Sachsen. Normalerweise dauert die „Zeckensaison“ in Deutschland vom Frรผhjahr bis in den Spรคtherbst hinein (im Schnitt von Mรคrz bis Oktober). Zecken sind รbertrรคger verschiedener Krankheitserreger bei Mensch und Tier, beispielsweise von Borrelien und dem Frรผhsommer-Meningoenzephalitis
Im Jahr 2024 wurden 1.628 Erkrankungsfรคlle der Lyme-Borreliose in Sachsen gemeldet, wobei von einer Untererfassung auszugehen ist. Borrelien sind Auslรถser der Lyme-Borreliose, die zu den am hรคufigsten durch Zecken hervorgerufenen Erkrankungen in der nรถrdlichen Hemisphรคre zรคhlen. Die Lyme-Borreliose kann verschiedene Organe betreffen und zu verschiedenartigen Beschwerden fรผhren.
Die FSME-Infektionen kommen grundsรคtzlich seltener vor. Dennoch wurden im Jahr 2024 insgesamt 63 Fรคlle von FSME in Sachsen gemeldet, was einen deutlichen Anstieg im Vergleich zu den Vorjahren (Abbildung 1) darstellt. Insgesamt 60 Erkrankte infizierten sich sicher in Sachsen, zwei Patienten infizierten sich in รsterreich und bei einem Fall lieร sich der Expositionsort innerhalb Deutschlands nicht eindeutig bestimmen. 36 der Erkrankten (57 Prozent) litten nur unter grippalen Krankheitszeichen und Kopfschmerzen wรคhrend 27 Patienten eine neurologische Symptomatik aufwiesen (Meningitis und Enzephalitis also Entzรผndung des Gehirns bzw. seiner Hรคute). Die Zahl der schweren Verlรคufe steigt mit dem Lebensalter.
Gesundheitsministerin Petra Kรถpping: „Am wirksamsten schรผtzt man sich vor einer FSME-Infektion, indem man Zeckenstiche vermeidet. Das geht am einfachsten mit entsprechender Kleidung und den bekannten Zeckenschutzmitteln zum Auftragen auf die Haut. Menschen, die sich in der freien Natur in FSME-Risikogebieten aufhalten, ist eine Impfung zu empfehlen. Die Impfung ist gut vertrรคglich und sehr wirksam.“
Das Robert Koch-Institut aktualisiert jรคhrlich die FSME-Risikogebiete in Deutschland. Im Jahr 2014 wurde der Vogtlandkreis das erste FSME-Risikogebiet in Sachsen. In den darauffolgenden Jahren erhรถhte sich die Anzahl weiter bis auf zuletzt 10 von 13 sรคchsischen Land- und Stadtkreisen. Weitere durch zeckenรผbertragene Krankheitserreger sind beispielweise Rickettsien, Babesien oder das Alongshan-Virus- (ALS-Virus). Infektionen mit diesen Erregern fรผhren in Deutschland รผberwiegen zu milden oftmals grippeรคhnlichen Symptomen. In der Regel findet keine Labordiagnostik zum Nachweis dieser Erreger statt.
Weitere Informationen
Der beste Schutz vor zeckenรผbertragenen Krankheitserregern ist das Vermeiden von Zeckenstichen, das rasche Entfernen von Zecken und die Impfung gegen FSME. Durch entsprechende Kleidung (langรคrmlige Oberteile, lange Hosen, Hosenbeine in die Socken stecken) oder zeckenabweisende Mittel kรถnnen Zeckenstiche vermieden werden. Fรผr die Blutmahlzeit suchen Zecken mรถglichst geschรผtzte Stellen auf dem Kรถrper. Daher wird empfohlen den Kรถrper nach einem Aufenthalt im Freien abzusuchen, insbesondere der Kopf (Haaransatz, Ohren), die Achseln, der Hals, die Ellenbeugen, die Kniekehlen, der Bauchnabel, der Genitalbereich und der Hรผftbereich auf dem die Hose aufliegt oder unter der Armbanduhr. Durch das zeitnahe Entfernen von Zecken kann vor allem eine Infektion mit Borrelien, die erst einige Stunden nach dem Zeckenstich รผbertragen werden, verhindert werden. Saugende Zecken werden mittels Pinzette oder anderen geeigneten Hilfsmittel wie beispielsweise Zeckenzange, Zeckenkarte oder Zeckenschlinge so hautnah wie mรถglich erfasst und kontrolliert herausgezogen. Die Einstichstelle sollte fรผr einige Wochen nach dem Stich gelegentlich kontrolliert werden. Treten nach einem Zeckenstich Krankheitssymptome oder Hautrรถtungen um die Einstichstelle auf, sollte umgehend ein Arzt aufgesucht werden.
Eine Behandlung der Lyme-Borreliose erfolgt durch die Gabe von Antibiotika, ein prรคventiver Schutz durch eine Impfung steht nicht zur Verfรผgung. Im Gegensatz zu den Borrelien kรถnnen FSME-Viren sofort nach dem Zeckenstich รผbertragen werden. Um schwer verlaufende FSME-Infektion zu vermeiden, wird bei Aufenthalt in Risikogebieten die Impfung gegen FSME empfohlen. Die Impfung ist gut vertrรคglich und sehr wirksam. Fรผr eine komplette FSME-Impfung werden drei Injektionen benรถtigt, wobei die ersten beiden Impfungen regulรคr im Abstand von ein bis drei Monaten durchgefรผhrt werden sollten. Eine dritte Impfung nach weiteren fรผnf bis zwรถlf Monaten schlieรt die sogenannte Grundimmunisierung ab und verleiht einen Schutz fรผr mindestens drei Jahre. Nach vollstรคndiger Impfung kann bei 99 Prozent der Geimpften mit einem Schutz vor FSME gerechnet werden. Auffrischimpfungen werden alle 3 bis 5 Jahre empfohlen.
Circa 19 Prozent der sรคchsischen Bevรถlkerung verfรผgt รผber einen ausreichenden Impfschutz gegen FSME (Tabelle 1). Dabei kรถnnte ein Groรteil der FSME-Erkrankungen durch eine Steigerung der Impfquote verhindert werden. Die Mehrzahl der in den letzten fรผnf Jahren in Sachsen gemeldeten FSME-Fรคlle war ungeimpft oder nur unvollstรคndig geimpft, lediglich ein 65-jรคhriger Patient besaร zum Zeitpunkt der Erkrankung einen vollstรคndigen Impfschutz.