Sachsenpokal am Samstag: Grimma gegen Eilenburg

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Foto: FC Grimma

Grimma/Eilenburg. Nach nur drei Meisterschaftsspielen macht die Sachsenliga an diesem Wochenende erst einmal eine kurze Pause. Der Grund dafür ist ganz einfach: die 2. Hauptrunde des Wernesgrüner-Sachsenpokals steht auf dem Plan.

Für den FC Grimma verlief der Start in die neue Serie in der höchsten sächsischen Spielklasse mit vier Punkten aus drei Spielen eher durchwachsen. Nach einem Katastrophen-Auftakt in Markkleeberg, als man mit 0:3 unterlag und sich der Spielfilm gleich nach drei Minuten durch ein Gegentor und eine Rote Karte zum Bösen entwickeln sollte, reparierte man diese Pleite umgehend durch einen deutlichen 4:0-Heimsieg über Aufsteiger Lipsia Eutritzsch. Am vergangenen Wochenende kamen die Muldestädter trotz stattlicher Überlegenheit beim Reichenbacher FC nicht über ein 2:2 hinaus und konnten dabei einen 0:2-Rückstand in Unterzahl wenigstens noch einigermaßen geraderücken.

In Anbetracht der Spielanteile und Tormöglichkeiten war dieser Punkt insgesamt jedoch zu wenig, obwohl man letztlich froh sein muss, in der Endphase diese phasenweise ausweglose Situation wenigstens einigermaßen gerettet zu haben. Steigerungsmöglichkeiten sind deutlich vorhanden, im Pokal will man nun weiteres Selbstvertrauen tanken. Doch der Gegner ist alles andere als von Pappe. Als zur Sachsenliga-Staffeltagung vor gut drei Wochen in Riesa die Pokalauslosung durchgeführt wurde, ging erst einmal ein deutliches Raunen durch die Sportsbar der Feralpi-Arena, als den Grimmaern Oberliga-Aufsteiger FC Eilenburg zugelost wurde. Neben der Begegnung Großenhainer FV gegen Bischofswerdaer FV ist dieses Mulde-Derby sicherlich das absolute Highlight der 2. Hauptrunde im Wernesgrüner-Sachsenpokal. Brisanz dürfte genug vorhanden sein, in der Sachsenliga war dieses Aufeinandertreffen in den letzten Jahren oft von großer Spannung geprägt. Bleibt zu hoffen, dass es diesmal ähnlich sein wird. Der Anstoß im Grimmaer Stadion der Freundschaft erfolgt am Samstag um 14.00 Uhr.

In unnachahmlicher Manier zog der FC Eilenburg in der vergangenen Sachsenliga-Saison seine Kreise und steuerte unaufhaltsam dem Oberliga-Aufstieg entgegen. Am drittletzten Spieltag konnten sich die Nordsachsen dann endlich ihren Traum erfüllen. Mit einem 3:1-Auswärtssieg bei Kickers Markkleeberg machte die Mannschaft von Trainer Nico Knaubel den Staffelsieg perfekt und dies nachdem man bis dahin ungeschlagen durch die Saison durchmarschierte. Die abschließenden Niederlagen daheim gegen Pirna-Copitz (0:3) und bei Rapid Chemnitz (1:3) fielen letztlich absolut nicht mehr ins Gewicht und waren nicht mehr als ein Schönheitsfleck – in einer atemberaubenden Manier wurden die Eilenburger in der abgelaufenen Serie Meister der Sachsenliga. Dass dieser Titel mehr als verdient anzusehen war, belegt die Tatsache, dass der FC mit 74 Treffern die meisten erzielte und mit 27 die wenigsten bekam. Sagenhafte 68 Punkte aus 28 Spielen unterstreichen dies weiterhin eindrucksvoll.

In die neue Spielklasse starteten die Knaubel-Schützlinge gleich furios. Beim 5:2-Auswärtssieg bei Union Sandersdorf setzte man gleich ein deutliches Achtungszeichen und deutete an, dass mit dem FCE auch in der Oberliga zu rechnen sein sollte. Beim folgenden 1:1-Remis gegen den SV SCHOTT Jena war aus Eilenburger Sicht letztlich sicherlich mehr möglich, doch ist man in Nordsachsen immer darauf bedacht als Aufsteiger gesehen zu werden, wo man vielleicht manchmal ab und an noch etwas Lehrgeld bezahlen muss. Dies zeigte sich am vergangenen Freitag, als man in Torgau gegen den FC International Leipzig in der Schlussphase mit 0:2 unterlag. Eilenburg war in dieser Begegnung keinesfalls schlechter – ganz im Gegenteil – doch in Sachen Effektivität hatte die robuste Multi-Kulti-Truppe aus dem Leipziger Osten an diesem Tag ein leichtes Plus gegenüber dem spielstarken Neuling verbucht. Im Vergleich zur Sachsenliga hat sich das Eilenburger Team nur unwesentlich verändert. Neben Torhüter Marko Sujica (China) haben nur die Ergänzungsspieler Richard Seidlitz und Lukas Schlesinger (beide VfB Zwenkau) den Verein verlassen.

Als Zugänge sind nur der regionalliga-erfahrene Schlussmann Andreas Neumann (ZFC Meuselwitz) sowie Allrounder Alexander Vogel (RB Leipzig II) zu verzeichnen. Die Eilenburger setzen auf ein junges, eingespieltes Team, welches auch in der Breite für die Oberliga gut aufgestellt ist. Neben den erfahrenen Sebastian Heidel, Stephan Hofmann und Paul Stöbe setzt Trainer Knaubel auf gut ausgebildete, junge Fußballer, deren Spielstärke absolut unübersehbar ist. Damit hat der Coach in der Sachsenliga Erfolg gehabt, auch in der Oberliga will man mit diesem Konzept für Furore sorgen. Prunkstück des FCE ist zweifelsohne die Offensive. Mit dem Amerikaner Branden Stelmak, der in der vergangenen Serie 14 Tore beisteuerte, hat man mit Moritz Zeiße (13) und Maximilian Röhrborn (8) weitere treffsichere Akteure in den eigenen Reihen. Hinzu kommt, dass der torgefährlichste Abwehrspieler der letztjährigen Sachsenliga-Saison ebenfalls aus Eilenburg kommt – Toni Majetschak traf vergangene Serie als Innenverteidiger sage und schreibe elf Mal. Dies kommt nicht von ungefähr, für ihre Gefährlichkeit bei Standardsituationen sind die Eilenburger seit Jahren bekannt. Fakt ist, dass die Nordsachsen mit Sicherheit auch in der Oberliga auch ihren Weg machen werden.

Die Grimmaer indes waren in der letzten Saison nah dran, dem Liga-Primus die erste Niederlage beizubringen. Nach einer 0:1-Niederlage in Eilenburg waren die Schützlinge von Trainer Daniel Wohllebe im Rückspiel in Grimma das durchaus bessere Team und verbuchte die Mehrzahl der Gelegenheiten. Doch im Stile einer Spitzenmannschaft konnte der FCE das 1:1-Unentschieden über die Zeit retten. Dass man nach dem Aufstieg der Nordsachsen auch in dieser Spielzeit die Klingen kreuzen würde, hätte man sicherlich nicht wirklich gedacht, doch der Pokalwettbewerb macht dies eben möglich. Natürlich gehen die Gastgeber als Underdog in die Begegnung, dies macht schon die Spielklassenzugehörigkeit deutlich. Doch wollen die Grimmaer dem Favoriten über die komplette Spielzeit einen offenen Kampf liefern. Jeder einzelne Akteur wird sich zerreißen und das Letzte aus sich herausholen. Natürlich war am vergangenen Sonntag in Reichenbach insgesamt mehr möglich, doch in Unterzahl einen 0:2-Rückstand noch aufzuholen, beweist schon, dass die Moral beim Sachsenligisten stimmt. Aber natürlich muss man sich darüber im Klaren sein, dass man nur an einer Überraschung schnuppern kann, wenn man sich als Kollektiv insgesamt steigert. Defensiv gilt es weiter an Kompaktheit zuzulegen, offensiv offenbart das Team in Sachen Chancenverwertung derweil noch große Reserven. Dass beides in Zukunft besser werden wird ist unbestritten, doch je eher desto besser. Positiv stimmt natürlich, dass sich die Truppe in Reichenbach eine Vielzahl guter Möglichkeiten herausspielte. Doch das Manko der Verwertung hatten die Grimmaer ja bereits in der vergangenen zwei Spielzeiten.

Nichtsdestotrotz gehen die Einheimischen diese Partie optimistisch an, wohl wissend, dass man gegen den Oberligisten nichts zu verlieren hat und der Druck auf der anderen Seite liegt. In dieser Konstellation ist man zuletzt immer ganz gut gefahren, vielleicht ist es auch diesmal so. Der eine oder andere Spieler hat indes noch das eine oder andere kleine Wehwehchen, doch dürfte dies bis zum Samstag zu lösen sein. Wenn man jemanden für ein Derby gegen Eilenburg noch extra motivieren muss, muss derjenige etwas falsch gemacht haben. Demzufolge brennen alle Grimmaer Akteure auf diesen Pokalfight. Auch Stefan Maruhn, seines Zeichens neben Mirko Dietrich, Dennis-Sven Radig, Max Theinert und Rocky Wedehase ebenfalls ein ehemaliger Eilenburger. Der baumlange Grimmaer Innenverteidiger mit ehemaligen Stürmerblut wurde zwar am Sonntag im Vogtland mit Rot vom Platz gestellt, doch für Pokalspiele ist Maruhn nach dem eingetroffenen Sportgerichtsurteil spielberechtigt.

FC Grimma (Landesliga) – FC Eilenburg (Amateur-Oberliga)

Datum: Samstag, 02.09.2017

Spielort: Stadion der Freundschaft, Grimma

Anstoß: 14.00 Uhr

Text: Tom Rietzschel