„Hier geht es um mehr, als um uns“: Darum wird in Grimma am Dienstag demonstriert!

„Stoppt das Krankenhaussterben, rettet die Geburtshilfe in Grimma“: Demonstration am Dienstag, 19. September, in Grimma

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Archivbild Krankenhaus Grimma

Grimma. Am Dienstag wollen die Hebammen und viele Unterstützer ein Zeichen setzen.

Die Krankenhausleitung der Muldentalkliniken gGmbH kündigte den Beleghebammen zum 1. April 2024 den Kreißsaal in Grimma. Der Aufschrei war groß. Eine Mutter startete eine Petition für den Erhalt der Geburtshilfe. In einer Woche kamen über 45.000 Unterschriften zusammen. Am Dienstag dann der nächste Hammer. Nach der Abstimmung des Klinikaufsichtsrates wurde die traurige Nachricht bekannt gegeben, dass der Kreißsaal, die Geburtenstation und die Gynäkologie in Grimma geschlossen werden. In Grimma werden keine Babys mehr geboren. „Wieder wird am falschen Ende gespart, es geht um Frauen und Kinder, um Familien“. Die Serie der Geburtshilfe- beziehungsweise der Pädiatrie-Schließungen setzt sich fortIm Jahr 2015 wurde die Geburtshilfe-Abteilung im Krankenhaus Oschatz geschlossen, so auch im Jahr 2020 im benachbarten Leisnig. Und jetzt 2023 nun Grimma. Wo soll das noch hinführen? Grimmas Oberbürgermeister Matthias Berger unterstützt die Demonstration.

Im Rahmen einer Demonstration, die am Dienstag, 19. September, 17.00 Uhr, auf dem Markt in Grimma beginnt, soll die Übergabe der Unterschriften an die geladenen Gäste, Sachsens Sozialministerin Petra Köpping und Landrat Henry Graichen, Aufsichtsratsvorsitzender der Muldentalkliniken stattfinden. 

Nach einer Kundgebung auf dem Markt, bei der sich eine Hebamme der Hebammenpartnerschaft am Muldentalklinikum, Grimmas Oberbürgermeister Matthias Berger und auch Eltern äußern wollen, setzt sich der Demonstrationszug in Richtung Krankenhaus in Bewegung. Ebenfalls ist ein Redebeitrag von Stephanie Hahn-Schaffarczyk, Vorsitzende des sächsischen Hebammenverbandes, geplant.

Am Krankenhaus Grimma in der Kleiststraße 5 werden symbolisch Grablichter abgestellt, die auf das Krankenhaussterben aufmerksam machen sollen. Die abgestimmte Strecke des Demonstrationszuges führt über die Marktgasse, den Nicolaiplatz, die Zwinger- und Schulgasse über den Wallgraben, an der Sparkasse vorbei über die Straße des Friedens in die Käthe-Kollwitz-Straße. Die Käthe-Kollwitz-Straße und die Kleiststraße werden während der Demonstration halbseitig für den Verkehr gesperrt. An den Querrungen: Straße des Friedens und Wallgraben sei eine Polizeischleuse beantragt. Auf Grund des Demonstrationsgeschehens kann es zu Beeinträchtigungen des Verkehrsflusses kommen. Die Versammlungsbehörde des Landkreises Leipzig bestätigte die Versammlungsanmeldung.

„Hier geht es um mehr, als um uns“, äußerten sich die Hebammen. „Die Frauen, unsere Stadt, unsere Gesellschaft verliert eine Geburtenabteilung. Die Fahrtwege für wehende Frauen zur Geburt werden durch das große Grimmaer Einzugsgebiet von Döbeln, Leisnig, Mutzschen, Wermsdorf über Colditz, Bad Lausick und Naunhof unzumutbar. Frauen, vor allem von zweiten oder dritten Kindern, müssen befürchten, ihre Kinder auf dem Weg in die Geburtsklinik oder im Rettungswagen ohne geburtshilflich qualifiziertes Fachpersonal zu gebären. Die freie Wahl des Geburtsortes wird noch weiter eingeschränkt.“ 

 Hintergrund: Im Jahr 2018 übernahm die neu gegründete eigenständige Hebammenpartnerschaft am Muldentalklinikum Grimma „Wendrich & Partnerinnen“ die Geburtenstation im Krankenhaus Grimma. Seitdem hat sich viel getan. Der Kreißsaal erinnert durch die wohlige Atmosphäre mehr an ein Wohnzimmer als an eine Krankenhausstation. Einen vollbelegten Wartebereich gibt es nicht, da immer jemand da ist, der zur Seite steht. Zuwendung, Nähe und Zeit sind für das hochmotivierte 13-köpfige Hebammen-Team die Arbeitsgrundlage und eine Rundumbetreuung von der Schwangerschaft bis zum Rückbildungskurs gehört zum Gesamtpaket. Das Grimmaer Beleghebammen-Konzept gefällt vielen Paaren und Frauen, die bald Nachwuchs erwarten.

Die Hebammen begleiteten die Schwangeren von Beginn der Schwangerschaft an, über die Geburt hinweg bis ins Wochenbett und in die Stillzeit hinein betreut. Auch die stationär aufgenommenen Schwangeren wurden durch die Hebammen begleitet und fachlich mitversorgt. Da die Muldentalkliniken in eine finanzielle Schieflage gerieten, bewilligte der Kreistag des Landkreises Leipzig im Mai 2023 ein Liquiditätsdarlehen in Höhe von zehn Millionen Euro, um eine drohende Insolvenz abzuwenden. Ein Sanierungsplan soll gegensteuern. So ist unter anderem vorgesehen, die Gynäkologie, die Geburtshilfe und Pädiatrie am Standort Wurzen zu konzentrieren Der Landkreis Leipzig ist alleiniger Gesellschafter der Muldentalkliniken. Die Muldentalkliniken gGmbH betreiben in Grimma und Wurzen jeweils ein Krankenhaus mit insgesamt 355 Planbetten, davon 177 Betten in Grimma und 178 Betten in Wurzen.