzentrierte ich Brandstrøms Wirken fast ausschließlich in Sachsen

In Bad Marienborn (Landkreis Bautzen) sorgte sie sich in einem Arbeitssanatorium um ehemalige deutsche Kriegsgefangene. Sie gründete landesweit Kinderheime für Waisen, deren Väter in der Kriegsgefangenschaft verstorben waren. Bei Mittweida gründete und leitete sie für sieben Jahre ein Kinderheim für rund 200 Waisenkinder und schuf ihnen so in dieser Zeit, die von Hunger geprägt war, ein Heim und eine Zukunft. Die dafür benötigten 100 000 US-Dollar sammelte sie auf einer Vortragsreise durch die USA. 100 000 Dollar hatten damals einen Gegenwert von mehr als 420 000 D-Mark, eine für diese Zeit riesige Geldsumme.

Die Prösitzer Bildhauerin Ute Hartwig-Schulz, die die Ausstellung von 20 Künstlerinnen am 22. März in der Klosterkirche Grimma angeregt hat, ist eine glühende Verehrerin von Elsa Brandstrøm. „Diese Frau hat über Grenzen hinweg, ohne Ansehen der Nationen, das Leid der Menschen erkannt und gehandelt. Sie brachte den Menschen, egal welcher Nation sie angehörten, ein wärmendes helles Licht in eine tiefschwarze Nacht. Sie hat unzähligen Kindern das Leben gerettet, wurde mit Preisen überhäuft. Die Ironie des Schicksals zeigt aber auch, dass sie fünfmal für den Friedensnobelpreis nominiert war und ihn nie bekommen hatte. Die aber, die mit diesem Nobelpreis ausgezeichnet worden sind und es auch heute noch werden, haben und hatten in der Mehrheit einen großen Anteil an dem Leid der Menschen, das Elsa Brandstrøm zu lindern suchte!“

In der Ausstellung sind Arbeiten von zwanzig Künstlerinnen zu sehen, darunter auch Werke von Sigrid Schmidt (Leipzig), Christine Theile (Bonn) und Ute Hartwig-Schulz (Prösitz/Grimma).

Ute Hartwig-Schulz stellt keramische Arbeiten und Namenszüge aus, die in gemeinsamen Projekten mit zugewanderten Kindern aus den Kriegsgebieten entstanden sind. Sigrid Schmidt stellt eine fotografische Arbeit unter dem Titel Bewölkung aus, die sich mit dem Thema Krieg auseinandersetzt. Christine Theile bring Liebesgaben in die Ausstellung. Sie will an die Rucksäcke von Elsa Brandstrøm erinnern, die die Rotkreuzschwester mit den nötigsten Dingen zum Überleben den Soldaten an die Front mitgegeben hat.