Identitätskrise bei der Grimmaer CDU? Simmler als umstrittener Kandidat für die Bürgermeisterwahl bestätigt

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Grimma. Gestern Abend wählte der CDU Stadtverband seinen Bürgermeisterkandidaten allerdings einhergehend mit heftiger Kritik und dem Offenlegen von internen Schwierigkeiten.

Nachdem Svend-Gunnar Kirmes, Landtagsabgeordneter, die öffentliche Veranstaltung eröffnete und sich Landratskandidat Henry Graichen aus Neukiritzsch vorstellte, übernahm Lutz Simmler das Wort.
Simmler sprach gut eine Stunde zu seinen Mitgliedern. In seiner Rede ging es um seinen Werdegang, Theologie, bundespolitische Themen und der christlichen Glaubenskraft, welche laut eigenen Aussagen durch Franziskus von Assisi genährt wurde. Seine ersten Schwerpunkte im Wahlkampf sollen unter anderem die Belebung der Innenstadt, die Stärkung der Ortschaftsräte als Verbindungsglied zu den Bürgern im ländlichen Raum und die Stärkung der zwei Gewerbevereine der Stadt Grimma sein. In Grimma gibt es allerdings derzeit nur einen Gewerbeverein, welcher sich ganz aktiv mit vielen Aktionen um die Belebung bemüht und von der Stadtverwaltung und Bürgermeister Berger aktiv unterstützt wird. Er fühle sich mit der Natur und der Landwirtschaft eng verbunden und habe eine Schöpfungsverantwortung. Er sei kein Politiker sondern Sachmensch. Sein Ziel soll sein, die Stadt Grimma wirtschaftlich im Landkreis zu etablieren und die Idendität mit dem Landkreis Leipzig voranzubringen. Er nannte die TLG als zuverlässigen Partner für die Zukunft, dass hier aber einige aktuelle Mieter daran so ihre Zweifel hegen, benannte er nicht. Außerdem möchte er sich für ein Bürger-Dialogforum stark machen. Zum Schluss sprach er über die Begeisterung aller. Die Begeisterung bei den CDU – Mitgliedern hielt sich allerdings deutlich in Grenzen.

Nach gut einer Stunde Redezeit, welche eher ermüdent war , kam man nun zur offenen Diskussion. Ralf Kühne, als erster, Redner, machte seinen Zweifeln gleich Luft. „ Es wäre besser, erst seine eigenen Hausaufgaben zu machen, bevor wir das Stadthaus erobern wollen“. Er könne sich schwer vorstellen das Simmler, der von den Bürgern nicht in den Stadtrat 2014 gewählt wurde, jetzt hier als Bürgermeisterkandidat ernsthafte Chancen hätte. Stadtrat Steffen Grimm wurde noch direkter und machte seinen Standpunkt gleich klar „ich unterstütze die Stadtverwaltung und den Oberbürgermeister Matthias Berger“. Klaus Jürgen Linke, ehem. Bürgermeister Grimmas nannte es ein Trauerspiel, wenn man den eigenen Kandidaten nicht unterstützt. „Berger ist ein Macher und löst einzelne Aufgaben hervorragend aber der Stadt fehle ein Gesamtkonzept, wir müssen das demokratische Recht nutzen und eine Alternative anbieten“ so Dietmar Senf. Seine weiteren Ausführungen waren fast wie Schwarzmalerei für die Stadt und als Solche zu interpretieren. Kirmes versuchte schlussendlich die „Diskussionen“ auf das Wesentliche zu beschränken. Am Ende erhielt der einzige Kandidat, Lutz Simmler, der in Grimma allgemein ohnehin als umstritten gilt, mit 18 Ja-Stimmen, 5 Nein-Stimmen und 2 Enthaltungen sein Mandat. Außerdem gab Kirmes den Stadtverbandsvorstand ab. Hier wurde auch Lutz Simmler als einziger Kandidat bestätigt. Man wolle eine Gesamtlinie fahren.

Fazit: Die ganze Veranstaltung zog sich, durch Formalien und Reden, über mehrere Stunden. Sofern man bei der „Bilderbuch-Rede“ des Kandidaten noch bis zum Schluss folgen konnte, wurde man durch die rege Diskussion, die eigentlich keine Richtige war, weil jeder nur seine Meinung kund tat und kaum darüber inhaltlich diskutiert wurde, einigermaßen entschädigt. Es entstand der Eindruck, dass die CDU in Grimma unter einer Identitätskrise leide. Interne Kommunikationsprobleme untereinander, Passivität im Stadtrat, verpasste Nachwuchsgewinnung und erhebliche Zweifel daran überhaupt einen Kandidaten zu stellen wurden als Argumente gegen eine Kandidatur benannt. Vielmehr kam der Eindruck auf, dass der neue Kandidat von der eigenen Partei vor den sinkenden Kahn gespannt wurde, um einer eventuellen Kandidatur Bergers überhaupt etwas entgegen zusetzen. Die vergangenen Gesprächsergebnisse aus den internen Treffen bestätigen das. Ob Simmler, der als zurückhaltend gilt, welcher sich nicht als Politiker sieht, sondern als Sachmensch, die CDU wieder in Fahrt bringt oder mit der Kandidatur die Partei in Grimma an den Rand der Existenz bringt, bleibt abzuwarten.

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