Sachsen. Mit Chapo ist am Mittwochabend, 10. Juli der vierte Luchs im Eibenstocker Forst/Westerzgebirge ausgewildert worden. Das teilte das Sรคchsische Landesamt fรผr Umwelt, Landwirtschaft und Geologie (LfULG) heute in Dresden mit.
Chapo (spanisch: ยปder Kleineยซ) ist nach einem reibungslosen Transport flink und zielstrebig aus der Transportkiste gesprungen und nach circa 40 Metern im Unterholz des Waldes verschwunden. Das Luchsmรคnnchen ist ein reichliches Jahr alt und gesund, jedoch in der Ranzzeit im kommenden Spรคtwinter noch nicht geschlechtsreif. Um den Erfolg der Auswilderung zu รผberwachen und das Projekt weiterhin wissenschaftlich zu begleiten, wurde auch Chapo mit einem GPS-Senderhalsband ausgestattet. Besonders bei dem halbstarken und noch wenig erfahrenen Luchsmรคnnchen liefert die รberwachung der Aufenthaltsorte wichtige Daten รผber sein Verhalten in der Natur und Hinweise auf seinen Zustand.
Bereits im Frรผhjahr 2024 wurden die drei Luchse Juno, Alva und Nova erfolgreich ausgewildert, die sich noch immer im Erzgebirge aufhalten. Luchse bleiben bekanntermaรen gerne dort, wo sich bereits Artgenossen befinden. Die Wรคlder des Westerzgebirges bieten aufgrund ihrer Grรถรe und Struktur ideale Voraussetzungen, um weitere Luchse auszuwildern.
Ursprรผnglich war Chapo fรผr das Europรคische Erhaltungszuchtprogramm als Zuchttier vorgesehen. Dafรผr wurde er Anfang Juni in das Luchsschaugehege im Oberharz transportiert. Kurz darauf gelang es dem Jungluchs, den Gehegezaun zu รผberwinden. Er konnte sofort wieder eingefangen werden, versuchte aber immer wieder einen Weg aus dem Gehege zu finden und kam dadurch nur schwer zur Ruhe. Das veranlasste die Verantwortlichen, den Luchs fรผr eine Auswilderung im Rahmen des sรคchsischen RELynx-Projektes vorzuschlagen. Daraufhin wurden die notwendigen Vorbereitungen zur Freisetzung im Westerzgebirge getroffen.
Chapo erfรผllt alle Voraussetzungen, als Wildluchs in der Natur zu bestehen. Von Expertinnen und Experten des Linking Lynx-Netzwerks, das sich mit der Erhaltung, dem Monitoring und dem Management des Karpatenluchses beschรคftigt, wurden er und seine Brรผder als scheu und potentiell fรผr Wiederansiedlungsprogramme geeignet eingestuft. Zudem wuchs Chapo mit seinen Geschwistern in einer groรen Luchsanlage des Tiergartens Nรผrnberg auf. Dabei wurde auf wenig Kontakt mit den Tierpflegenden und auf die Fรผtterung mit Wildfleisch geachtet.
Neues zu den im Frรผhjahr ausgewilderten Luchsen Juno, Alva und Nova: Alle drei Tiere haben Streifgebiete in den Wรคldern des Westerzgebirges etabliert. Sie verhalten sich unauffรคllig, รผberwinden tรคglich auch grรถรere Straรen und werden nur selten gesehen. Im Schnitt reiรen die Luchse jeweils ein Reh pro Woche. Bislang gab es keine Nutztierrisse.
Das Luchsmรคnnchen Juno, das aus dem Wildkatzendorf Hรผtzscheroda in Thรผringen stammt, hatte sich im ersten Monat nach seiner Auswilderung noch ausschlieรlich von Hasen und Fรผchsen ernรคhrt. Mittlerweile ist er ein versierter Rehjรคger und hat inzwischen auch sein Streifgebiet vergrรถรert. Hingegen haben die beiden Luchsweibchen Alva und Nova, beide Wildfรคnge aus dem Schweizer Jura, weitlรคufige Streifgebiete. Alva hรคlt sich gerne auf der tschechischen Seite des Erzgebirges im Bereich zwischen Stลรญbrnรก, ล indelovรก und Pลebuz auf, ist aber nach wie vor hรคufiger auf deutscher Seite unterwegs. Seit einigen Wochen erkundet Nova die Wรคlder weiter รถstlich bis Bockau und Erlabrunn. Am 02.07.2024 konnte รผber die GPS-Halsbรคnder lokalisiert werden, dass Nova und Juno nur wenige hundert Meter voneinander entfernt waren. Es ist nicht auszuschlieรen, dass sie sich getroffen haben.