Grimmas Brücken verbinden

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Pöppelmannbrücke
Foto: Archivbild Pöppelmannbrücke

Grimma. Zur Geschichte dieser Stadt gehörten schon immer Brücken. Ob die Straßenbrücke der S11, die berühmte Pöppelmannbrücke, die ehemalige Eisenbahnbrücke oder die Hängebrücke. Jedes dieser Bauwerke hat eine eigene Geschichte, welche wir hier im Artikel erzählen wollen. Es handelt sich um einen Reupload aus dem Jahr 2015, der leider aus technischen Gründen nicht mehr funktionierte.

Die Pöppelmannbrücke

DSC 0020Die Pöppelmannbrücke, wohl die berühmteste Brücke, überspannt die Mulde im nördlichen Bereich der Altstadt. Das Bauwerk trägt den Namen ihres ursprünglichen Planers, des bekannten Barockarchitekten Matthäus Daniel Pöppelmann, und dient heute dem Fußgänger- und Radverkehr. Das denkmalgeschützte Bauwerk aus dem Jahr 1719 hatte ursprünglich sechs Korbbögen, von denen seit dem Augusthochwasser 2002 noch vier Bögen erhalten sind. Der mittlere Brückenabschnitt besteht seit 2012 aus einer Stahlrohr-Sprengwerkbrücke. Die Brücke ist 143m lang.

1771 Holzbruecke 486
Foto: Stadt Grimma

Zur Geschichte: Bei Grimma lag im Spätmittelalter im Zuge des alten Handelsweges Hohe Landstraße, die von Polen über Schlesien, die Lausitz und die Mark Meißen weiter über Leipzig, durch Thüringen nach Frankfurt am Main verlief, eine Furt durch die Mulde. Ein erster fester Muldenübergang oberhalb von Grimma ist für das Jahr 1292 urkundlich belegt. Die zweite hölzerne Brücke entstand Anfang des 14. Jahrhunderts wohl am Standort der heutigen Brücke, einer Engstelle des Flussbettes. Im Verlauf des Schmalkaldischen Krieges wurde das Bauwerk im Frühjahr 1547 auf Befehl von Herzog Moritz von Sachsenniedergebrannt. 1548 folgte der Bau der dritten Brücke, die erneut aus Holz bestand, allerdings im Uferbereich schon massive Pfeiler hatte. 1637 steckten im Verlaufe des Dreißigjährigen Krieges schwedische Truppen die Brücke in Brand. Nachdem die Stadt Grimma im Jahr 1700 aufgrund fehlender finanzieller Mittel alle Rechte an der Brücke aufgegeben hatte, ließ Kurfürst August der Starke für die Eilpostlinie Dresden–Leipzig eine neue Brücke nach einem Entwurf und unter Leitung des Oberlandbaumeisters Matthäus Daniel Pöppelmann errichten. Die Grundsteinlegung war am 1. Juli 1716, die Inbetriebnahme des 20.000 Taler teuren Bauwerks folgte im Januar 1719. Zum Bau der Bögen und Pfeiler wurde roter Rochlitzer Porphyrtuff verwendet Die Brücke wurde mit einem barocken Wappenstein verziert. Der besteht im oberen Teil aus Krone und Wappen und im unteren Teil aus einer Inschriftentafel: „Für die Ewigkeit – unter der Herrschaft und auf Kosten Friedrich Augusts, König von Polen und Kurfürst von Sachsen, des gütigen Fürsten und unvergleichlichen Landesvaters, ist dieses stolze Bauwerk an Stelle einer 1637 zerstörten Brücke seit 1716 aus Steinquadern errichtet wurden, gleichsam als Denkmal der königlichen und kurfürstlichen Gnade.“ Zur Refinanzierung wurde 1725 ein Brückenzoll eingeführt.

1947 Stahlfachwerk 670
Foto: Stadt Grimma

1813 zerstörten Kosaken im Kampf gegen Napoleon beim Rückzug die hölzerne Hausbrücke durch ein Feuer. Drei Jahre später war eine neue Hausbrücke aufgebaut. 1894 folgte ein größerer Umbau der Pöppelmannbrücke. Die nutzbare Breite wurde durch Abbruch der massiven Brüstungen und deren Ersatz durch ein Eisengeländer vergrößert und die hölzerne Hausbrücke durch einen stählernen Fachwerkträger mit parabelförmig gekrümmtem Obergurt und untenliegender Fahrbahn ersetzt. Außerdem wurden Kanzeln auf den breiteren Pfeilern errichtet.
Am 15. April 1945 sprengte die Wehrmacht den stählernen Brückenteil. In der Folge überspannte eine Hängebrücke für Fußgänger die Mittelöffnung, bis 1947 ein Behelfsüberbau bestehend aus zwei parallelgurtigen Fachwerkträgern mit einem doppelten Holzbohlenbelag eingebaut wurde. Ab dem 4. Juli 1972 ersetzte eine stählerne Konstruktion mit einer obenliegenden Stahlblechfahrbahn und einem Gussasphaltbelag die Behelfsbrücke, die aus verschiedenen Stahlresten zusammengesetzt war. Nach der Inbetriebnahme einer zweiten Muldebrücke für den Straßenverkehr in der Stadt Grimma im Jahr 1996 begann 1999 eine umfangreiche Grundinstandsetzung der Pöppelmannbrücke. Dabei wurden unter anderem aufgrund erheblicher Schäden der Mittelteil, die stählerne Fachwerkbrücke, durch ein schlankes Stahlbeton-Sprengwerk ersetzt und die Natursteinbögen durch Leichtbeton verstärkt. Anlässlich der 800-Jahr-Feier Grimmas folgte am 13. September 2000 die erneute Inbetriebnahme des denkmalgerecht umgebauten Bauwerks als Fußgängerbrücke. Keine zwei Jahre später führte das Augusthochwasser am 13. August 2002 zum Teileinsturz der Brücke. Am 20. August 2012 wurde die Brücke wiedereröffnet. Der Neuaufbau hatte 6,4 Millionen Euro gekostet. Zur Verbesserung des Hochwasserschutzes war von den drei zerstörten historischen Gewölbebögen am rechten Ufer nur einer wiedererrichtet worden. Ein leichter Sprengwerkbogen in Stahlbauweise überspannt die jetzt ungefähr doppelt so große Hauptöffnung. Im Jahr 2019 wurden 300 Jahre Pöppelmannbrücke gebührend gefeiert.

Die Hängebrücke

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Foto: Sören Müller

Die Hängebrücke wurde 1924 erbaut, nachdem ein Hochwasser die hölzerne Tonnenbrücke zerstört hatte. 1945 wurde sie gesprengt und 1949 wieder hergestellt. Sie hatte einst einen gelben Anstrich. Nach der Flutkatastrophe 2002 wurde die Hängebrücke komplett saniert und erfreut als längste Hängeseilbrücke Sachsens die Besucher. Nach dem erneuten Hochwasser 2013 wurde sie wieder saniert und zum Landesmusikfest 2015 eröffnet.

Die ehemalige Eisenbahnbrücke

Die Bahnstrecke Glauchau–Wurzen, auch Muldentalbahn genannt, war eine Nebenbahn in Sachsen. Sie verlief in den Tälern von Zwickauer Mulde und Vereinigter Mulde von Glauchau über Rochlitz und Grimma nach Wurzen. Erbaut und betrieben wurde die als Hauptbahn erbaute Strecke zunächst von der Muldenthal-Eisenbahngesellschaft, die 1878 vom sächsischen Staat übernommen wurde. Obwohl die Strecke Glauchau–Wurzen seit dem Zweiten Weltkrieg durch die Brückensperrung der Rabensteinbrücke zweigeteilt war, hatte die Strecke weiterhin eine große Bedeutung. Neben dem starken Berufsverkehr gehörte die Textilindustrie und zahlreiche Sandgruben zu den wichtigsten Transportkunden. Erst nach der Wende 1989/90 kam es zu einem rapiden Einbruch in der Verkehrsnachfrage, sodass der Verkehr schrittweise bis Anfang der 2000er-Jahre eingestellt wurde. Der Streckenabschnitt Glauchau–Großbothen wurde von der Deutschen Regionaleisenbahn (DRE) 2005 gepachtet und ist zurzeit weitgehend ohne Verkehr, die restliche Strecke bis Wurzen ist stillgelegt. Infolge der Zerstörung der Rabensteinbrücke am 15. April 1945 war die Strecke seit dem Zweiten Weltkrieg zwischen Großbothen und Grimma unterbrochen. Der Oberbau wurde zwischen diesen Bahnhöfen als Reparationsleistung abgebaut. Trotz Reparatur der Brücke war es wegen Materialmangels nicht mehr möglich, das Streckengleis wieder aufzubauen. In den 1960er-Jahren entfernte man die Flutüberbauten und einen Stromüberbau der Rabensteinbrücke. Am 28. Mai 1967 wurde der Zugverkehr zwischen Grimma und Nerchau eingestellt. Ab dem 24. September 1967 fuhren die Züge wieder von Golzern nach Wurzen, dieser Streckenabschnitt wurde jedoch am 31. Mai 1969 für den Reiseverkehr endgültig geschlossen. Der Abschnitt wurde als Streckenrangierbezirk und damit Bahnhofsgleis des Bahnhofs Wurzen im Güterverkehr weiterbedient. Zwischen Nerchau und Golzern erfolgte noch in den 1970er-Jahren eine Oberbauerneuerung. Bei Dorna-Döben wurde das freie Planum zur Verbreiterung der Straße genutzt. Der letzte erhaltene Überbau der Rabensteinbrücke, die Pfeiler und das Widerlager auf dem linken Muldeufer wurden Anfang der 1980er-Jahre beseitigt. Die ehemalige Bahntrasse ist heute größtenteils ein Rad- und Fußgängerweg.

Straßenbrücke der S11

DSC 0026666Die Straßenbrücke nördlich der historischen Pöppelmannbrücke wurde 1996 erbaut und sollte die alte Brücke entlasten. Sie ist noch heute eine der wichtigsten Anbindungen zu den östlichen Gemeindegebieten und trotzte den Fluten von 2002 und 2013. Foto: Sören Müller